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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 1.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.9078#0067
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63

Der Denunziant.

Melodie:

Willst wissen du mein lieber Christ
Wer das gcplagt'ste Thier wohl ist:c.

Willst wissen du mein lieber Christ,

Wer aller Menschen Auswurf ist?

Die Antwort liegt ja auf der Hand:

Es ist allein der Denunziant.

Gefährlich ist ein toller Hund,

Gefährlich ist der Lügenmund,

Gefährlich ist, wer stiftet Brand,

Gefährlicher der Denunziant.

Verpestet ist fürwahr die Luft,

Wo athmet solch ein Schelm und Schuft.
Verpestet ist ein ganzes Land,

Wo schleicht herum der Denunziant.

Der Wilde selber, der Barbar,

Der Afrikaner rohe Schaar
Hält hoch der Treue heilig Band,

Das frech entweiht der Denunziant.

Durchs ganze Leben Schimpf und Schmach
Geht ihm voran und folgt ihm nach.

Der Menschheit Schandfleck wird genannt
Der niederträcht'ge Denunziant.

Wird er erblickt in Freundeskreis,

Macht man ihm bald die Hölle heiß
Und ruft, ist er einmal erkannt:

Hinaus! Er ist ein Denunziant.

Und wenn er einst im Grabe liegt
Und seine Seel nach oben fliegt.

Ruft Petrus: Fort, Hallunk! Verbannt
Von hier ist jeder Denunziant. -e-

Unempfindlich.

Welche Thiere sind höchst unempfindlich wegen
Temperaturwechsel? — Die Flöhe, denn sie gehen
bei jedem Wetter im Hemd spazieren. —

Welcher Unterschied ist zwischen einem katho-
lischen Pfarrer, einer Sängerin und einer Ge-
müsefrau?

Der Pfarrer arbeitet mit dem Kahlkopf;

die Sängerin mit dem Kehlkopf;

und die Gemüsefrau mit dem Kohlkopf. —

Die Höhle des Löwen.

Ein deutsch-freisinniger Reichstagsabge-
ordneter, dessen Namen wir auf Verlangen nennen,
ist einer der heftigsten Gegner des Reichskanzlers,
sowohl in Bezug auf dessen Person, als in Be-
zug auf dessen Politik.

Aber zu dem berühmten Frühschoppen des
Kanzlers ist er doch gegangen.

Als ihm ein Kollege darüber seine Verwunde-
rung aussprach, antwortete das Muster von einem
Deutsch-Freisinnigen: „Wenn ich nicht bei dem
Frühschoppen erschienen wäre, so hätten meine
Wähler geglaubt, daß ich mich gefürchtet
hätte, die Höhle desLöwen zu betreten."

Diesem muthigen Deutschen gebührt ein Denk-
mal wie Hermann dem Cherusker, und wen»
nicht im Teutoburger Wald, so doch vielleicht iu
Kalau, in Schöppenstädt oder in Buxtehude. —
Welche allegorische Figur auf das Denkmal ge-
hört, bezeichnen wir durch die beigegebene Vignette.

Die Prahlhänse.

Neu die Erde zu gestalten
Haben wir nur den Beruf;

Nein, es kann nicht mehr beim Alten
Bleiben, wie's das Unrecht schuf.

Im Galopp solls vorwärts gehen
Und wir wären längst dabei
Und es wäre längst geschehen,

Hätt's erlaubt — die Polizei!

Der Friedensapostel von Buhler.

Da mit dem Palmzweig trippelt er einher,

Zu bringen uns den Frieden hier auf Erden;
Wenn er nicht schon Geheimer Hofrath wär',
So müßt' er sicherlich recht bald es werden.

Oberst a. D. Bramarbas: Die Franzosen
liegen nun schon seit Jahren unausgesetzt im
Kriege. Das will gar kein Ende nehmen.

1)r. Aderlaß: Ja, in Tunis finge», sie an
nüt den Krumirs.

Bramarbas: Und dann kriegten sie in Algier.
Aderlaß: Und dann auf Madagaskar.
Bramarbas: Und dann in Tonking.
Aderlaß: Und jetzt in China.
Bramarbas: Wie das nur kommen mag!
Aderlaß: Sehr einfach. Das kommt daher,
daß die Regierung des Herrn Ferry und Genossen
eine „friedliebende Demokratie" ist.

Angra Peqnena.

Das ist ein gottgesegnet Land!

Dort müssen wir kolonisiren,

; Wo einzig Meer man sieht und Sand
Und wo man niemals braucht zu frieren.

j „Fünf Tage ohne Speis' und Trank"
l Kann dort ein Zngochs leicht ertragen;

> Der Mensch gewöhnt sich — Gott sei Dank! —
Ja auch daran in wenig Tagen.

Wenn man nichts hat, dann ist man schon
Bedürfnißlos und sehr bescheiden.

Jedoch erlangt man Gotteslohn,

! Daß man bekehrt die schwarzen Heiden.

Nachen war'n dz Frauenzimmer, de Muddersch un de Dechdersch!
Die Hamm sich je nadihrlich ihre Gleddahsche in Ordnung gebrachd un
Schdreißchen gebunden uff alle Mord, denn so in Gedrengle da gchd je
Manche noch mid, die de eegendlich ausrangschird is un mit der uff Bällen
nur noch dann un wann ämal Eener aus Midleiden dauzd. Uff ihre
Gosten sinn se awwer ooch nich gegomm — die Schitzen, das war'n je
fast alle ahle Grauder oder allerwenigstens Ehegriebel, un Heiradsgedanken
hadde von denen geener oder heechstens fer achd Dage. Nachen giebd's
je noch änne Sorde scheenes Geschlecht» — bemaldes — das had verleichd
eher feine Rechnung gefunden; nischd genaues weeß mer nich — awwer
uff'n Festblatze, da war Sie's nach Zehne gewehniglich sehre muddlich un
gemihdlich, un hindern Waldgaffehe da dorfde mer ooch nich genau hin-
gucken, sonst gingen een'n de Oogen iwwer.

Wer de nu gedachd hadde, 's würde ä majestädsches Fest sinn, so
änne Hetze deidscher Männer mid der Bichse uff der Schulder, den fiel
ooch de Budder von Brode. Da gam'n se nu rau, boomwollne Hänschchen
an Fingern un 's große Famihlichen-Rägenbarresohl in Fohden, mancher
de Alde an Arme; nachen Widder ämal ä Heischen, das „Achseld de Bichs!"
machde — sogar welche uff ahlen Geilen, die de Woche iwwer in Fluge
gehen. Die Gerle sahn ganz verrickd aus — mer dachde, se sollden zum
gostimirden Deele von Festzuge geheern, un ä Schusterjunge hinder mir
der schrich aus vullen Halse: „Hurrah, de Bauernkossaken!" So sahn se
ooch ungefähr aus, awwer se hadden je geene Lanzen, un ich gloowe, so
dicke Kosaken gibbd's gar nich, wie ihr Gommandande war — denn seine
gorzen dicken Beenichen reechden gerade bis runder an'n Fehrde sein'n
Bauch, awwer ooch nich ä Zoll weider, un jeden Oogenblick dachde mer,
's Hoddchen würden abschmeißen. Desderwegen saß er awwer mid ä
Selbstbewußdsein in Saddel, wie Addilla oder Naboljohn, wenn se ihre
Heerschaaren mustern dahden, un gee Mensch wußde, was das nu eegendlich
fer änne Rasse war. „Na, was gann da sein?" dachd'ch nu, un fragde
een'n, der de rechd gemihdlich aussahk. „Ei herjehmerschnee, wissen Se
denn das nich? Mir sein Sie je die Esgadrong von Grimm'schen Schitzen
— Grimme an der Mulde, was je de eldeste Schdadt uff Erden is, denn
warum? in der Biwel schdehd: „Kain erschlug sein'nBruderAbel in Grimme."

Was nu de Grubben waren, die waren Sie sehre scheene — so
scheene, wie bei',, erschden Garnewahle, wie der Garnewahl noch edwas
Feines war; weider läßd sich dadriwwer ooch nischd sagen, als verleichd,
daß'n se in dreizehnden Jahrhunderde, wenn se uff de Härsch- un Ewer-
jagd zogen, geene Brillen un geene Glemmersch uff hadden — das war
anno dunnemals noch nich so Mode wie Heide. —

Wemmer nu 's Fahzidd ziehd, so Hamm sich de Leibzger un was so
drum un dran bummeld un ä baar dausend Schitzen achd Dage lang
jeden Ahnid regelmäßig een'n gebrennd — manchmal ooch de Frau un
de Ginder. Woll'n se nu ja ämal Widder de Dräsner schlechd machen
von wägen ihrer Vogelwiese, da wärn die sagen: „Nu seid awwer ja
ämal ganz schdille! Eire Vogelwiese, die war sädder wie unsere, denn
bei uns drinken se ä Gind Lager oder ä Ecnfaches, was mer ooch Eefäldges
oder Boomwollnes neund, wenn ihr änne Maß Baiersch wegmachd, un
moralscher is es je bei eich ooch nich gewesen, un gemaust is worden,
als wär' jeder sechste Mensch ä Taschendieb, un unser Feierwärk, na, das
is in Vergleich zu eiern, das de eesach schundg war, was der Schimborasso
in Vergleich zun Geenigschdeene is."

Ä Geschäft» hanun gemachd: Sedlmayer von Minchen, der de Ahmds
um zwelfe gewehniglich geen'n Drobben Bier mebr hadde, de Fürdebahn,
die de nadihrlich änner engelschen Gesellschaft geheerd, 's Leihhaus, wo se
ä baar Ecksbedienden mehr Hamm anschdelln müssen, weil de sonst der
Andrank nich wäre zu bewäldgen gewäsen, un ä baar Schitzen, die de
großen Breise fordgeschlebbd Hamm. Un dadervor siinmer nn so gud un
berabben zünden Dehfizidde von achzgdausend Märkchen, zu denen de
Schitzen sälwer zwelfdausend beitragen, noch achdensechzgdausend, nn da-
derbei is ooch noch de ganzen achd Dage 's allerscheenste Wedder gewäsen
un änne Menschheed is nausgewalzd un had Angdree bezahlt», von der de
gee Mensch änne Ahnunk gehadd had! Nee, missen das Rechenginstler
gewäsen sinn, die das Büdscheh usfgestellt Hamm — die hädden je bei
misen Wedder so ä baarmalhnnderddausend Märkchen schlechd gemachd!
Un da soll der Mensch nich falsch wärn! Na, — nich Widder sühn, uns
soll'n se gomm!
 
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