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863

Unangenehme Aehnlichkeit.

Richter: Wie sah denn der Ochse aus, der Euch gestohlen wurde?
Hatte er ciu besonderes Kennzeichen?

Bauer: Hm, — fretli! Er hatte halt an rothcn Fleck aus der
Nasen — akurat so, wie der Herr Gerichtsschreiber.

Schwer ausführbar.

Junge Frau (zur Kellnerin): Bringen Sie mir saure Milch, aber direkt
von der Kuh!

Blauen in Blauen'schcn Grunde.

Hcerd ihrsch wimmern hoch vom Dorm?
Das is Schdorm!

Flackernd schdeigd de Feierseile
Uff schon änne ganse Weile,

Awwer leschen, wie es Flicht»,

Duhn se nichd l

Um sich fressen schon de Gluhden,
Heescher dahd der Wechder duhden,

Alles rufd un schreib: „Es brennd!"
Doch gee Feierwehrmann reund,

Geener gimmd geschderzd in Eile
Mid der Leine, mit den Beile,

Um zu redden de Bedrohden,

Denn warum? — 's issen verboden!

«- Ä-

-X-

Ihre Schbritze schdehd in'u Schobbcn -
Die siehd Heide geenen Drobbcn
Und der Signaltst — o Graus! —
Guckd vergniegd zum Fenster 'raus,
Schdadd zu blasen wunderscheene,
Langgezogne Jammerdeene.

Mag das ganse Nest verschmoren —

Alle liegen uff den Ohren,

Un der Helm — bei sollen Brand! —
Hcngd gcmiehdlich an der Wand.

Warum woll'n die faulen Lumben
Heide denn dorchaus nicht bumben?
Weil es der Gemeenderahd
Ihnen schdreng verbieden dahd!

* *

*

Nämlich diese Feierwehr

Dogd in Grunde gar nischd mehr;

Es erregd sogar Bedenken
Das Berdrauen ihr zu schenken,

Das ä solches Jnschdidud
Jcderzeid erfordern duhd,

Weil — „Gesinnungen" sie hegd,

Die man zu verbannen flcgd,

Un, von schlimmen Geist bewegd,

Diese „an den Dagd gelegd."

Soll die Feierwehr uns nitzen,

Muß se nich blos dichdig schbritzen —
Nee, in Ansnahmssällen schdehd
Se im Dienst der Sichcrheed,

Un wie gann man diese lauen
Ehlemenden noch verdrauen?

Nee, da sein uff alle Felle
In Gemeenderahd se Helle,

Drum had geene Feierwehr
Blau'n in' Blaun'schen Grunde mehr.

Die Prügel-Pastoren.

(Nach dem „Jahresbericht über die Entwicklung des Vereins
für christliche Volksbildung im achten Vereinsjahr
1889—1890".)

Präsident:

In Christi Namen seid gegrüßt,

Die fromm euch hier vereinet!

Nun sprecht euch frei und offen aus,

Was ihr vom Prügeln meinet.

Pastor A.:

Ich stelle den Satz auf: Prügel sind
Gar heilsam allen Sündern.

Zum Prügeln hat des Schöpfers Hand
Dem Menschen geschaffen de» Hintern

Pastor B.:

Sehr gut. Man bringt dem Noll nicht bei
Die Bildung a priori,

Durch den Kopf nicht, sondern durchs Gcgcntheil,
Von hinten, a posteriori.

Pastor GL:

Ich zweifle dennoch, ob eS gut,

Die Bildung einzubläuen.

Wir sollten aus Humanität,

Dächt' ich, das Prügeln scheuen.

Pastor D.:

Das Volk gleicht einem wilden Hengst,

Wir niüssen es lenken am Zügel.

Mehr Licht! so ruft die Ketzerschaar,

Ich rufe dagegen: Mehr Prügel!

Pastor E.:

Aufklärung hat wie eine Pest
Verbreitet in unserm Land sich.

Bewältigen können wir sie nur
Mit gesalzenen Fünfundzwanzig.

Pastor F.:

Mit Thaten kann die Menschen man
Mehr als mit Worten erbauen.

Drum lautet mein ceterum ceuseo:

Man soll die Sünder hauen.

Jacob (hinter der Szene):

Wenn man mit Prügeln bcffern kann
Die Sünder und die Thoren,

So prügle man zu allererst
Die Herren Prügelpastoren! —

Der Unvorsichtige.

Es sitzt ein stiller Zecher
Einsam um Mitternacht.

Er starrt betrübt in den Becher
Drin goldener Traubensast lacht.

Er läßt die Arme sinken,

Wie tief bewegt vom Schmerz,

Er kann, er kann nicht trinken,

Ihm ist's wohl schwer um's Herz!

Woran wohl mag er denken,

Daß so sein Auge glüht?

I» welchen Schmerz versenken
Sein sorgendes Gcmüth?

Denkt er der Zechgenossen,

Die einst init Lust und Lied

Um ihn den Kreis geschlossen,

Von denen längst er schied?

Denkt er in stillem Sehnen
An einst'gcs Liebesglück?

Die längst verstechten Thränen,

Ruft er sie neu zurück?

O nein, — ein grimmer Aerger
Durchwühlt den einsamen Mann, —

Drei Flaschen Grüucbergcr,

Die haben's ihm angethan.
 
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