V6S
An Herrn Crispi.
ls man den Alp der Dichter und der Denker,
Der jahrelang als unumschränkter Lenker
Geleitet hat des deutschen Lchiffes Riel —
Ls ging, als man den Laufpaß ihm gegeben,
Lin tiefes, mühsam unterdrücktes Beben
Durch ganz Luropa: ein Gewalt'ger fiel.
Nun trägt der Thauwind die willkommene Runde
Vom grünen Lüd zum eisumstarrten Lunde
Und in dein lieblich Reich, o weißer Zar,
Daß Lrispi abwärts zu den Lchatten walle;
Doch ganz Luropa kichert bei dem Halle
Des eitlen Manns, der Bismarck's Affe war.
Im rothen Hemd mit Garibaldi's Lchaaren
Zog wider Rönig Bomba er vor Jahren,
Als all' sein Linnen noch der Freiheit galt.
Da ahnt' er nicht, daß je er eine Ltimme
Im Rath der Völker habe und erklimme
Die höchste, steilste Ltaffel der Gewalt.
Loldat der Freiheit, der herabgeglitten
Auf schiefer Bahn, der sklavisch alle Litten
Des grimmen Ranzlers sich zum Vorbild nahm —
Du hast dem Lande, das dein Joch getragen,
Lo tiefe Wunden rücksichtslos geschlagen,
wie er, der vor dir noch zu Falle kam!
Geschmiedet habt ihr Beiden um die wette
Voll Runst an einer und derselben Rette,
Und ohne Furcht vor einem Ltrasgericht.
Linmal jedoch erwacht das Volksgewissen
Und als die Bande zornig man zerrissen.
Da sprangen euch die Ltücke ins Gesicht.
Als Bismarck's Ltuhl vor einem Volksgewitter
Und seinem Blitz in Lcheiter brach und Lplitter,
Hat er vergraben sich in Friedrichsruh;
Nun schnür' auch du dein Bündel, alter Rnabe,
Greif einmal noch zum zähen Wanderstabe
Und thue an die leichten Reiseschuh'!
Nach Friedrichs(un)ruh solltest zu dem andern
Lrlauchten Abgesägten nun du wandern.
Denn allzuweit ist es ja nicht entfernt.
Dort könntet ihr, den heißen Grimm zu kühlen.
In holder Lintracht um die wette wühlen —
Du hast es sicher noch nicht ganz verlernt.
Vielleicht gewöhnst du dich an Malz und Hopsin;
Aus jeden Fall darfst du die Pfeife stopfen
Dem „großen" Freund, wie eine treue Magd.
Du darfst mit ihm entlang die Raine schreiten
Und in des Herbstes muntern, bunten Zeiten
Die Waidmanns-Tasche tragen auf der Jagd.
wer weiß, ob allzuserne noch die Ltunde,
Die auch den Dritten bringt zu eurem Bunde,
Denn auch Graf Taaffe wird noch Trutzgesell.
In Vestreich kriselt's ja zur Zeit nach Noten
Und sicher reiten die bekannten Todten
Auch an der Donau Ltrand nicht minder schnell.
Im deutschen Walde fiel die dickste Liche;
Nun sind auch Sie politisch eine Leiche,
Bevor Lie noch Ihr Testament gemacht.
Die Feinde jubeln, die Trabanten schweigen,
Italien athmet auf, die Rurse steigen —
wer hätte das vor Jahresfrist gedacht?
Berlin, Anfang März.
Lieber Jacob!
Nu haben wir bet dickste Ende ieberstanden, nu sind wir scheene raus
mit siebzig un een Freiloos, nu kann uns so leichte ieberhaupt Keener mehr
an de Wimpern klimpern, nu wird et bald Friehling. Nanu, Du jloobst
woll nich, bet et bei uns in Berlin ooch eenen Friehling jiebt, Du denkst
woll, bei uns streichen se den Schlesischen Busch un den Hruuboldhain un
den Friedrichshain un den Thierjarten blos jrien an — davon nach Neine,
sage ick Dir, in die Hinsicht lassen wir Berliner uns nich lumpen, un wenn
Eener uff unfern Friehling schimpt, der kann man immer so sachtekens seine
Knochen numeriren un een reenet Schnuppduch mitbringen, wo er se drin
inwickeln kann, damit er se ooch vollzählich zu Hause kriegt.
Nu haben wir natierlich ooch de Wärmstuben nich mehr neethig, wovon
se soville in de Stadtvertretung jequasselt haben. De Wärmstuben sind ooch
jar nich neethig, da haben de Freisinnijen janz recht. Wenn Eenen de Beene
frieren, denn brauch er ja blos so lange zu trampeln, bis se warm sind, un
wenn ihn de Finger frieren, na, wozu hat denn de Natur de Hosentaschen
jeschaffen, denn einfach rin mit de Poten in de Taschen, denn werden se schon
warm werden. Ick weeß wirklich nich, wat se soville davon jeredet haben.
Wenn Eener an'n janzen Kadaver friert, denn brauch er sich ja blos eenen
Pelz anzuziehen, denn wird er sich schon erwärmen, un wozu sind denn de
Kommerzienräthe da, wie Jilka, die sorjen doch jewiß vor de Erwärmung
von den inneren Menschen, — un wenn det Alles nich jejen de Kälte helft,
denn brauchen die Frostfritzen ja ieberhaupt nich von'n warmen Ofen weg-
zujehen, denn wird sich Keener de Neese verfrieren.
Aber der Winter is nu rum, un det is de Hauptsache. Een Fink soll
neilich schon in'n Friedrichshain jepiept haben, un det is bei uns det beste
Zeichen, det de Witterung umschlägt. Natierlich nich mit de Fleesch- un
Brotpreise. Davon is keene Rede. Schließlich werden de Leite jetzt so dreiste,
det se verlangen, so mechten sich jeden Dag satt essen, un da sagen denn nu
Widder de Ajrarier, det sie alleene blos daruff een Recht hätten. Mit die
Rechtsbejriffe weeß ick nu nich so recht Bescheid, lieber Jacob, indem ick
natierlich ooch blos bei Feiffern in't Pantinenjimnasium jejangen bin. Denkste
vielleicht, det ick eenen jebratenen Fasan von 'ne jebratene Fasanin unter-
scheiden kann? Da kannste mir alle Taschen visitiren, ick Hab' keene blasse
Ahnung von. Un wer sich selbst vor so unjebildet ausjeben muß, na, der
"»«!*• Mann über Bord!
^^litzernd auf den weiten Meereswogen
Tanzt der gold'ne Strahl der Tropensonnc,
Der nach langem Kampfe sich gerungen
Durch die griminigen Gewitterwolken
Und dem Sturm, der gierig aus dem Abgrund
Wühlte auf des Ozeanes Zorne,
Hochaufrüttelnd schaumgekrönte Wellen,
Schleudernd sie mit tosendem Geprassel
Auf das Deck des Dampfers, der aufbäumend
Bald sich auf den Kamm der wilden Wogen
Stampfend hob und dann den scharfen Bugspriet
Wieder nieder in die Tiefe senkte.
Jetzo hat sich ausgetobt das Wetter
Und in grünen, langgestreckten Dünen
Rollt das Meer zum fernen Horizonte,
Mit Geduld auf seinem mächt'gen Rücken
Zu der Heimat Schiff und Mannschaft tragend,
Die mit kühnem Muth und kluger Umsicht
Des Orkanes grimme Wuth bezwungen.
Und in der Kajüte schmuckem Raume,
Deren Wände sauber zierlich glänzen,
Wie des Schreiners Hand aus feinen Hölzern
Sie ringsum kunstvoll zusammenfügte,
Steht gedeckt mit schneeig-weißem Linnen
Nun einladend lang die Mittagstafel.
Seht, es sammeln sich die Passagiere,
Sie enteilen gerne den Kabinen,
Wo des überstand'nen Sturmes Toben
Sie an ihre Lagerstätte bannte.
Lieblich duftet jetzt nach langem Fasten
Ihnen, was die Kunst des Schiffskochs
Hat an kräft'gen Speisen wohl bereitet.
Und der Kapitän, am obern Ende
Seiner reichbesetzten Tafel thronend,
Ladet freundlich seine Mittagsgäste
Zuzugreifcn was die Küche bietet,
Er geht selbst voran mit gutem Beispiel.
Und gar bald aus ihrem Eisbehälter
Giebt hervor man goldgeschmückte Flaschen;
Krachend fliegt der Kork, der milde Schaumwein *
Labet Gaum und Zunge lieblich prickelnd,
Regend an die furchtgebannten Geister,
Selbst die eben noch so blassen Wangen
Zarter Damen leis anhauchend röthend.
Und nach überstandenen Gefahren
Trinkt man gegenseitig auf Gesundheit,
Toastet frohen Muthes auf die Lieben
In der jetzt so fernen, theuren Heimat. —
Aber drunten in des Schiffes Raume,
Wo die mächt'gen Kolben der Maschine
Stöhnend die Kreuzzapsen stetig drehen,
Daß der Schaft des Schiffes starke Schraube
Durch die Meereswellen wühlend treibe,
Liegen fest gebettet in der Reihe
Dampferzeugend hochgewölbte Kessel,
Kohlen schlingend, starke Gluthen strahlend,
Daß der Athem in dem heißen Raume
Kaum des Menschen Lunge mag erquicken;
Seht, da walten trotzige Gestalten,
Kaum die Brust bedeckt mit woll'nem Hemde.
Eine Schaufel Kohle nach der andern
Schütten sie den Kesseln in den Rachen,
Schüren mit den schweren Eisenstangen
Hell die Feuer, daß die Funken sprühend
Ihnen sengen die gebräunten Arme.
Und noch Andre sehen wir dort schaffen,
Die schweißtriefend und Verdammten gleichend,
Kaum, daß noch das Weiße glänzt im Auge,
Staubbedeckt die schwarzen Kohlen schleppen
Aus des Schisses düstern, tiefsten Räumen,
Wohinein des Meeres frische Brise
Niemals ihren frohen Hauch entsendet;
Und sie werden gleich Galeerensklaven,
Einem strengen Schiffsgesetz gehorchend,
Wenn die Kraft auch drohet zu versiegen,
Mit Scheltworten und mit rohen Schlägen,
Ja Fußtritten immerfort getrieben
Ihre schwere Arbeit zu verrichten. —
Doch nun geht die lange Schicht zu Ende
Und im dumpfigen Logis der Leute,
Bis wohin ntit mattem Dämmerscheine
Durch die meerumspülten Bullenaugen
Kaum sich stehlen kann das Licht des Tages,
Rüsten andre sich, hinab zu steigen,
Wo der Hölle Qualen ihrer warten.
Nur ein Mann mit bleichen, hohlen Wangen
Wälzt sich ächzend auf dem harten Lager;
Ob auch rauh ihn derbe Fäuste rütteln,
Er vermag sich kaum mehr zu erheben;
Fest jedoch faßt ihn der Oberheizer,
Stellt ihn schwer auf seine schwanken Füße,
Daß er nieder taumelt in den Schiffsraum.
An Herrn Crispi.
ls man den Alp der Dichter und der Denker,
Der jahrelang als unumschränkter Lenker
Geleitet hat des deutschen Lchiffes Riel —
Ls ging, als man den Laufpaß ihm gegeben,
Lin tiefes, mühsam unterdrücktes Beben
Durch ganz Luropa: ein Gewalt'ger fiel.
Nun trägt der Thauwind die willkommene Runde
Vom grünen Lüd zum eisumstarrten Lunde
Und in dein lieblich Reich, o weißer Zar,
Daß Lrispi abwärts zu den Lchatten walle;
Doch ganz Luropa kichert bei dem Halle
Des eitlen Manns, der Bismarck's Affe war.
Im rothen Hemd mit Garibaldi's Lchaaren
Zog wider Rönig Bomba er vor Jahren,
Als all' sein Linnen noch der Freiheit galt.
Da ahnt' er nicht, daß je er eine Ltimme
Im Rath der Völker habe und erklimme
Die höchste, steilste Ltaffel der Gewalt.
Loldat der Freiheit, der herabgeglitten
Auf schiefer Bahn, der sklavisch alle Litten
Des grimmen Ranzlers sich zum Vorbild nahm —
Du hast dem Lande, das dein Joch getragen,
Lo tiefe Wunden rücksichtslos geschlagen,
wie er, der vor dir noch zu Falle kam!
Geschmiedet habt ihr Beiden um die wette
Voll Runst an einer und derselben Rette,
Und ohne Furcht vor einem Ltrasgericht.
Linmal jedoch erwacht das Volksgewissen
Und als die Bande zornig man zerrissen.
Da sprangen euch die Ltücke ins Gesicht.
Als Bismarck's Ltuhl vor einem Volksgewitter
Und seinem Blitz in Lcheiter brach und Lplitter,
Hat er vergraben sich in Friedrichsruh;
Nun schnür' auch du dein Bündel, alter Rnabe,
Greif einmal noch zum zähen Wanderstabe
Und thue an die leichten Reiseschuh'!
Nach Friedrichs(un)ruh solltest zu dem andern
Lrlauchten Abgesägten nun du wandern.
Denn allzuweit ist es ja nicht entfernt.
Dort könntet ihr, den heißen Grimm zu kühlen.
In holder Lintracht um die wette wühlen —
Du hast es sicher noch nicht ganz verlernt.
Vielleicht gewöhnst du dich an Malz und Hopsin;
Aus jeden Fall darfst du die Pfeife stopfen
Dem „großen" Freund, wie eine treue Magd.
Du darfst mit ihm entlang die Raine schreiten
Und in des Herbstes muntern, bunten Zeiten
Die Waidmanns-Tasche tragen auf der Jagd.
wer weiß, ob allzuserne noch die Ltunde,
Die auch den Dritten bringt zu eurem Bunde,
Denn auch Graf Taaffe wird noch Trutzgesell.
In Vestreich kriselt's ja zur Zeit nach Noten
Und sicher reiten die bekannten Todten
Auch an der Donau Ltrand nicht minder schnell.
Im deutschen Walde fiel die dickste Liche;
Nun sind auch Sie politisch eine Leiche,
Bevor Lie noch Ihr Testament gemacht.
Die Feinde jubeln, die Trabanten schweigen,
Italien athmet auf, die Rurse steigen —
wer hätte das vor Jahresfrist gedacht?
Berlin, Anfang März.
Lieber Jacob!
Nu haben wir bet dickste Ende ieberstanden, nu sind wir scheene raus
mit siebzig un een Freiloos, nu kann uns so leichte ieberhaupt Keener mehr
an de Wimpern klimpern, nu wird et bald Friehling. Nanu, Du jloobst
woll nich, bet et bei uns in Berlin ooch eenen Friehling jiebt, Du denkst
woll, bei uns streichen se den Schlesischen Busch un den Hruuboldhain un
den Friedrichshain un den Thierjarten blos jrien an — davon nach Neine,
sage ick Dir, in die Hinsicht lassen wir Berliner uns nich lumpen, un wenn
Eener uff unfern Friehling schimpt, der kann man immer so sachtekens seine
Knochen numeriren un een reenet Schnuppduch mitbringen, wo er se drin
inwickeln kann, damit er se ooch vollzählich zu Hause kriegt.
Nu haben wir natierlich ooch de Wärmstuben nich mehr neethig, wovon
se soville in de Stadtvertretung jequasselt haben. De Wärmstuben sind ooch
jar nich neethig, da haben de Freisinnijen janz recht. Wenn Eenen de Beene
frieren, denn brauch er ja blos so lange zu trampeln, bis se warm sind, un
wenn ihn de Finger frieren, na, wozu hat denn de Natur de Hosentaschen
jeschaffen, denn einfach rin mit de Poten in de Taschen, denn werden se schon
warm werden. Ick weeß wirklich nich, wat se soville davon jeredet haben.
Wenn Eener an'n janzen Kadaver friert, denn brauch er sich ja blos eenen
Pelz anzuziehen, denn wird er sich schon erwärmen, un wozu sind denn de
Kommerzienräthe da, wie Jilka, die sorjen doch jewiß vor de Erwärmung
von den inneren Menschen, — un wenn det Alles nich jejen de Kälte helft,
denn brauchen die Frostfritzen ja ieberhaupt nich von'n warmen Ofen weg-
zujehen, denn wird sich Keener de Neese verfrieren.
Aber der Winter is nu rum, un det is de Hauptsache. Een Fink soll
neilich schon in'n Friedrichshain jepiept haben, un det is bei uns det beste
Zeichen, det de Witterung umschlägt. Natierlich nich mit de Fleesch- un
Brotpreise. Davon is keene Rede. Schließlich werden de Leite jetzt so dreiste,
det se verlangen, so mechten sich jeden Dag satt essen, un da sagen denn nu
Widder de Ajrarier, det sie alleene blos daruff een Recht hätten. Mit die
Rechtsbejriffe weeß ick nu nich so recht Bescheid, lieber Jacob, indem ick
natierlich ooch blos bei Feiffern in't Pantinenjimnasium jejangen bin. Denkste
vielleicht, det ick eenen jebratenen Fasan von 'ne jebratene Fasanin unter-
scheiden kann? Da kannste mir alle Taschen visitiren, ick Hab' keene blasse
Ahnung von. Un wer sich selbst vor so unjebildet ausjeben muß, na, der
"»«!*• Mann über Bord!
^^litzernd auf den weiten Meereswogen
Tanzt der gold'ne Strahl der Tropensonnc,
Der nach langem Kampfe sich gerungen
Durch die griminigen Gewitterwolken
Und dem Sturm, der gierig aus dem Abgrund
Wühlte auf des Ozeanes Zorne,
Hochaufrüttelnd schaumgekrönte Wellen,
Schleudernd sie mit tosendem Geprassel
Auf das Deck des Dampfers, der aufbäumend
Bald sich auf den Kamm der wilden Wogen
Stampfend hob und dann den scharfen Bugspriet
Wieder nieder in die Tiefe senkte.
Jetzo hat sich ausgetobt das Wetter
Und in grünen, langgestreckten Dünen
Rollt das Meer zum fernen Horizonte,
Mit Geduld auf seinem mächt'gen Rücken
Zu der Heimat Schiff und Mannschaft tragend,
Die mit kühnem Muth und kluger Umsicht
Des Orkanes grimme Wuth bezwungen.
Und in der Kajüte schmuckem Raume,
Deren Wände sauber zierlich glänzen,
Wie des Schreiners Hand aus feinen Hölzern
Sie ringsum kunstvoll zusammenfügte,
Steht gedeckt mit schneeig-weißem Linnen
Nun einladend lang die Mittagstafel.
Seht, es sammeln sich die Passagiere,
Sie enteilen gerne den Kabinen,
Wo des überstand'nen Sturmes Toben
Sie an ihre Lagerstätte bannte.
Lieblich duftet jetzt nach langem Fasten
Ihnen, was die Kunst des Schiffskochs
Hat an kräft'gen Speisen wohl bereitet.
Und der Kapitän, am obern Ende
Seiner reichbesetzten Tafel thronend,
Ladet freundlich seine Mittagsgäste
Zuzugreifcn was die Küche bietet,
Er geht selbst voran mit gutem Beispiel.
Und gar bald aus ihrem Eisbehälter
Giebt hervor man goldgeschmückte Flaschen;
Krachend fliegt der Kork, der milde Schaumwein *
Labet Gaum und Zunge lieblich prickelnd,
Regend an die furchtgebannten Geister,
Selbst die eben noch so blassen Wangen
Zarter Damen leis anhauchend röthend.
Und nach überstandenen Gefahren
Trinkt man gegenseitig auf Gesundheit,
Toastet frohen Muthes auf die Lieben
In der jetzt so fernen, theuren Heimat. —
Aber drunten in des Schiffes Raume,
Wo die mächt'gen Kolben der Maschine
Stöhnend die Kreuzzapsen stetig drehen,
Daß der Schaft des Schiffes starke Schraube
Durch die Meereswellen wühlend treibe,
Liegen fest gebettet in der Reihe
Dampferzeugend hochgewölbte Kessel,
Kohlen schlingend, starke Gluthen strahlend,
Daß der Athem in dem heißen Raume
Kaum des Menschen Lunge mag erquicken;
Seht, da walten trotzige Gestalten,
Kaum die Brust bedeckt mit woll'nem Hemde.
Eine Schaufel Kohle nach der andern
Schütten sie den Kesseln in den Rachen,
Schüren mit den schweren Eisenstangen
Hell die Feuer, daß die Funken sprühend
Ihnen sengen die gebräunten Arme.
Und noch Andre sehen wir dort schaffen,
Die schweißtriefend und Verdammten gleichend,
Kaum, daß noch das Weiße glänzt im Auge,
Staubbedeckt die schwarzen Kohlen schleppen
Aus des Schisses düstern, tiefsten Räumen,
Wohinein des Meeres frische Brise
Niemals ihren frohen Hauch entsendet;
Und sie werden gleich Galeerensklaven,
Einem strengen Schiffsgesetz gehorchend,
Wenn die Kraft auch drohet zu versiegen,
Mit Scheltworten und mit rohen Schlägen,
Ja Fußtritten immerfort getrieben
Ihre schwere Arbeit zu verrichten. —
Doch nun geht die lange Schicht zu Ende
Und im dumpfigen Logis der Leute,
Bis wohin ntit mattem Dämmerscheine
Durch die meerumspülten Bullenaugen
Kaum sich stehlen kann das Licht des Tages,
Rüsten andre sich, hinab zu steigen,
Wo der Hölle Qualen ihrer warten.
Nur ein Mann mit bleichen, hohlen Wangen
Wälzt sich ächzend auf dem harten Lager;
Ob auch rauh ihn derbe Fäuste rütteln,
Er vermag sich kaum mehr zu erheben;
Fest jedoch faßt ihn der Oberheizer,
Stellt ihn schwer auf seine schwanken Füße,
Daß er nieder taumelt in den Schiffsraum.