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H err: Fräulein Hulda, was halten Sie von der Liebe?
Hulda: Nicht viel; sie ist so theoretisch, heirathen dagegen ist praktisch.
Nussjsche Amnestie. DXV-
Allgemeine Geldnoth herrschte
Bei Sibiriens Gouverneuren,
And sie ließen vor dem Zaren
Nanche laute Klage hören.
„Väterchen am Newastrande,
Deine Gnade uns verkünde!
Lohne unsre Henkerarbeit!
Gieb uns eine neue Pfründe!"
Väterchen mar gut bei Laune,
Ls erfreuten ihn die Streiche,
Die fein braver Lohn verübte
Drüben im Zapaner-Neiche.
Und er sprach: „IhrGouverneure,
Plieiner Herrlichkeit Satrapen,
Seht, für Lure Dienste schenk' ich
Heut Luch einen fetten Happen.
„Werde für des Reichs Verbannte
Line Amnestie erlassen —
Alle, die der Gnade würdig,
Soll die Amnestie umfassen.
„And die Würdigkeit zu prüfen,
Aeber Freiheit, über Leben
Zu entscheiden, dieses Vorrecht
Ist in Lure Hand gegeben."
Jubelnd hören's die Beglückten,
Und sie haben ihn verstanden!
Groß ist manches Sträflings Habe,
Reich find oft die Anverwandten.
Wer sich fühlt der Freiheit würdig,
Muß die Gouverneure „schmieren,"
Denn die Armen, die verlass'nen,
Lie wird Keiner amnestiren.
Nächtig springt die Guadenquelle,
Springt im Gold, im blanken, baaren —
And Luropa hört mit Staunen
Von dem Ldelsinn des Zaren.
Sächsisches.
In staatserhaltenden Kreisen Sachsens ist man sehr entzückt über die
Reichsgerichts-Entscheidung, welche den Korrektor für den Inhalt einer
Zeitung verantwortlich macht. Man zieht die Konsequenz daraus bereits
ans die Verantwortlichkeit des Druckers und Verlegers, und hofft in
Zukunft auch den Schriftgießer für den Inhalt der Zeitung, deren
Lettern er gegossen hat, verantwortlich machen zu können.
Caprivi's Absage.
Wicht ermaszigt wird die Steuer
Lrotz de^ Drängens böser Neuerer.
Ist daF Brot auch uoch so theuer.
Sind die Zöllner doch theurer.
Ein ausdauernder Ministerkaudidat.
21.: Haben Sie schon das Neueste gehört:
Bennigsen hat sein Verwaltungsamt niedergelegt
und ist in eine Kadcttenschulc eingetreten.
B.: Ah! Warum das?
A.: Er will Offizier und als solcher init der
Zeit General werden, weil er mehrfach be-
obachtet hat, daß Minister-Portefeuilles an Generäle
crtheilt werden; als General glaubt er eine Chance
mehr für die Erreichung seines Lebenszweckes, des
Ministerpostens, zu haben.
Reiche Leute.
Graf Kanitz sprach: „Daß Gott erbarm!
Wie sind wir Landwirthe so arm!
Und nimmt man uns auch noch den Zoll,
Weiß man nicht wie man leben soll!" —
Ihr lieben Junker, tröstet Euch,
Ihr bleibt auf alle Fälle reich;
Ihr war't und bleibt zu jeder Zeit
Stets überreich an — Dreistigkeit!
Aus Umwegen.
Hinz: Herr Nachbar, glauben Sie, daß Träume
in Erfüllung gehen?
Kunz: Warum nicht; man hat das öfter er-
lebt. Haben Sie etwas Angenehmes geträumt?"
Hinz: Etwas sehr Angenehmes! und zwar
von Ihnen!
Kunz: Ah, dann wünsche ich nur, daß es in
Erfüllung geht; aber was war's denn eigentlich?
Hinz: Mir träumte, Sie pumpten mir
zehn Mark!
Aus dem Königreich Stumm.
Eine Kabinetsordre des Königs Stumm giebt
bekannt, daß er alle seine Reden zur Arbeiterschutz-
losigkeits - Debatte in Separatabdruck erscheinen
lassen und im ganzen Königreiche verbreiten will.
Wenn die Arbeiter diese Reden des König
Stumm lesen, werden sie höchstens denken, es sei
klüger gewesen, wenn dieser König stumm ge-
blieben wäre.
Nachtwächter.
Die Nachtwächter überall sind im Zorn
Und tuten all in ihr großes Horn;
Sic alle sind in großen Sorgen
Vor einem sozialistischen Morgen.
Doch hat man gewiß noch niemals gehört,
Daß ein Nachtwächter den Sonnenaufgang gestört
Und daß er mit seinem rostigen Spieß
Die Sterne vom Himmel herunter stieß.
Empfehlung.
A. : Wissen Sic mir keinen Schneider zu em-
pfehlen, der die Anzüge recht gut sitzend fertigt?
B. : O ja, da gehen Sic nur zu einem
sozialdemokratischen Schneider; ein solcher
versteht sich am Besten aufs Sitzen.
Nationales Verdienst.
Schimpft, lrcbe Leute, nicht über das Saufen,
Weil die Begriffe jetzt anders laufen;
Wer Schnaps säuft, hat nationales Verdienst,
Er mehrt des schnapsbrennenden Junkers Gewinnst;
Und wer sich in Schnaps hat zu Tode gesoffen,
Für den darf nian noch ein Denkmal erhoffen!
Aus der Jnftruktionsftunde.
Korporal: Meyer, wissen Sie, was eine
Windhose ist?
Meyer: Eine Windhose ist eine Hose, welche
so viele Löcher hat, daß der Wind hindurch-
pfeifen kann
Die AnüppelgläMgeu.
(Zur Eislebener Affaire.)
Und wenn Luch Nichts mehr übrig blieb.
Das retten kann Luch noch.
Der Knüppel zum brutalen Hieb,
Der Knüppel bleibt Luch doch.
Lin Judaslohn von nur vier Nark
Und Zeche frei, das dingt
Luch manchen Arm, der flink und stark
§ür Luch den Knüppel schwingt.
Ls ist nur eitel Dunst und Dampf
Und ist gelogen sehr.
Wenn Ihr da sprecht von Geisteskamps
Nit Wissenschaft als Wehr.
Denn damit kommt Ihr nicht zum Ziel,
Geist ist nicht Lure Zier;
Nanch' Proletarier weiß so viel
And mancher mehr als Ihr.
Za das bezeugen wir Luch gern
And laut mit aller Kraft:
Der Knüppel, Ihr verehrten Herrn,
Ist Lure Wissenschaft!
Von den „Ferienkolonien."
Zivilist: Wie paßt es zu dem gerühmten
Wohlleben in der Kaserne, daß man so viel von
S o l d a t e n m i ß h a n d l u n g e n hört?
Lieutenant: Ach, das ist blos der wohl-
wollende Uebereifer mancher Korporale, welche sich
die moderne Gesundheitspflege, die sie den
Rekruten angedeihen lassen, nicht ohne ein wenig
Massage denken können.
Unsterblichkeit!
Man tröstet Euch über das Erdcnlcid
So gern niit der Seelen-Unsterblichkcit.
Was wird da aus all den trockenen Knaben,
Die kein Herz und keine Seele haben?
>3?cutMj. '^8^^—
H err: Fräulein Hulda, was halten Sie von der Liebe?
Hulda: Nicht viel; sie ist so theoretisch, heirathen dagegen ist praktisch.
Nussjsche Amnestie. DXV-
Allgemeine Geldnoth herrschte
Bei Sibiriens Gouverneuren,
And sie ließen vor dem Zaren
Nanche laute Klage hören.
„Väterchen am Newastrande,
Deine Gnade uns verkünde!
Lohne unsre Henkerarbeit!
Gieb uns eine neue Pfründe!"
Väterchen mar gut bei Laune,
Ls erfreuten ihn die Streiche,
Die fein braver Lohn verübte
Drüben im Zapaner-Neiche.
Und er sprach: „IhrGouverneure,
Plieiner Herrlichkeit Satrapen,
Seht, für Lure Dienste schenk' ich
Heut Luch einen fetten Happen.
„Werde für des Reichs Verbannte
Line Amnestie erlassen —
Alle, die der Gnade würdig,
Soll die Amnestie umfassen.
„And die Würdigkeit zu prüfen,
Aeber Freiheit, über Leben
Zu entscheiden, dieses Vorrecht
Ist in Lure Hand gegeben."
Jubelnd hören's die Beglückten,
Und sie haben ihn verstanden!
Groß ist manches Sträflings Habe,
Reich find oft die Anverwandten.
Wer sich fühlt der Freiheit würdig,
Muß die Gouverneure „schmieren,"
Denn die Armen, die verlass'nen,
Lie wird Keiner amnestiren.
Nächtig springt die Guadenquelle,
Springt im Gold, im blanken, baaren —
And Luropa hört mit Staunen
Von dem Ldelsinn des Zaren.
Sächsisches.
In staatserhaltenden Kreisen Sachsens ist man sehr entzückt über die
Reichsgerichts-Entscheidung, welche den Korrektor für den Inhalt einer
Zeitung verantwortlich macht. Man zieht die Konsequenz daraus bereits
ans die Verantwortlichkeit des Druckers und Verlegers, und hofft in
Zukunft auch den Schriftgießer für den Inhalt der Zeitung, deren
Lettern er gegossen hat, verantwortlich machen zu können.
Caprivi's Absage.
Wicht ermaszigt wird die Steuer
Lrotz de^ Drängens böser Neuerer.
Ist daF Brot auch uoch so theuer.
Sind die Zöllner doch theurer.
Ein ausdauernder Ministerkaudidat.
21.: Haben Sie schon das Neueste gehört:
Bennigsen hat sein Verwaltungsamt niedergelegt
und ist in eine Kadcttenschulc eingetreten.
B.: Ah! Warum das?
A.: Er will Offizier und als solcher init der
Zeit General werden, weil er mehrfach be-
obachtet hat, daß Minister-Portefeuilles an Generäle
crtheilt werden; als General glaubt er eine Chance
mehr für die Erreichung seines Lebenszweckes, des
Ministerpostens, zu haben.
Reiche Leute.
Graf Kanitz sprach: „Daß Gott erbarm!
Wie sind wir Landwirthe so arm!
Und nimmt man uns auch noch den Zoll,
Weiß man nicht wie man leben soll!" —
Ihr lieben Junker, tröstet Euch,
Ihr bleibt auf alle Fälle reich;
Ihr war't und bleibt zu jeder Zeit
Stets überreich an — Dreistigkeit!
Aus Umwegen.
Hinz: Herr Nachbar, glauben Sie, daß Träume
in Erfüllung gehen?
Kunz: Warum nicht; man hat das öfter er-
lebt. Haben Sie etwas Angenehmes geträumt?"
Hinz: Etwas sehr Angenehmes! und zwar
von Ihnen!
Kunz: Ah, dann wünsche ich nur, daß es in
Erfüllung geht; aber was war's denn eigentlich?
Hinz: Mir träumte, Sie pumpten mir
zehn Mark!
Aus dem Königreich Stumm.
Eine Kabinetsordre des Königs Stumm giebt
bekannt, daß er alle seine Reden zur Arbeiterschutz-
losigkeits - Debatte in Separatabdruck erscheinen
lassen und im ganzen Königreiche verbreiten will.
Wenn die Arbeiter diese Reden des König
Stumm lesen, werden sie höchstens denken, es sei
klüger gewesen, wenn dieser König stumm ge-
blieben wäre.
Nachtwächter.
Die Nachtwächter überall sind im Zorn
Und tuten all in ihr großes Horn;
Sic alle sind in großen Sorgen
Vor einem sozialistischen Morgen.
Doch hat man gewiß noch niemals gehört,
Daß ein Nachtwächter den Sonnenaufgang gestört
Und daß er mit seinem rostigen Spieß
Die Sterne vom Himmel herunter stieß.
Empfehlung.
A. : Wissen Sic mir keinen Schneider zu em-
pfehlen, der die Anzüge recht gut sitzend fertigt?
B. : O ja, da gehen Sic nur zu einem
sozialdemokratischen Schneider; ein solcher
versteht sich am Besten aufs Sitzen.
Nationales Verdienst.
Schimpft, lrcbe Leute, nicht über das Saufen,
Weil die Begriffe jetzt anders laufen;
Wer Schnaps säuft, hat nationales Verdienst,
Er mehrt des schnapsbrennenden Junkers Gewinnst;
Und wer sich in Schnaps hat zu Tode gesoffen,
Für den darf nian noch ein Denkmal erhoffen!
Aus der Jnftruktionsftunde.
Korporal: Meyer, wissen Sie, was eine
Windhose ist?
Meyer: Eine Windhose ist eine Hose, welche
so viele Löcher hat, daß der Wind hindurch-
pfeifen kann
Die AnüppelgläMgeu.
(Zur Eislebener Affaire.)
Und wenn Luch Nichts mehr übrig blieb.
Das retten kann Luch noch.
Der Knüppel zum brutalen Hieb,
Der Knüppel bleibt Luch doch.
Lin Judaslohn von nur vier Nark
Und Zeche frei, das dingt
Luch manchen Arm, der flink und stark
§ür Luch den Knüppel schwingt.
Ls ist nur eitel Dunst und Dampf
Und ist gelogen sehr.
Wenn Ihr da sprecht von Geisteskamps
Nit Wissenschaft als Wehr.
Denn damit kommt Ihr nicht zum Ziel,
Geist ist nicht Lure Zier;
Nanch' Proletarier weiß so viel
And mancher mehr als Ihr.
Za das bezeugen wir Luch gern
And laut mit aller Kraft:
Der Knüppel, Ihr verehrten Herrn,
Ist Lure Wissenschaft!
Von den „Ferienkolonien."
Zivilist: Wie paßt es zu dem gerühmten
Wohlleben in der Kaserne, daß man so viel von
S o l d a t e n m i ß h a n d l u n g e n hört?
Lieutenant: Ach, das ist blos der wohl-
wollende Uebereifer mancher Korporale, welche sich
die moderne Gesundheitspflege, die sie den
Rekruten angedeihen lassen, nicht ohne ein wenig
Massage denken können.
Unsterblichkeit!
Man tröstet Euch über das Erdcnlcid
So gern niit der Seelen-Unsterblichkcit.
Was wird da aus all den trockenen Knaben,
Die kein Herz und keine Seele haben?