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311

sellschaft, der du angehörst, ihr gemeinsamer geistiger Gehalt
zum Bewußlsein und zur Herrschaft gelange,

Aus diesem Grundsatz ergeben sich dann wieder nach der
Methode des teleologischen Znsammenhangs eine Anzahl beson-
derer Pslichten, welche als Culturpslichten zu bezeichnen sein
dürften. AlS Leitfaden sür ihre Ausfindung müßte wieder die
psychologische Eintheilung sich darbieten, wonach das Gesammt-
bewußtsein sich aus den drei Gebieten des Vorstellens, Fühlens,
Wollens zu entwickeln hat, und immer handelte es sich um die
unerlaßlichen Bedingungen sür die Gemeinsamkeit diescr Thätig-
keiten. Jene inhaltlichen Hauptpflichten der Wahrhaftigkeit,
der Sympathie, des Wohlwollens, aus welche alle ethischen
Untersuchungen hindrängen, erscheinen hier neben anderen als
die nothwendigen teleologischen Consequenzen der Aufgäbe, und
als die Realisirung des Cultursystems treten uns die drei
großen Güter Wifsenschast, Kunst und Staat entgegen.

Doch seien diese Ausführungen auch sür diesen wichtigsten
Theil nur kurz hier angedeutet, wo es sich wesentlich um das
Princip der Moral und um den Nachweis handelte, daß die
kritische Methode auf dem Wege der teleologischen Ableitung
zur Begründung eines Systems der Ethik sähig ist, welches von
der Mannichfaltigkeit der besonderen Maximen in den historisch
Ledingten Formen der menschlichen Gesellschast völlig unab-
hängig und dabei doch weit davon entfernt ist, in leeren Ab-
straeiionen hangen zu bleiben. Freilich ist eine solche Behand-
lung der „practischen" Philosophie eminent unpractisch: sie weiß
über Armenpflege, Steuerpolitik und andere Tagessragen durch-
aus keine Rathschläge zu ertheilen; aber vielleicht entschädigt
sie den Einen oder den Anderen dasür durch die Besinnung
aus Dasjenige, was am Ende der Tage ebenso gelten wird, wie
am Ansang.
 
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