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wußtsems gesucht. Verzichtm wir jetzt nuf eine solche Wissenschaft,
so kann die metaphysische Ansicht, nus welcher das Princip der
Moral hervorgehm soll, uur nvch im Glanben gesucht werden.

Allein die Metnphysik des religiösm Glnubms ist uicht
wissenschnstlich begründbar, so wenig wie eine Metaphysik über-
hnupt. Wer daher seiner metaphysischen Vorstellung nuch dic
Ansicht vom Zwecke der Gesellschaft entnimmt und dnraus den
Jnhnlt des Pslichtbewußtseins gewinnt, der thut es aus Grund
seines Glnubens, den ihm Nicmand wehren wird, nber nicht in
der allgemeingiltigen Weise ciuer wisseuschnstlichen Vegründung.
Wie die thevlvgische Metaphysik, so gilt nuch die thevlogische Ethik
nllr unter Voraussetzung deS Glaubens. Abcr ihr großer Vortheil
der psychologischen Ausfassung gegmnber besteht cbcn dnrin, dnß sie
ihrem Glauben ein inhaltliches Princip der Mornl verdankt.

So scheint es, als wnrm wir ain Ende. Die theoretische
Erkenntniß knnn weder unterhalb nvch oberhalb der Gesellschaft
in allgcmeingiltiger Weise den Zlveck und die Aufgabe bestimmm,
welche dieselbe zu ersüllen hnt. Die Psychologie mit ihrein
Glückseligkeitstrieb rcicht nicht aus; die Metnphysik mit ihrem
Weltplnn ift als Wissenschaft nnmöglich und nls Glaube nicht
beweisbar. blnd dabei müßten wir uns mit dem mageren
Ertrag des sormnlen Princips und der sormalm nnd socialen
Pflichten begnügen, wenn cs nicht gelänge, einen allgemeingiltigen
Znhalt sür das gesellschnstliche Pslichtbewußtsein zu finden.

Aber sollte denn wirklich die Kenntniß des „Weltplans"
dazu nöthig sein, um die Ausgnbe der Gcsellschast zn bestimmen,
nnd svllte, da wir doch iic jeder historischen Gesellschaft irgend-
wie cine Vorstellung von ihrer Ausgabe finden, sich gar kein
nllgcmeiner Begrisf dcrselbm in dcm Wesen der Gesellschaft
selbst erfassen lassen?

Bei allen Normen handelt es sich um die Fordcrung von
etwnS Allgemcingiltigem. Jndem wir dem Merkmal, daß übcr-

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