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https://doi.org/10.11588/diglit.9078#0053
Nr. 7.
Erscheint monatlich einmal. Preis pro Nummer 10 Pfennig.
August 1884.
liliiilrirtt'g iWMWi-MMs MUMM.
^liJj&niiltnu'l&unarit. 1884. 1. Slujiift.
Berlin. Die ,.Nvrdd. All^. Ztg-", das Organ für Agrarier und
andere wohlthätige Zwecke, theilt mit, daß der Bauernstand der Kern
der Bevölkerung sei. Da der Bauer aber, wie männiglich bekannt, ans
den Hund gekommen ist, so ist cs an der Zeit, auf einen andern Kern
aufmerksam zu machen. Hierzu drahtet man uns ans
Dresden. Dem Reichstagsabg. Ackermann wurde für seine Jnnnngs-
anträge von den kernigen Handwerksmeistern ein Fackelzng gebracht. Neu
an lezterem war, daß alle Fackelträger rückwärts marschirten. Dies
hat so gefallen, daß seit der Zeit in Dresden alles verkehrt geht.
ächntzensest brillant
Schießen, Sausen.
Leipzig. Die bekannten fünf S wurden ans dem G
zur Geltung gebracht. Es wurde Erstaunliches im
Schmausen, Singen und Schwätzen geleistet.
London. Die engl. Regierung will der deutsch-freisinnigen Partei
einige Millionen zur Reichstagswahl zur Verfügung stellen, damit sie in
größerer Anzahl im Reichstage erscheinen kann, um für die Interessen
der Industrie und des Handels Englands zu wirken. Man glaubt, daß
diese Kapitalanlage eine recht profitable werden wird.
Paris. Ans dem abgehaltenen Nationalfest wnrden in Ermangelung
anderer nationaler Bcthätignng einige Deutsche dnrchgehanen.
--E Wlt
gute alte
ZLt-r-
D^ern liegst du hinter uns in grauer
Und dämmernder Vergangenheit,
Und Mancher steht zurück voll Trauer
Ruf dich, du gute, alte Zeit,
Die du mit segensreichen Gaben
Dies holde Dasein einst gewürzt;
Doch die modernen Zeiten haben
Uns in Verderbnist tief gestürzt.
Ach, erst der neuen Zeit Erkennlniss
Berückt' f>as Volk mit arger List
Und bracht' ihm grausam mm Verständnis:,
Dass es so schwer beladen ist!
Doch einstens all' die Herren schrieben
Latein und sprachen'« fertig ganz;
tVie glücklich war das Volk geblieben
In seiner süsten Ignoranz!
Doch das Schönste an Ruinen ,
Ist, daß sie Ruinen sind.
Wollt' Einer nicht gestehn die Bünde,
Vom bösen Geiste ausgeheht,
Bo wurden solchem Teufelskinde
Die Daumenschrauben äuge seht;
Der span'sche Stiefel macht' nvthrvendig
Cr war wohl Deinem je zu weit —
Auch den Verhärtetsten geständig.
Das war die gute, alte Zeit.
Wie grüßte einst von wald'gen Höhen
Herab manch stolzes Rittrrschloss,
Nus dessen Uhor wie Stnrmrswehen
Die rrif'ge Schaar herniederfchoh!
Sein Gut liest Kaufmann da und Bauer
Und ritterlich war der Erwerb,
Doch sch, wie wird er heute sauer,
Und Ritterspirl heistt Zeitverderb.
Im Walde lag manch tralltes Kloster;
Die Mönch' und Nonnen, fett und breit,
Sie beteten ihr Paternoster
In weihevoller Einsamkeit.
Der Bürger und der Bauer trugen
Herbei'den Speck, das Brvt, de:: Wein —
Wie damals mild die Herzen schlugen
Und heute sind sie hart wie Stein!
Ein böses Weib ist eine Plage
Und seines Gatten Nvlh ist gross.
Wie häufig kommt er dieser Tage
Davon ans Lebenszeit nicht los!
Die guten, allen Zeilen kennen,
Dafür ein Mittel, das jetzt neu:
Mau liest als Hexen sie verbrennen,
Die bösen Weiber, und war frei.
Mit Spöttern und mit Lästerzungen,
Die schon so viel Malheur gebracht,
Ist man energisch umgesprnilgen
Und kurzward der Prozess gemacht.
Halt' Obrigkeit und Gott ein,,Denker"
Gelästert, solch rin frecher Tropf,
Sv legt' sein säuberlich der Henker
Ihm vor die Lüste seinen Kopf.
Es trug das gute Volk vom Morgen
Zum Abend all' fein Joch fo gern,
Die Obrigkeit hall' vvrznsorgen.
Dass böse Bullen blieben fern;
Halt' sich rin solcher eingeschlichen,
Der sich zu lästern unterstand,
Der ward mit Ruthen ansgestrichen
Und aus dem Weichbild noch verbannt.
Was find wir heut für arme Schlucker
Vor solcher Zeiten Glauz und Pracht!
Drum jehnen Junker auch und Mucker
Die Wiederkehr herbei n:it Macht,
Die Wiederkehr der alten, guten
Und längstentschwnndnen gvldnen Zeit,
Unr auszllstrrichen uns mit Ruthen
Für unsere Fürwitzigkrit.
Q/t)
4
Erscheint monatlich einmal. Preis pro Nummer 10 Pfennig.
August 1884.
liliiilrirtt'g iWMWi-MMs MUMM.
^liJj&niiltnu'l&unarit. 1884. 1. Slujiift.
Berlin. Die ,.Nvrdd. All^. Ztg-", das Organ für Agrarier und
andere wohlthätige Zwecke, theilt mit, daß der Bauernstand der Kern
der Bevölkerung sei. Da der Bauer aber, wie männiglich bekannt, ans
den Hund gekommen ist, so ist cs an der Zeit, auf einen andern Kern
aufmerksam zu machen. Hierzu drahtet man uns ans
Dresden. Dem Reichstagsabg. Ackermann wurde für seine Jnnnngs-
anträge von den kernigen Handwerksmeistern ein Fackelzng gebracht. Neu
an lezterem war, daß alle Fackelträger rückwärts marschirten. Dies
hat so gefallen, daß seit der Zeit in Dresden alles verkehrt geht.
ächntzensest brillant
Schießen, Sausen.
Leipzig. Die bekannten fünf S wurden ans dem G
zur Geltung gebracht. Es wurde Erstaunliches im
Schmausen, Singen und Schwätzen geleistet.
London. Die engl. Regierung will der deutsch-freisinnigen Partei
einige Millionen zur Reichstagswahl zur Verfügung stellen, damit sie in
größerer Anzahl im Reichstage erscheinen kann, um für die Interessen
der Industrie und des Handels Englands zu wirken. Man glaubt, daß
diese Kapitalanlage eine recht profitable werden wird.
Paris. Ans dem abgehaltenen Nationalfest wnrden in Ermangelung
anderer nationaler Bcthätignng einige Deutsche dnrchgehanen.
--E Wlt
gute alte
ZLt-r-
D^ern liegst du hinter uns in grauer
Und dämmernder Vergangenheit,
Und Mancher steht zurück voll Trauer
Ruf dich, du gute, alte Zeit,
Die du mit segensreichen Gaben
Dies holde Dasein einst gewürzt;
Doch die modernen Zeiten haben
Uns in Verderbnist tief gestürzt.
Ach, erst der neuen Zeit Erkennlniss
Berückt' f>as Volk mit arger List
Und bracht' ihm grausam mm Verständnis:,
Dass es so schwer beladen ist!
Doch einstens all' die Herren schrieben
Latein und sprachen'« fertig ganz;
tVie glücklich war das Volk geblieben
In seiner süsten Ignoranz!
Doch das Schönste an Ruinen ,
Ist, daß sie Ruinen sind.
Wollt' Einer nicht gestehn die Bünde,
Vom bösen Geiste ausgeheht,
Bo wurden solchem Teufelskinde
Die Daumenschrauben äuge seht;
Der span'sche Stiefel macht' nvthrvendig
Cr war wohl Deinem je zu weit —
Auch den Verhärtetsten geständig.
Das war die gute, alte Zeit.
Wie grüßte einst von wald'gen Höhen
Herab manch stolzes Rittrrschloss,
Nus dessen Uhor wie Stnrmrswehen
Die rrif'ge Schaar herniederfchoh!
Sein Gut liest Kaufmann da und Bauer
Und ritterlich war der Erwerb,
Doch sch, wie wird er heute sauer,
Und Ritterspirl heistt Zeitverderb.
Im Walde lag manch tralltes Kloster;
Die Mönch' und Nonnen, fett und breit,
Sie beteten ihr Paternoster
In weihevoller Einsamkeit.
Der Bürger und der Bauer trugen
Herbei'den Speck, das Brvt, de:: Wein —
Wie damals mild die Herzen schlugen
Und heute sind sie hart wie Stein!
Ein böses Weib ist eine Plage
Und seines Gatten Nvlh ist gross.
Wie häufig kommt er dieser Tage
Davon ans Lebenszeit nicht los!
Die guten, allen Zeilen kennen,
Dafür ein Mittel, das jetzt neu:
Mau liest als Hexen sie verbrennen,
Die bösen Weiber, und war frei.
Mit Spöttern und mit Lästerzungen,
Die schon so viel Malheur gebracht,
Ist man energisch umgesprnilgen
Und kurzward der Prozess gemacht.
Halt' Obrigkeit und Gott ein,,Denker"
Gelästert, solch rin frecher Tropf,
Sv legt' sein säuberlich der Henker
Ihm vor die Lüste seinen Kopf.
Es trug das gute Volk vom Morgen
Zum Abend all' fein Joch fo gern,
Die Obrigkeit hall' vvrznsorgen.
Dass böse Bullen blieben fern;
Halt' sich rin solcher eingeschlichen,
Der sich zu lästern unterstand,
Der ward mit Ruthen ansgestrichen
Und aus dem Weichbild noch verbannt.
Was find wir heut für arme Schlucker
Vor solcher Zeiten Glauz und Pracht!
Drum jehnen Junker auch und Mucker
Die Wiederkehr herbei n:it Macht,
Die Wiederkehr der alten, guten
Und längstentschwnndnen gvldnen Zeit,
Unr auszllstrrichen uns mit Ruthen
Für unsere Fürwitzigkrit.
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