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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 7.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.15409#0128
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Nr. 101) des „Wahren Jacob" gelangt am 27. September 1800 znr Ausgabe

864

ag Dir Flaggrichiffrr. ge

Reisender: Als ich mit Oe. Peters Afrika bereiste, gab's manches interessante Abenteuer zu
bestehen. Z. B. hatten wir einmal einen Fluß zu überschreiten, um ans der andern Seite unsere
Flagge zu hissen; wir besaßen aber kein Boot und das Hinüberschwimmen war wegen der im Flusse
befindlichen Ungeheuer unmöglich.

Zuhörer: Und wie kamen Sic hinüber?

Reisender: Ganz einfach. Wir faßten ein am Ufer liegendes Krokodil fest am Schwänze,
kitzelten es, daß cs wüthend wurde, und so schleuderte es Einen nach dem Andern ans andere Ufer,
wo wir dann ganz ungestört die deutsche Flagge aufhissen konnten.

Mensch und Pferd.

jüngst lud mich freundlich dringend ein
V? Herr •£., Schuhfabrikant,

Mit ihm in seinem Wägelein
Zu fahren über Land.

Wir stiegen auf, er griff das Seil,

Das Rößlein lief trapp trapp.

Doch als die Straße wurde steil,

Stieg vom Gefährt' er ab.

Ich fragte nach dem Grund und er:

„Das Pferd kommt leicht in Schweiß,
Wenn es bergauf muß ziehen schwer,

Wie jeder Kutscher weiß."

„Ei", sagt' ich, „wie human Du bist!

Da herrscht wohl eitel Glück,

Viel Lohn und kurze Arbcitsfrist
In deiner Schuhfabrik?

„Wer so ein zärtlich weiches Herz
Hat für das arme Thier,

Wie erst für Menschenwohl und Schmerz!"
Er aber sprach zu mir:

„Wird das Fabrikvolk ungesund,

Verlier' ich keinen Werth;

Doch Hunderte gehn mir zu Grund,

Wird krank und stirbt das Pferd."

Verschiedene Wünsche.

Die Aristokratie will die unbeschränkte Frei-
heit — für sich selbst.

Der Bürgerstand will sie für Niemand.

Das Volk will sie für Alle.

Zur angebliche» Spaltung.

Früher hofften die Reaktionäre, die Sozial-
demokraten wirksam bekämpfen zu können, jetzt
setzen sie ihre letzte Hoffnung darauf, daß die Sozial-
demokraten sich selbst bekämpfen sollen. Es ist
aber sehr wahrscheinlich, daß die Sozialdemokraten
nach Ablauf des Sozialistengesetzes sich nur mehr
versammeln werden, anstatt sich zu entzweien.

Familie» - Anzeige.

Allen meinen Freunden und Bekannten die
Nachricht, daß ich von der englischen Verwaltung
glücklich entbunden bin, aber mich auch schon wieder
mit einigen hundert deutschen Matrosen und Marine-
soldaten in gesegneten Umständen befinde.

Helgoland! a.

G c s» ch t.

Ein gut dressirtcr Nationalliberalcr, der auf-
warten, über den Stock springen und auf Kommando
Hnrrah schreien kann, auch eine verlorene Popula-
rität apportirt, wird gegen hohe Belohnung (die

auch in einem Tritt auf den H.bestehen kann)

gesucht in

Friedrichsunruhe.

Dir Neue Zeit.

Revue des geistigen und öffentlichen Lebens.

Neunter Jahrgang.

Erscheint wöchentlich einmal.

Das Sozialistengesetz, unter dessen Regime die „Neue
Zeit" vor acht Jahren gegründet morden, geht mit dem
1. Oktober zu Ende. Dies Datum bedeutet einen wichtigen
Wendepunkt für die gesammte den Interessen des Proletariats
dienende Presse. Für den Unterzeichneten wird es Veran-
lassung, eine Reihe von Veränderungen in der „Neuen
Zeit" vorzunehmen, so weitgehender Natur, daß es noth-
wendig ist, mit deren Jnslebentreten auch einen neuen
Jahrgang beginnen zu lassen.

Die Raumverhältnisse unserer Revue entsprachen bisher
einer Zeit, in der die Sozialdemokratie in dem Kampf um

ihre Existenz fast ganz aufging. Mächtig ist diese seitdem ge-
wachsen, und nicht nur in Deutschland; neben dem Kampf
ist damit die sozialistische Forschung wieder in den Vorder-
grund getreten, ihre Bedeutung und das Interesse an ihr
sind gestiegen. Das Material wuchs, das die „Neue Zeit"
zu bewältigen hatte, ihr Raum wurde ihr zu eng. Nicht blos
Redaktion und Mitarbeiter. auch die Leser werden das in der
letzten Zeit empfunden haben. Durch eine Vermehrung der
Bogenzahl würde nicht viel erreicht werden. Wir versuchen
daher die Erweiterung in der Form vorzunehmen, daß wir
die „Neue Zeit" in eine Wochenschrift umwandeln.
Sie wird vom 1. Oktober dieses Jahres an in Wochen-
heften von je 32 Seiten im bisherigen Formate
erscheinen.

Der Karakter und die Tendenz der „Neuen Zeit"
werden durch diese Veränderungen nicht berührt. Sie bleibt,
was sie von Anbeginn gewesen, ein Organ der Kritik
und Forschung des wissenschaftlichen Sozialismus,
eine Revue, die von diesem Standpunkt aus das Leben und
Weben der heutigen Gesellschaft wie das Werden der
kommenden in allen Erscheinungen, in denen diese
Prozesse sich äußern, verfolgen soll.

Wir haben die Erfahrung gemacht, daß die geistige Kost,
welche die „Neue Zeit" ihren Lesern bisher vorgesetzt,
demjenigen Theil des deutschen Proletariats nicht zu schwer
ist, der die Tagespolitik an der Hand der sozialistischen Presse
verfolgt und dadurch zu selbständigem Denken herangezogen
ist. Die neue Erscheinungsweise gestattet uns, diese Kost zu
würzen; sie gestattet uns, ohne Verzicht auf die wissen-
schaftlichen Aufgaben der „Neuen Zeit", ihr jeden doktrinären
Zug zu nehmen, sie anziehender, abwechslungsreicher
und interessanter zu gestalten, ohne sie zu verflachen oder
ihr wissenschaftliches Niveau zu senken.

Durch die Gewinnung einer Reihe ständiaer Mit-
arbeiter (die Herren August Bebel, E. Bernstein,
Max Schippe! u. A.) wird es ermöglicht, die bedeutenden
Zeitfragen rasch in den Bereich unserer Erörterungen zu
ziehen.

Daneben bringen wir Berichte über die Arbeiterbewegung
in den verschiedenen Kulturländern, von hervorragenden
Theilnehmern an derselben verfaßt; namentlich die soziale
Entwicklung Englands, des Mutterlandes der kapitalistischen
Produktionsweise, der Geburtsstätte des grundlegenden Werkes
von Marx, des Landes, das neben Deutschland die groß-
artigste Arbeiterbewegung aufzuweisen hat, wird eingehend
verfolgt werden in regelmäßigen „Londoner Briefen" von
Eduard Bernstein.

Endlich werden wir, dem Beispiel der andern Revuen
folgend, fortlaufende Erzählungen guter Schriftsteller
bringen. So werden die Leser der verschiedensten Geschmacks-
richtungen in jeder Nummer etwas finden, das sie interessirt.

Die Redaktion der „Neuen Zeit" bleibt in den
bewährten Händen von Karl Kautsky.

Die erste Nummer des 9. Jahrgangs erscheint am Sonn-
abend den 4. Oktober dieses Jahres.

Es wird dafür gesorgt werden, daß die „Neue Zeit"
an jedem Sonnabend Morgen in allen Orten Deutsch-
lands von den Zeitungsboten ausgetragen werden kann.

Sämmtliche Buchhandlungen und Kolporteure nehmen
Bestellungen entgegen.

Preis pro Quartal Mk. 2.50. — Das einzelne Heft
kostet 20 Pfennig.

' Znr Lage

der

Arbeiter in den Bäckereien.

von August Brlirl.

18-1 Seiten. Preis 1 Mark.

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Philosophie Sxinoza's.

Erstmals

gründlich aufgehellt und populär dargestellt
von

I. Stern.

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Das Gruppenbild

der

ZoffaldkUlokraljschen Keichstagssralrtiim

von 1890.

Preis 75 Pfennig.

Es wird dringend gebeten, nur bei den Herren Kolpor-
teuren zu bestellen.

Beim Einzelbezug direkt vom Verlag kostet jedes Bild
in«. Porto Mk. 1.35. Der Betrag ist der Bestellnng in Brief-
marken beizufügen.

Ferner ist erschienen.

Der Ueur Welt-Kalender für 1891.

Preis SU Pfennig.

Unentbehrlich für Jedermann.

Gesetz, betreffend die Gciverbegrrichte.

Preis 1U Pfennig.

Zahlreichen Bestellungen sieht entgegen

I. H. W. Dich' Verlag

in Stuttgart.

Redaktion: Georg Bajjl.r; Druck und Berlag: Z. H. W. Dich, beide in Stuttgart.
 
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