Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 2.1885

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9079#0032
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 17.

Erscheint monatlich einmal. Preis pro Nummer 10 Pfennig.

1885.


MWMs tMmM-sMWs poimtsülati

Berlin. Die Aussichten auf den Frieden haben sich gebessert, da die
Bestellungen auf Kanonen und Torpedos noch nicht erledigt sind.

Meppen. Dem Abg. Windthorst soll ein Standbild errichtet wer-
den. Man will ihn als antiken Helden mit Helm und Schwert darstellen.
Die kleine Excellenz hat dem zugestimmt mit der Bedingung, daß die Beine
mit modernen Hosen bekleidet sein müssen.

Bremen. Die deutsche Petroleumgesellschaft hat 551/2o/o des Aktien-

kapitals verloren. Das Bohrloch war nicht tief genug. H. H. Meier
will jetzt so tief bohren lassen, bis die Quellen in Amerika erreicht sind.
Da werden die Amerikaner Augen machen. — Leider weih man noch
nicht, ob das direkt aus Amerika verzapstc Petroleum der Steuer unter-
liegen wird.

Asien. Soeben wurde von Frau Cholera eine wohlkonservirte Ladung
Kommabazillen für Europa abgesandt. Der Schutzzoll soll sich unwirksam
dagegen erweisen.

Me Vierphilister und der Krieg.

Heut wird's am politischen Himmel hell
And morgen wieder düster;

Gs geht mit dem Krieg euch noch nicht schnell
Genug, ihr Herrn Hierphilister.

Cs ist nicht interessant genug,

Vor Langeweil' möcht' man schaudern,

Gs lätzt stch hinter Schoppen und Krug
Gar nicht mehr so richtig plaudern.

Die Zeitung ist, wie ihr sa kennt,

Kur fad und ledern gewesen;

Sie bringt nur Reden vom Parlament,

Die wollet ihr nicht mehr lesen.

Wie schön ist's, wenn der Telegraph
Tagtäglich kann berichten,

Damit ihr erwacht aus dem pstanzenschlaf,

Von blutigen Geschichten!

Da sitzt ihr beisammen und horcht gespannt,
Mit euren Ohren, den langen,

Wie eben ist der Kampf entbrannt,

Wie mördrisch es zugegangen.

Wie das Geschütz im Sturm der Schlacht
So grimmig darein gewettert,

And wie stch der ringenden Heere Macht
Hat gegenseitig zerschmettert!

Wie weithin ein Meer von rothem Hlnt
Gefärbt den sandigen Hoden,

And wie drin klafterhoch geruht
Verstümmelt die Masse der Todten!

Wie von erstürmter Städte Hrand
Die Flammen aufschlugen pun Himmel,

Wie Frau'n und Kinder nach rettender Hand
Vergeblich schriebe im Getümmel!

Wie einsam, verwüstet, verödet sind
Einst volkreich blühende Fluren,

And wie nur heulend streicht der Wind
Weg über des Elends Spuren!

Da möchte sich vor Gram und Weh'n
Die alte Erde spalten,

And Alles das ist nur gescheh'n,

Um euch zu unterhalten.

Da habt ihr zu schwatzen wieder genug,

Zu kannegießern, zu rechten
Ob manchem schönen strategischen Zug
Und herrlichen Reitergefechten.

Jasa, so wär's Euch recht, ihr Herrn,

Da thätet ihr wieder euch gütlich;

Da schwatztet ihr hinter'm Hiertisch recht gern
Euch aus; so wär's euch geinüthlich.

Vicht zu vergehen: der Krieg, er mutz
Recht toben weit hinten iur Osten,

Denn weit davon ist gut vor'm Schutz;

Da kann's euch den Hals nicht kosten! Jacob.

1
 
Annotationen