sich. Das Verhältnis von Fenstern und Wandfläche läßt sich für den Ostflü-
gel nicht genau rekonstruieren, da der Treppenpavillon die wichtige Mittel-
partie zerstörte. Doch läßt sich für die Gartenfassade mit Sicherheit fest-
stellen, daß die Fenster nicht etwa wie in Ancy-le-Franc mit regelmäßi-
gem Abstand aufeinander folgten. Sie waren gruppiert! Am ehesten gibt die
Südfassade von Schloß Azay-le-Rideau343 eine Vorstellung von einer sol-
chen Anordnung. In Richelieu wurden - von den Seiten der Gartenfassade
aus gerechnet - auf jeder Seite des Flügels zwei gleichweit voneinander
entfernt liegende Fensterpaare von einem breiten Wandstück getrennt. Viel-
leicht saß in der Mitte - über einer Durchfahrt oder einem Portal im Erd-
geschoß (?) - eine ähnliche Fenstergruppe wie in Azay-le-Rideau. Geschmück-
te Lukamen und steil abfallende Dächer mit hohen Schornsteinen gehören zum
Erscheinungsbild fast aller französischen Renaissanceschlösser.
Es ist wahrscheinlich, daß Lemercier die Fenster des Ostflügels bei-
behielt, d.h. er ließ die steilen, schlanken Fenster weitgehend unverändert
und glich ihnen die Fenster der neu errichteten Seitenflügel an. Wenn er ihre
Größe oder Anordnung hätte bestimmen können, so hätte er sie sicher wie
bei den neuen Flügeln an Hof- und Gartenfassade achsial aufeinander bezo-
gen. Trifft die oben genannte Vermutung zu, dann war die Geschoßhöhe des
Ostflügels auch für die Lemercier-Flügel verbindlich.
Auf Dekoration hatte der Architekt des Ostflügels wohl ganz verzich-
tet. Außer den die Geschosse trennenden Gesimsen ist kein Gliederungs-
oder Schmuckmotiv nachzuweisen. Die Wandflächen zwischen den Fenstern
waren glatt; jeder antikisierende Dekor fehlte. Einen Eindruck einer solchen
nüchternen Schloßfassade vermittelt am ehesten Schloß LTslette3^6.
Das Verhältnis der Eckpavillons zum Flügel ist kaum zu beurteilen,
ehe man weiß, wie die Mitte des Traktes aussah. Wenn sie nicht hervorgeho-
ben war, wenn die Fenster unter einem Dach durchliefen, so hätten wir eine
Front von dreizehn Achsen vor uns, wie sie an Bauten gleicher Größenord-
nung im 16. Jahrhundert sonst nicht begegnet. Eher wird man daher eine Be-
tonung der Mitte annehmen, wie ja eine Gruppierung von Pavillons und Flü-
geln aus kleinen zusammengesetzten Einheiten in der französischen Baukunst
des 16. Jahrhunderts häufig auftritt.
Für die Beurteilung von Lemerciers Stil ist die Beobachtung, daß er
einen älteren Flügel übernahm, außerordentlich wichtig. Wenn Geschoßhö-
hen, Fenstersetzungen, Länge des Hauptflügels vorgegeben waren, so fin-
den hier einige altertümliche Züge3^ ihre Erklärung. Beim Urteil über
seine Fassadenzeichnung müssen sie berücksichtigt werden.
Der gegen 1580 begonnene Bau eines unbekannten Architekten in Riche-
lieu hätte kaum eine eigene Untersuchung gelohnt. Weder Grundriß noch Auf-
riß zeigten Ungewöhnliches. Wenn man nicht annehmen will, daß es sich um
einen Nachfolgebau des Louvre von Lescot handelte, so bleibt ihm lediglich
eine gewisse Bedeutung in der Abfolge der Anlagen, die Schloß und Hof nach
bestimmten Regeln zu ordnen versuchen. Genauere Angaben darüber finden
sich in einem der folgenden Abschnitte.
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gel nicht genau rekonstruieren, da der Treppenpavillon die wichtige Mittel-
partie zerstörte. Doch läßt sich für die Gartenfassade mit Sicherheit fest-
stellen, daß die Fenster nicht etwa wie in Ancy-le-Franc mit regelmäßi-
gem Abstand aufeinander folgten. Sie waren gruppiert! Am ehesten gibt die
Südfassade von Schloß Azay-le-Rideau343 eine Vorstellung von einer sol-
chen Anordnung. In Richelieu wurden - von den Seiten der Gartenfassade
aus gerechnet - auf jeder Seite des Flügels zwei gleichweit voneinander
entfernt liegende Fensterpaare von einem breiten Wandstück getrennt. Viel-
leicht saß in der Mitte - über einer Durchfahrt oder einem Portal im Erd-
geschoß (?) - eine ähnliche Fenstergruppe wie in Azay-le-Rideau. Geschmück-
te Lukamen und steil abfallende Dächer mit hohen Schornsteinen gehören zum
Erscheinungsbild fast aller französischen Renaissanceschlösser.
Es ist wahrscheinlich, daß Lemercier die Fenster des Ostflügels bei-
behielt, d.h. er ließ die steilen, schlanken Fenster weitgehend unverändert
und glich ihnen die Fenster der neu errichteten Seitenflügel an. Wenn er ihre
Größe oder Anordnung hätte bestimmen können, so hätte er sie sicher wie
bei den neuen Flügeln an Hof- und Gartenfassade achsial aufeinander bezo-
gen. Trifft die oben genannte Vermutung zu, dann war die Geschoßhöhe des
Ostflügels auch für die Lemercier-Flügel verbindlich.
Auf Dekoration hatte der Architekt des Ostflügels wohl ganz verzich-
tet. Außer den die Geschosse trennenden Gesimsen ist kein Gliederungs-
oder Schmuckmotiv nachzuweisen. Die Wandflächen zwischen den Fenstern
waren glatt; jeder antikisierende Dekor fehlte. Einen Eindruck einer solchen
nüchternen Schloßfassade vermittelt am ehesten Schloß LTslette3^6.
Das Verhältnis der Eckpavillons zum Flügel ist kaum zu beurteilen,
ehe man weiß, wie die Mitte des Traktes aussah. Wenn sie nicht hervorgeho-
ben war, wenn die Fenster unter einem Dach durchliefen, so hätten wir eine
Front von dreizehn Achsen vor uns, wie sie an Bauten gleicher Größenord-
nung im 16. Jahrhundert sonst nicht begegnet. Eher wird man daher eine Be-
tonung der Mitte annehmen, wie ja eine Gruppierung von Pavillons und Flü-
geln aus kleinen zusammengesetzten Einheiten in der französischen Baukunst
des 16. Jahrhunderts häufig auftritt.
Für die Beurteilung von Lemerciers Stil ist die Beobachtung, daß er
einen älteren Flügel übernahm, außerordentlich wichtig. Wenn Geschoßhö-
hen, Fenstersetzungen, Länge des Hauptflügels vorgegeben waren, so fin-
den hier einige altertümliche Züge3^ ihre Erklärung. Beim Urteil über
seine Fassadenzeichnung müssen sie berücksichtigt werden.
Der gegen 1580 begonnene Bau eines unbekannten Architekten in Riche-
lieu hätte kaum eine eigene Untersuchung gelohnt. Weder Grundriß noch Auf-
riß zeigten Ungewöhnliches. Wenn man nicht annehmen will, daß es sich um
einen Nachfolgebau des Louvre von Lescot handelte, so bleibt ihm lediglich
eine gewisse Bedeutung in der Abfolge der Anlagen, die Schloß und Hof nach
bestimmten Regeln zu ordnen versuchen. Genauere Angaben darüber finden
sich in einem der folgenden Abschnitte.
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