I. FORSCHUNGSLAGE UND AUFGABENSTELLUNG
Die Bauuntemehmungen des Kardinals und Herzogs Jean Armand du
Plessis de Richelieu sind nur unzureichend untersucht. Für das ehemalige
Palais-Cardinal in Paris liegt eine umfassende Quellenbehandlung durch
Victor Champier und G.-Roger Sandoz1 vor. Kunsthistorische Probleme
wurden erst in den letzten Jahren von Tony Sauvel2 erörtert. Eine Unter-
suchung der ursprünglichen Ausstattung fehlt. Die Sorbonne ist nahezu un-
bearbeitet. Den letzten Stand der Forschung gibt - neben Blunt’ s Gesamt-
darstellung3 - ein Kirchenführer von Roger-Armand Weigert4 wieder.
Auch die von Richelieu um- oder neugebauten Schlösser haben bis-
her wenig Beachtung gefunden. Rueil0 un^ Limours sind fast unbekannt.
Auf Schloß Saujon7 ist erst in jüngster Zeit von Paul Roudie und Rene
Crozet hingewiesen worden. Schloß und Stadt Richelieu sind seit dem
späten 19. Jahrhundert das Thema einiger Aufsätze und eines Buches ge-
wesen.
Alle genannten Bauten des Kardinals hat der Architekt Jacques Le-
mercier8 geplant und ausführen lassen. Eine Monographie über ihn fehlt.
Sie dürfte auch nicht zu schreiben sein, ehe nicht monographische Bear-
beitungen seiner Hauptwerke vorliegen.
Auch die Maler und Bildhauer, die der Kardinal beschäftigte, haben
bisher keine ausreichende Behandlung erfahren, wohl weil es sich durch-
weg um Meister zweiten Ranges handelt. Das Werk von Berthelot®, Pre-
vost1®, Deruet11, Freminet12 ist unerforscht. Nur Philippe de Cham-
paigne13, der für Schloß Richelieu nicht gearbeitet hat, hat sich größerer
Aufmerksamkeit erfreut.
Die bisher umfangreichste Arbeit über Schloß und Stadt Richelieu
legte der Abbe Bosseboeuf 189014 vor. Die Qualität entspricht in keiner
Weise der Seitenzahl. Das Buch ist in weiten Teilen unbenutzbar. Quellen
sind häufig ungenau oder überhaupt nicht zitiert. Einfühlungsgabe ersetzt
saubere Dokumentation. Bosseboeuf konnte auf einer Reihe von Arbeiten
aufbauen, besonders auf einer Aufsatzfolge von Edmond Bonnaffe13, die
1883 auch als Buch erschien13. Die ”Recherches sur les collections des
Richelieu” schildern den Kardinal als Kunstsammler und Bauherrn von
beispielgebender Bedeutung. Für Bonnaffe war ”le plus grand ministre
de la France ... aussi le plus illustre de ses amateurs”, eine Auffassung,
die zu diskutieren ist.
Gleichzeitig mit Bonnaffe beschäftigten sich A.de Boislisle17 und
Emile Molinier13 mit den Sammlungen des Kardinal-Herzogs, ohne we-
sentlich mehr als die Publikation von Inventaren zu bringen. Ebenfalls
1882 publizierte Charles de Grandmaison1® eine der zahlreichen Beschrei-
bungen des Schlosses. In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Doku-
mente veröffentlicht. 1901 von Arthur Labbe8®, 1909 bzw. 1910 von Mau-
rice Tourneux21, 1919 von Pierre Raveau22, 1929 von Mlle Sainte-Beuve23,
1935 von Maurice Dumolin . Neben den archivalischen Fundberichten
sind nur A. E.Brinckmann 191425 und Eugene Pepin 19282® zu nennen, wenn
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Die Bauuntemehmungen des Kardinals und Herzogs Jean Armand du
Plessis de Richelieu sind nur unzureichend untersucht. Für das ehemalige
Palais-Cardinal in Paris liegt eine umfassende Quellenbehandlung durch
Victor Champier und G.-Roger Sandoz1 vor. Kunsthistorische Probleme
wurden erst in den letzten Jahren von Tony Sauvel2 erörtert. Eine Unter-
suchung der ursprünglichen Ausstattung fehlt. Die Sorbonne ist nahezu un-
bearbeitet. Den letzten Stand der Forschung gibt - neben Blunt’ s Gesamt-
darstellung3 - ein Kirchenführer von Roger-Armand Weigert4 wieder.
Auch die von Richelieu um- oder neugebauten Schlösser haben bis-
her wenig Beachtung gefunden. Rueil0 un^ Limours sind fast unbekannt.
Auf Schloß Saujon7 ist erst in jüngster Zeit von Paul Roudie und Rene
Crozet hingewiesen worden. Schloß und Stadt Richelieu sind seit dem
späten 19. Jahrhundert das Thema einiger Aufsätze und eines Buches ge-
wesen.
Alle genannten Bauten des Kardinals hat der Architekt Jacques Le-
mercier8 geplant und ausführen lassen. Eine Monographie über ihn fehlt.
Sie dürfte auch nicht zu schreiben sein, ehe nicht monographische Bear-
beitungen seiner Hauptwerke vorliegen.
Auch die Maler und Bildhauer, die der Kardinal beschäftigte, haben
bisher keine ausreichende Behandlung erfahren, wohl weil es sich durch-
weg um Meister zweiten Ranges handelt. Das Werk von Berthelot®, Pre-
vost1®, Deruet11, Freminet12 ist unerforscht. Nur Philippe de Cham-
paigne13, der für Schloß Richelieu nicht gearbeitet hat, hat sich größerer
Aufmerksamkeit erfreut.
Die bisher umfangreichste Arbeit über Schloß und Stadt Richelieu
legte der Abbe Bosseboeuf 189014 vor. Die Qualität entspricht in keiner
Weise der Seitenzahl. Das Buch ist in weiten Teilen unbenutzbar. Quellen
sind häufig ungenau oder überhaupt nicht zitiert. Einfühlungsgabe ersetzt
saubere Dokumentation. Bosseboeuf konnte auf einer Reihe von Arbeiten
aufbauen, besonders auf einer Aufsatzfolge von Edmond Bonnaffe13, die
1883 auch als Buch erschien13. Die ”Recherches sur les collections des
Richelieu” schildern den Kardinal als Kunstsammler und Bauherrn von
beispielgebender Bedeutung. Für Bonnaffe war ”le plus grand ministre
de la France ... aussi le plus illustre de ses amateurs”, eine Auffassung,
die zu diskutieren ist.
Gleichzeitig mit Bonnaffe beschäftigten sich A.de Boislisle17 und
Emile Molinier13 mit den Sammlungen des Kardinal-Herzogs, ohne we-
sentlich mehr als die Publikation von Inventaren zu bringen. Ebenfalls
1882 publizierte Charles de Grandmaison1® eine der zahlreichen Beschrei-
bungen des Schlosses. In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Doku-
mente veröffentlicht. 1901 von Arthur Labbe8®, 1909 bzw. 1910 von Mau-
rice Tourneux21, 1919 von Pierre Raveau22, 1929 von Mlle Sainte-Beuve23,
1935 von Maurice Dumolin . Neben den archivalischen Fundberichten
sind nur A. E.Brinckmann 191425 und Eugene Pepin 19282® zu nennen, wenn
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