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Rätlksel. iw«
Wie kommt der itzase aus der Falle?
oup) ^js aaotmuflS
Des Bettlers Klage.
ch war' ich nur kein Handwerksbursch
Und nur kein armer Mann,
Ls käme mir nicht halb so schwer
Das liebe hechten an!
Ls schimpfte kein Philister mich,
Rein Hund biß mich ins Bein;
Ls sperrte mich kein Landgensdarm
Ins Lpritzenhäuschen ein.
wenn ich ein großer Brenner war',
Lin Kümmelfabrikant —
wie würden Liebesgaben gern
Vom Reich mir zugewandt.
Die Millionen steckt' ich ein,
vom Lchutzmann ungekränkt,
Lelbst windthorst fänd' es ganz korrekt.
Daß man mich so beschenkt.
Und wär' ich nur ein Zuckermann,
Der Rüben „rafstnirt",
wie würden hohe Prämien auch
vom Reich mir dedizirt!
Doch leider! um den Pfennig nur
Komm’ ich in Demuth ein!
Die Kleinen haben's immer schlecht,
Könnt' ich ein Großer sein!
Winkelmann in Argentinien.
A. : Was hat denn der Leipziger Bankerotteur
Winkelmann in Argentinien zu thun gehabt?
B. : Na, das liegt doch nahe! Die Argentinier
haben ihn eigens hinkommen lassen, damit er ihnen
Unterricht im Beschummeln ertheile.
Nemesis.
Als Bismarck noch in Aemtern saß und Würden,
Wie leicht war's da, andern die Schuld aufbürden
Wenn etwas fehlschlug! Was die andern schufen,
Bot ihm dagegen stets zum Ruhm die Stufen.
So war's ihm leicht zur Höhe aufzusteigen
Und den Philistern keck zum Tanze aufzugeigen.
Jetzt ist der Mann verschollen und vergessen,
Es schmeckt ihm weder Rauchen, Trinken, Essen,
Er grollt und tobt in seinem Friedrichsruh,
Europa hört's erstaunt und lacht dazu.
Fürwahr, den man als großen Mann besungen
Jahrzehntelang, wie kleinlich steht er da,
Der abgesetzte Kanzler dort in Friedrichsruh!
Daß er der größte Sprößling der Germania,
Der Nachweis der Befähigung dazu,
Der ist dem Jnnungsobermeister Bismarck
nicht gelungen. E.
Zur Maifeier.
Erster Philister: Na, so was Dummes!
Jetzt haben die Sozialdemokraten gar beschlossen,
den ersten Mai am Sonntag zu feiern.
Zweiter Philister: Hm, ich finde, daß sich
dagegen gar nichts einwenden läßt.
Erster Philister: Allerdings — das ist ja
eben das Dumme!
Ein Sonderling.
Keine Fabel.
Es war einmal ein sonderbarer Kauz. Wenn
es ihn selber juckte, so kratzte er Andere aus purer
Selbstverleugnung.
Er war so gerecht, daß er eine wahre Freude
empfand, wenn seine Hühneraugen Schmerz hatten,
denn er sah darin nur die Vergeltung für den
Schmerz, den sie ihm bereiteten.
Er predigte eifrig allen Anderen Enthaltung von
allen Genüssen, damit sie die permanente Freude
der Hoffnung hätten. — Er selber verzichtete hoch-
herzig auf diese vortheilhafte Enthaltsamkeit, nur
um als abschreckendes Beispiel dienen zu können.
Im Uebrigen that er gar nichts aus Furcht
vor der Arbeitslosigkeit, die nothwendig eintreten
muß, wenn alle Arbeit gethan ist.
Er starb leider zu früh, ein Opfer seiner Wiß-
begierde, denn er hängte sich, nur um gleich zu er-
fahren, ob es ein Leben nach dem Tode gebe und
wie es beschaffen sei.
Um jedem Zweifel an seiner ehemaligen Existen-
wirksam zu begegnen, hat er sich selber ein Denkz
mal gesetzt, würdig seiner Sonderlingsnatur. Er hat
nämlich testamentarisch angeordnet, daß nach seinem
Tode Einer in seine abgezogene Haut schlüpfen solle
und sich ebenso benehmen wie er zu seinen Lebzeiten.
Dieser Affe des Originales wird nun überall
in einem Kaleidoskop gezeigt, in dem seine Gestalt
tausendfältig vervielfacht erscheint.
Aber nur diejenigen können ihn sehen, welche
selber aus der Haut gefahren sind.
Einer, der ihn gesehen hat.
Chor der Trichinen.
Die ganze Welt ist gegen
Uns arme Thierchen erbost
Und droht uns mit schneller Vernichtung,
Doch blieb uns ein süßer Trost:
Erstirbt auch die letzte Trichine
Im amerikanischen Schwein,
So werden wir stets doch lebendig
Bei Herrn von Bötticher sein.
Rätlksel. iw«
Wie kommt der itzase aus der Falle?
oup) ^js aaotmuflS
Des Bettlers Klage.
ch war' ich nur kein Handwerksbursch
Und nur kein armer Mann,
Ls käme mir nicht halb so schwer
Das liebe hechten an!
Ls schimpfte kein Philister mich,
Rein Hund biß mich ins Bein;
Ls sperrte mich kein Landgensdarm
Ins Lpritzenhäuschen ein.
wenn ich ein großer Brenner war',
Lin Kümmelfabrikant —
wie würden Liebesgaben gern
Vom Reich mir zugewandt.
Die Millionen steckt' ich ein,
vom Lchutzmann ungekränkt,
Lelbst windthorst fänd' es ganz korrekt.
Daß man mich so beschenkt.
Und wär' ich nur ein Zuckermann,
Der Rüben „rafstnirt",
wie würden hohe Prämien auch
vom Reich mir dedizirt!
Doch leider! um den Pfennig nur
Komm’ ich in Demuth ein!
Die Kleinen haben's immer schlecht,
Könnt' ich ein Großer sein!
Winkelmann in Argentinien.
A. : Was hat denn der Leipziger Bankerotteur
Winkelmann in Argentinien zu thun gehabt?
B. : Na, das liegt doch nahe! Die Argentinier
haben ihn eigens hinkommen lassen, damit er ihnen
Unterricht im Beschummeln ertheile.
Nemesis.
Als Bismarck noch in Aemtern saß und Würden,
Wie leicht war's da, andern die Schuld aufbürden
Wenn etwas fehlschlug! Was die andern schufen,
Bot ihm dagegen stets zum Ruhm die Stufen.
So war's ihm leicht zur Höhe aufzusteigen
Und den Philistern keck zum Tanze aufzugeigen.
Jetzt ist der Mann verschollen und vergessen,
Es schmeckt ihm weder Rauchen, Trinken, Essen,
Er grollt und tobt in seinem Friedrichsruh,
Europa hört's erstaunt und lacht dazu.
Fürwahr, den man als großen Mann besungen
Jahrzehntelang, wie kleinlich steht er da,
Der abgesetzte Kanzler dort in Friedrichsruh!
Daß er der größte Sprößling der Germania,
Der Nachweis der Befähigung dazu,
Der ist dem Jnnungsobermeister Bismarck
nicht gelungen. E.
Zur Maifeier.
Erster Philister: Na, so was Dummes!
Jetzt haben die Sozialdemokraten gar beschlossen,
den ersten Mai am Sonntag zu feiern.
Zweiter Philister: Hm, ich finde, daß sich
dagegen gar nichts einwenden läßt.
Erster Philister: Allerdings — das ist ja
eben das Dumme!
Ein Sonderling.
Keine Fabel.
Es war einmal ein sonderbarer Kauz. Wenn
es ihn selber juckte, so kratzte er Andere aus purer
Selbstverleugnung.
Er war so gerecht, daß er eine wahre Freude
empfand, wenn seine Hühneraugen Schmerz hatten,
denn er sah darin nur die Vergeltung für den
Schmerz, den sie ihm bereiteten.
Er predigte eifrig allen Anderen Enthaltung von
allen Genüssen, damit sie die permanente Freude
der Hoffnung hätten. — Er selber verzichtete hoch-
herzig auf diese vortheilhafte Enthaltsamkeit, nur
um als abschreckendes Beispiel dienen zu können.
Im Uebrigen that er gar nichts aus Furcht
vor der Arbeitslosigkeit, die nothwendig eintreten
muß, wenn alle Arbeit gethan ist.
Er starb leider zu früh, ein Opfer seiner Wiß-
begierde, denn er hängte sich, nur um gleich zu er-
fahren, ob es ein Leben nach dem Tode gebe und
wie es beschaffen sei.
Um jedem Zweifel an seiner ehemaligen Existen-
wirksam zu begegnen, hat er sich selber ein Denkz
mal gesetzt, würdig seiner Sonderlingsnatur. Er hat
nämlich testamentarisch angeordnet, daß nach seinem
Tode Einer in seine abgezogene Haut schlüpfen solle
und sich ebenso benehmen wie er zu seinen Lebzeiten.
Dieser Affe des Originales wird nun überall
in einem Kaleidoskop gezeigt, in dem seine Gestalt
tausendfältig vervielfacht erscheint.
Aber nur diejenigen können ihn sehen, welche
selber aus der Haut gefahren sind.
Einer, der ihn gesehen hat.
Chor der Trichinen.
Die ganze Welt ist gegen
Uns arme Thierchen erbost
Und droht uns mit schneller Vernichtung,
Doch blieb uns ein süßer Trost:
Erstirbt auch die letzte Trichine
Im amerikanischen Schwein,
So werden wir stets doch lebendig
Bei Herrn von Bötticher sein.