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1103

4-^=£- Hobrlsxähnr. --

Die Sonne macht jetzt ihre Faxen,

Sie läßt uns keinen Wein mehr wachsen;

Es seufzt und klagt der Winzersmann,

Daß er so wenig ernten kann.

All die Philister sind im Aerger,

Sie müssen trinken nun — Grünebcrger,

Denn dieser, edle Schlesierwein

Gedeiht im Reich noch ganz allein!

* *

*

Daß in Deutschland das Volk größere Freiheit
genießt, als in Frankreich, das hat sich in letzter
Zeit recht deutlich erwiesen. In Paris wurden
die Leute, welche an der chauvinistischen Demon-
stration gegen die Aufführung des „Loh eng rin"
theilnahmen, sämmtlich verhaftet, in Deutschland
aber hatte die Theilnahme an der chauvinistischen Demonstration des Sedan-
festes keine einzige Verhaftung zur Folge.

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*

Hans Blum weiß seinem Lorbeerkranz

Ein neues Blättchen einzufügen,

Denn gegen die Sozialisten jetzt

Fungirt er als Autor der Lügen.

* *

*

Wenn die Roth am größten, ist der Exekutor am nächsten.

* *

*

Die Reaktionäre sind sehr traurig darüber, daß es trotz aller deutsch-
freisinnigen und anarchistischen Verleumdungen noch nicht möglich gewesen
ist, den sozialdemokratischen Parteivorstand zu beschuldigen, er habe Eisen-
bahnschienen geflickt.

* *

*

Voll Neugier der Liberalismus schaut
Nach Erfurt, — die Nachricht ja kam,

Es werde daselbst ein Programm gebaut —

Nun fragt er, indem er dem Ohre kaum traut:

„Was mag das wohl sein, ein Programm?"

Ihr getreuer

Säge, Schreiner.

Vorschlag zur Güte.

Die Vorfälle bei der Loheugrin-Aufführung in Paris geben ein sehr
nachahmenswerthes Beispiel und wir beeilen uns, den Vorschlag zu machen,
es möchten künftig nationale Zwistigkeiten überhaupt nicht mehr auf den
Schlachtfeldern, sondern auf musikalischem Wege ausgefochten werden.
Die Diplomaten könnten dann die Noten, welche sie so häufig wechseln,
gleich selbst spielen; wer seiner Sache die besten Saiten äbgewinnt, spielt
die erste Geige, der Unterliegende pfeift auf dem letzten Loche und das
Publikum giebt dem europäischen Konzert so lange sein Mißfallen zu er-
kennen, bis die allgemeine Harmonie der Völker hergestellt ist. Zur Be-
lagerung von Städten könnte man Posaunen verwenden, die sich bekanntlich
schon bei Jericho in dieser Hinsicht bewährt haben, und nach dem Friedens-
schlüsse müßte man alle Flöten verbrennen, damit der Friede niemals wieder
flöten gehen kann.

Wahehe!

In Afrika wohnen kuriose Leut',

Wahehe!

Die rührt keine preußische Herrlichkeit.
Wahehe!

Sie lassen sich nicht wie die Preußen regieren,
Wahehe!

Verlegen sich gleich auf's Revolutioniren.
Wahehe!

Das wird uns machen noch viele Schmerzen,
Wahehe!

Drum schreien wir aus gepreßtem Herzen:
Wahehe!

Nanle über die Trmrkfurhlsvorlage.

Ick kann et nich anders leugnen, als bet ick in die Trunksuchts
jeschichte eene jroße Jnkonsequentität erblicken muß. Erst hat man die
Abjabe von die spirituellen Jetränke erhöht, damit die Schnapsbrenner
ihr Jeschenk instechen konnten, und jetzt soll die Abjabe von diese Jetränke
wieder beschränkt werden. Warum hat man sich diese Beschränktheit nich
jleich bei die erste Abjabe jeleistet? Ick Hab' et aber immer jesagt, wenn
der Reichstag beschränkt is, dann is er et immer an Unrechtem Orte.

DgF Vaterland in Gefahr.

(Philister-Stoßseufzer.)

Mhr guten Deutschen, laßt euch nicht
Von arger List umgarnen!

Zur rechten Zeit noch tönt mein Lied,

Um euch vor Verderben zu warnen.

Die Meisten, sie wandeln so arglos dahin,

Als ob sie auch gar nicht wüßten,

Daß wieder im Dunkeln ein schwarzes Komplott
Geschmiedet die Sozialisten.

Verschworen hat sich die rothe Brut —

Ich sag' es euch mit Entsetzen —

Der Dienstmädchen unübersehbare Schaar
Und die Köchinnen aufzuhetzen.

Ach, jede Köchin hat einen Schatz,

Die Trude sowohl als die Trine,

Bei der Infanterie und der Kavallerie,
Zuweilen auch bei der Marine.

Der Schatz kriegt täglich seine Wurst,
Abwechselnd auch Wein und Braten;

Und ist erst die Köchin recht roth gesinnt,

Wird sie ihn politisch berathen.

Sie redet ihm vom Achtstundentag
Und von der Entstehung der Renten,

Und unterstützt ihren Vortrag stets
Mit trefflichen Wurstargumenten.

Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach,

Da kann ich nicht garantiren,

Daß nicht gar mancher tapf're Soldat
Sich läßt von der Köchin verführen.

| Herrgott, da schützt kein Kriegsgericht
Und auch kein Terrorismus;

Die Köchin, die bringt ins Heer hinein
Ganz sicher den Sozialismus.

O eiserner Kanzler in Friedrichsruh,

O möchtest zurück du kehren!

O gieb uns doch einen guten Rath,

Der Köchinnen uns zu erwehren!

Sächsische Turnerrr.

A: Aus welchem Grunde wollen gewisse sächsische
Turnvereine die Sozialdemokraten ausschließen?

B: Weil dieselben die wichtigste, im Verein
gepflegte Leibes-Uebung absolut nicht fertig bringen.
A: Welche Uebung ist dies?

B: Das Kriechen.

Auch ein Erfolg.

Hinz: Den größten Erfolg haben die Sozial-
demokraten unter der neuen Aera auf dem Gebiete
der Wohnungsfrage erreicht; da macht die Ver-
staatlichung täglich Fortschritte.

Kunz: Wie so?

Hinz: Nun, bedenke doch, wie viele Jahre
Gefängniß in den letzten zwölf Monaten über
Sozialisten verhängt wurden und wie viele sozial-
demokratische Staatswohnungen dazu gehören!

Soziales.

Erster Fabrikant: Die Genußsucht der Ar-
beiter kennt wirklich keine Grenzen, davon habe
ich heute in meiner Fabrik wieder ein Beispiel
erfahren.

Zweiter Fabrikant: Was ist denn geschehen?

Erster Fabrikant: Denken Sie! ein Arbeiter
aß zum Frühstück Roggenbrot!

Die gefährliche Gustel.

W^ei einem Bierwirth in Berlin
Da war die Eustel Kellnerin.

Doch hat mit Anstand sie servirt
Und niemals Käste „animirt."

Das war dem wirthe gar nicht recht.
Auch manche Käste fanden's schlecht.
Durch ihr Verhalten offenbar
„Mißliebig" schon die Kustel war.

Doch Schlimm'res kam ihr in den Sinn:
Bis eilte zur Versammlung hin
Und zeigte mit beredtem Wort
Der Kellnerinnen Tage dort.

Die Weltstadt drob Kefahren lief!

Die Siegessäule stand schon schief,

Ls zeigte Sprünge der Asphalt,

Ls blieb der Sommer naß und kalt.

Und alle Ursach' der Kefahr
Allein die böse Kustel war!

Sie hat mit ihres Wortes Macht
Berlin in große Roth gebracht.

Doch wie man dieses Unheil sah.

Da war auch schon die Bettung nah:
verwiesen ward mit starker Hand
Die Kustel aus dem Preußenland.

Aufathmend sieht der Zorckenbeck:

Berlin steht noch am alten §leck!

Lin sonnig warmer Windhauch weht.
Und grad' die Siegessäule steht.

So ist beseitigt die Kefahr,

Ls bleibt nun Alles, wie es war,
Kerettet ist die Stadt Berlin
Vor Kustel nun, der Kellnerin.
 
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