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schlagen — richtig, da steht meine Nummer un ick bin raus mit det jroße
Loos. „Herrjehses, Naucke," denke ick bei mir selbst, „laß Dir nich von den
Hochmuthsdeibel reiten, bleibe Deine Jrundsätze trei, sei een Mann!" Ick
nehme heimlich mein Loos aus't Portemonnäh un seh nochmal nach de
Nummer, det man blos keen Jrrthum entstehen kann; aber nee, Alles is
richtig, et stimmt.
Na, weeßte, Jacob, da konnte ich mir denn nu doch nich mehr halten.
Ick trinke mein Bier aus, un rufe den Kellner. „Fritze," sage ick mit
Koinmandostimme, „Fritze, jeden Se mir mal een Jlas Bier un denn vor
de janze Jesellschaft 'ne Lage, un denn stellen Se mal zwee Pullen von
den dheiren deitschen Sekt — de Pulle zu 'ne Mark susfzig — kalt, ick
kann mir det heite leisten!" Na nu hättest De mal det Jefrage Heeren
sollen, Jeder wollte doch nu wissen, wat los is, ob vielleicht mein Jeburts-
dag is oder ob meine Schwiegermutter aus Berlin rausjezogen is. Ick
kneif aber de Zähne zusammen un denke, De sagst lieber nischt von wejen
de Jnschätznugskommission, et is ja nich neethig, det De den janzen Kies
jleich versteicrst.
Det wird Mitternacht un ick jede von den Lotteriejewinn immer feste
zum Besten. Schließlich det Morjens so um Dreien rum, da konnte ick den
Jlicksfall nu doch nich mehr verschweijen — weeßte, Jacob, et druckte mir
beinahe det Herz ab, un ick wollte doch, dat meine Freinde endlich wissen
sollten, warum se sovill saufen mußten. Ick erhebe mir denn — 'n bisken
schief, det bestreite ick nich — un halte 'ne wohljesetzte Rede un erzähle
denn nu, warum un wieso. Nu war aber von det Jratulieren keen Ende
abzusehen, un Zwee'e oder Dreie versuchten denn ooch jleich, mir anzu-
pumpen.
Mit een Mal, mitten in meine Seligkeit un mitten in mein Jefiehl,
een reicher Mann jeworden zu sind, nimmt Eener von meine Freunde die
Zeitung un fangt an zu lachen, als ob ihn een Anderer heimlich kitzelt. Ick
denke mir nischt beeset, un denke det is Alles Freide. Die Zeitung jeht um
den Disch rum un schließlich lachen se Alle, un det Heerte sich an, als ob
Erbsen kochen, blos ville lauter. Na, wat soll ick Dir noch lange erzählen,
schließlich kommt et raus, det ick in 'ne Liste von de Braunschweig'sche
Lotterie rinjekiekt hatte, un det meine sächsische Lotterienummer in de Braun-
schweig'sche Lotterie rausjekommen war. Mit die Schilderung von meine
weiteren Jefiehle will ick Dir verschonen, ick will Dir blos noch mittheilen,
det ick so zwischen susfzig un vierzig Mark zu berappen hatte.
Ick brauche Dir nu woll hier weiter nich zu versichern, det ick nach
sonne Trajödie vor alle Zeiten von det Lotteriespielen kurirt bin, un det,
wenn Eener von die Jeschichte in mein Stammlokal anfangt, er nich schlecht
anjeranzt wird. Un darum betrachte ick ooch die afrikansche Lotterie mit
ricsijet Mißbehagen un Mißtrauen. Ehe ick mir 'n Loos koofe, da kann
Wißmann sämmtliche Heiden meinswejen zum Islam bekehrt haben — nich
in de Tiete.
Nee, lieber Jacob, vielleicht kommt denn Widder meine Loosnummer
raus un ick freie mir wie een Beesenbinder, un wenn ick denn det Ding
bei Licht besehe, denn war det jarnich de afrikansche Lotterie, sondern viel-
leicht 'ne mexikansche, oder siamesische oder japanesische. Ick will keene
Elcphantenzähne oder so'n Zauber jewinnen, indem ick selbst noch kauen
kann, mit welche Versicherung ick verbleibe erjebenst un mit ville Jrieße
Dein kreier
Jotthils Naucke.
An'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
n Hobrlsxähne. &=£•»
Die Ernte naht mit reichen Gaben,
Die Erde beut ihr Füllhorn dar —
Zu unsrer Zöllner Schrecken haben
Wir kein verdorb'nes Erntejahr.
Doch reifen nicht allein die Aehren
Im Regenstrom und Sonnenbrand —
Die Saat der sozialistischen Lehren
Auch sie reift allerorts im Land.
* *
*
„Das ist nur ein Schönheitsfehler,"
sagte der Schuster, da brachte er dem Kommerzien-
rath Baare ein paar neue Stiefel, bei denen
Oberleder schon geplatzt war.
* *
*
An Steuerhinterziehung ist kein Mangel,
Wollt' ich sie schildern, hätt' ich lang zu schreiben,
Doch Jeder findet einmal den Fusangel
An dem er schließlich noch wird hängen bleiben.
* -i-
*
„Was Du nicht willst, daß man Dir thu', das füg' auch keinem Andern
zu," sagt das Sprichwort mit Recht. Weil Fußangel die rheinischen Groß-
industriellen bei ihren Hinterziehungen gestört hat, wird er nun selbst
auf fünf Monate hintergezogen.
* *
*
Wir haben mit Löffeln gegessen
Den Fortschritt, die Humanität!
Wir sind von Kultur ganz besessen!
Nie unseres Gleichen ersteht!
Wir schauen herab auf die Russen,
Die stets wir Barbaren genannt —
Und doch — unsre Tante Vossen
Hat selbst einen Juden verbrannt!
*
*
Der alte Maybach hat schnell seine Entlassung eingereicht, um nicht
schließlich als „geflickter Eisenbahnschienenminister" pensionirt zu werden.
-i- *
*
Reiche Ernte wird uns blüh'n
Heuer aus den Kolonien!
Emin schickt per Karawan'
Einen Elefanten zahn!
* *
*
Zu gleicher Zeit, in welcher der heilige Rock in Trier ausgestellt sein
wird, wollen die Juden die heiligen Hosen von Moses zu Worms
ausstellcn.
Ihr getreuer
Säge, Schreiner.
Die rotlze Kravatte in Schwaben.
§u Balingen ein Frevler war,
Der sich erdreistet hatte,
Zu kommen am hellen Tag sogar
Mit einer rothen Kravatte.
Die schwäbische Polizei ist reich
An sorglichem Gemüthe;
Drum fahndete sie allsogleich
Auf diese rothe Blüthe.
Der Frevler sollte saus fagon
Nun eine Buße zahlen;
Doch machte er mit bitt'rem Hohn
Der Polizei viel Qualen.
Der Querulant lief zum Gericht
Und dieses könnt', o Schrecken,
Durchaus in der Kravatte nicht
Die Staatsgefahr entdecken.
Die Polizei, so pflichtbewußt,
Hab' herzlich ich bedauert,
Mit ihrem Stachel in der Brust
Da sitzt sie nun und trauert.
Vom Vandwrrkertag.
Müller: Auf dem Handwerkertag ist es zu
Nichts gekommen. Diese Jnnungsbrüder sind auch
zu kopflos.
Meyer: Kopflos? Wenn Du nur den Gips-
kopf gesehen hättest, mit dem der Biehl vom
Handwerkertag nach Hause gekouuneu ist!
Zeichen und Wunder.
An Demuth lagen Völker
Den Fürsten oft zu Füßen,
Die gegen alte Bräuche
Und Sitten sich verstießen.
Der Prinz von Wales als Sünder
Muß sich dazu verstehen,
Das große Volk von England
Um Nachsicht auzuflehen.
Reich an Besonderheiten
Ist diese Welt jetztunder;
Schier jeden Tag geschehen
So Zeichen und auch Wunder!
Drr Panama-Kanal.
A. : Mit dem Panama-Kanal wird es Nichts.
Die Arbeiter gehen dort schier alle am gelben
Fieber zu Grund.
B. : Und die Herren Lesseps und Andere am
Goldfieber.
Aus drm Vatikan.
/fjf’ rauer herrscht im Batikane,
Wo der arme Papst muß wohnen,
Denn es fehlen dort im Schatze
Achtundzwanzig Millionen.
Rathlos sitzt der heil'ge Vater,
Und er spricht mit leisem Beben:
„Ach, das ist der größte Kummer,
Der mir ward in meinem Leben!"
Lieber alter heil'ger Vater,
Laß' den Peterspfennig fahren
Und Du wirst am allerbesten
Vor den Dieben Dich bewahren!
Dementi.
(Von einem Bochum-Friedrichsruher Offiziösen.)
Den aufregenden Gerüchten gegenüber, welche
behaupteten, es habe ein großes Eisenbahnunglück
in der Schweiz stattgefunden, ist zu koustatiren,
daß solche Gerüchte nur dazu dienen, die Eisen-
industrie zu schädigen und den Eisenbahnbau durch
lästige Kontrolirungen zu erschweren. Die Nach-
richt von dem großen Eisenbahnunglück ist also
von A. bis Z. erfunden.
schlagen — richtig, da steht meine Nummer un ick bin raus mit det jroße
Loos. „Herrjehses, Naucke," denke ick bei mir selbst, „laß Dir nich von den
Hochmuthsdeibel reiten, bleibe Deine Jrundsätze trei, sei een Mann!" Ick
nehme heimlich mein Loos aus't Portemonnäh un seh nochmal nach de
Nummer, det man blos keen Jrrthum entstehen kann; aber nee, Alles is
richtig, et stimmt.
Na, weeßte, Jacob, da konnte ich mir denn nu doch nich mehr halten.
Ick trinke mein Bier aus, un rufe den Kellner. „Fritze," sage ick mit
Koinmandostimme, „Fritze, jeden Se mir mal een Jlas Bier un denn vor
de janze Jesellschaft 'ne Lage, un denn stellen Se mal zwee Pullen von
den dheiren deitschen Sekt — de Pulle zu 'ne Mark susfzig — kalt, ick
kann mir det heite leisten!" Na nu hättest De mal det Jefrage Heeren
sollen, Jeder wollte doch nu wissen, wat los is, ob vielleicht mein Jeburts-
dag is oder ob meine Schwiegermutter aus Berlin rausjezogen is. Ick
kneif aber de Zähne zusammen un denke, De sagst lieber nischt von wejen
de Jnschätznugskommission, et is ja nich neethig, det De den janzen Kies
jleich versteicrst.
Det wird Mitternacht un ick jede von den Lotteriejewinn immer feste
zum Besten. Schließlich det Morjens so um Dreien rum, da konnte ick den
Jlicksfall nu doch nich mehr verschweijen — weeßte, Jacob, et druckte mir
beinahe det Herz ab, un ick wollte doch, dat meine Freinde endlich wissen
sollten, warum se sovill saufen mußten. Ick erhebe mir denn — 'n bisken
schief, det bestreite ick nich — un halte 'ne wohljesetzte Rede un erzähle
denn nu, warum un wieso. Nu war aber von det Jratulieren keen Ende
abzusehen, un Zwee'e oder Dreie versuchten denn ooch jleich, mir anzu-
pumpen.
Mit een Mal, mitten in meine Seligkeit un mitten in mein Jefiehl,
een reicher Mann jeworden zu sind, nimmt Eener von meine Freunde die
Zeitung un fangt an zu lachen, als ob ihn een Anderer heimlich kitzelt. Ick
denke mir nischt beeset, un denke det is Alles Freide. Die Zeitung jeht um
den Disch rum un schließlich lachen se Alle, un det Heerte sich an, als ob
Erbsen kochen, blos ville lauter. Na, wat soll ick Dir noch lange erzählen,
schließlich kommt et raus, det ick in 'ne Liste von de Braunschweig'sche
Lotterie rinjekiekt hatte, un det meine sächsische Lotterienummer in de Braun-
schweig'sche Lotterie rausjekommen war. Mit die Schilderung von meine
weiteren Jefiehle will ick Dir verschonen, ick will Dir blos noch mittheilen,
det ick so zwischen susfzig un vierzig Mark zu berappen hatte.
Ick brauche Dir nu woll hier weiter nich zu versichern, det ick nach
sonne Trajödie vor alle Zeiten von det Lotteriespielen kurirt bin, un det,
wenn Eener von die Jeschichte in mein Stammlokal anfangt, er nich schlecht
anjeranzt wird. Un darum betrachte ick ooch die afrikansche Lotterie mit
ricsijet Mißbehagen un Mißtrauen. Ehe ick mir 'n Loos koofe, da kann
Wißmann sämmtliche Heiden meinswejen zum Islam bekehrt haben — nich
in de Tiete.
Nee, lieber Jacob, vielleicht kommt denn Widder meine Loosnummer
raus un ick freie mir wie een Beesenbinder, un wenn ick denn det Ding
bei Licht besehe, denn war det jarnich de afrikansche Lotterie, sondern viel-
leicht 'ne mexikansche, oder siamesische oder japanesische. Ick will keene
Elcphantenzähne oder so'n Zauber jewinnen, indem ick selbst noch kauen
kann, mit welche Versicherung ick verbleibe erjebenst un mit ville Jrieße
Dein kreier
Jotthils Naucke.
An'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
n Hobrlsxähne. &=£•»
Die Ernte naht mit reichen Gaben,
Die Erde beut ihr Füllhorn dar —
Zu unsrer Zöllner Schrecken haben
Wir kein verdorb'nes Erntejahr.
Doch reifen nicht allein die Aehren
Im Regenstrom und Sonnenbrand —
Die Saat der sozialistischen Lehren
Auch sie reift allerorts im Land.
* *
*
„Das ist nur ein Schönheitsfehler,"
sagte der Schuster, da brachte er dem Kommerzien-
rath Baare ein paar neue Stiefel, bei denen
Oberleder schon geplatzt war.
* *
*
An Steuerhinterziehung ist kein Mangel,
Wollt' ich sie schildern, hätt' ich lang zu schreiben,
Doch Jeder findet einmal den Fusangel
An dem er schließlich noch wird hängen bleiben.
* -i-
*
„Was Du nicht willst, daß man Dir thu', das füg' auch keinem Andern
zu," sagt das Sprichwort mit Recht. Weil Fußangel die rheinischen Groß-
industriellen bei ihren Hinterziehungen gestört hat, wird er nun selbst
auf fünf Monate hintergezogen.
* *
*
Wir haben mit Löffeln gegessen
Den Fortschritt, die Humanität!
Wir sind von Kultur ganz besessen!
Nie unseres Gleichen ersteht!
Wir schauen herab auf die Russen,
Die stets wir Barbaren genannt —
Und doch — unsre Tante Vossen
Hat selbst einen Juden verbrannt!
*
*
Der alte Maybach hat schnell seine Entlassung eingereicht, um nicht
schließlich als „geflickter Eisenbahnschienenminister" pensionirt zu werden.
-i- *
*
Reiche Ernte wird uns blüh'n
Heuer aus den Kolonien!
Emin schickt per Karawan'
Einen Elefanten zahn!
* *
*
Zu gleicher Zeit, in welcher der heilige Rock in Trier ausgestellt sein
wird, wollen die Juden die heiligen Hosen von Moses zu Worms
ausstellcn.
Ihr getreuer
Säge, Schreiner.
Die rotlze Kravatte in Schwaben.
§u Balingen ein Frevler war,
Der sich erdreistet hatte,
Zu kommen am hellen Tag sogar
Mit einer rothen Kravatte.
Die schwäbische Polizei ist reich
An sorglichem Gemüthe;
Drum fahndete sie allsogleich
Auf diese rothe Blüthe.
Der Frevler sollte saus fagon
Nun eine Buße zahlen;
Doch machte er mit bitt'rem Hohn
Der Polizei viel Qualen.
Der Querulant lief zum Gericht
Und dieses könnt', o Schrecken,
Durchaus in der Kravatte nicht
Die Staatsgefahr entdecken.
Die Polizei, so pflichtbewußt,
Hab' herzlich ich bedauert,
Mit ihrem Stachel in der Brust
Da sitzt sie nun und trauert.
Vom Vandwrrkertag.
Müller: Auf dem Handwerkertag ist es zu
Nichts gekommen. Diese Jnnungsbrüder sind auch
zu kopflos.
Meyer: Kopflos? Wenn Du nur den Gips-
kopf gesehen hättest, mit dem der Biehl vom
Handwerkertag nach Hause gekouuneu ist!
Zeichen und Wunder.
An Demuth lagen Völker
Den Fürsten oft zu Füßen,
Die gegen alte Bräuche
Und Sitten sich verstießen.
Der Prinz von Wales als Sünder
Muß sich dazu verstehen,
Das große Volk von England
Um Nachsicht auzuflehen.
Reich an Besonderheiten
Ist diese Welt jetztunder;
Schier jeden Tag geschehen
So Zeichen und auch Wunder!
Drr Panama-Kanal.
A. : Mit dem Panama-Kanal wird es Nichts.
Die Arbeiter gehen dort schier alle am gelben
Fieber zu Grund.
B. : Und die Herren Lesseps und Andere am
Goldfieber.
Aus drm Vatikan.
/fjf’ rauer herrscht im Batikane,
Wo der arme Papst muß wohnen,
Denn es fehlen dort im Schatze
Achtundzwanzig Millionen.
Rathlos sitzt der heil'ge Vater,
Und er spricht mit leisem Beben:
„Ach, das ist der größte Kummer,
Der mir ward in meinem Leben!"
Lieber alter heil'ger Vater,
Laß' den Peterspfennig fahren
Und Du wirst am allerbesten
Vor den Dieben Dich bewahren!
Dementi.
(Von einem Bochum-Friedrichsruher Offiziösen.)
Den aufregenden Gerüchten gegenüber, welche
behaupteten, es habe ein großes Eisenbahnunglück
in der Schweiz stattgefunden, ist zu koustatiren,
daß solche Gerüchte nur dazu dienen, die Eisen-
industrie zu schädigen und den Eisenbahnbau durch
lästige Kontrolirungen zu erschweren. Die Nach-
richt von dem großen Eisenbahnunglück ist also
von A. bis Z. erfunden.