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2. Griechenland politisch delicgt, erobert kulturell
die Welt.
Noch immer lief die Sache gnädig ab. Make-
donien war das nordöstliche Grenzland des
eigentlichen Griechenland, seine Bewohner wahr-
scheinlich ein Mischvolk von zurückgebliebenen
Hellenen und nachgewanderten Barbaren(Thra-
kiern, Illyriern, Skythen), seine Kultur im
Allgemeinen die eines auf der Oberstufe der
Barbarei angelangten Gemeinwesens, aber zur
Zeit Philipps (etwa 338 v. Chr.) namentlich in
den Küstenplätzen schon stark von hellenischer
Kultur erfaßt. Philipp selbst hatte griechische
Erziehung genossen, und sein Sohn, Alexander
der Große, war in: Fühlen und Denken durch-
aus Grieche. So schien es denn auch, als ob
gerade die Eroberung durch Makedonien die
Schaffung eines großen hellenischen National-
staates zur Folge haben sollte. Aber Alexander
spannte seine Pläne zu hoch, sein fast märchen-
hafter Eroberungszug in das Innere Asiens,
Vas er der hellenischen Kultur zu gewinnen
gedachte, führte zu keiner dauernden Schöpfung.
Nachdem er 323 in der Blüthe seiner Jahre
gestorben, ward das von ihm gegründete make-
donisch-griechische Weltreich getheilt und Make-
donien selbst auf einen mäßigen Umfang redu-
zirt. Unter diesen Umständen konnten die alt-
griechischen Staaten sich in wiederholten Auf-
ständen eine ziemlich große Selbständigkeit zu-
rückerobern, die die makedonische Herrschaft zu
einer fast blos nominellen Oberhoheit reduzirte.
Aber damit wurde zugleich der kleinstaatlerische
Partikulargeist wiederbelebt, und die Wider-
standskraft des Gesammtstaats gegen äußere
Feinde geschwächt. 146 ward Makedonien eine
Provinz des mächtig aufstrebenden Römerreichs,
das auf diese Weise auch Oberherr der griechi-
schen Staaten ward, ihnen aber noch längere
Zeit eine gewisse Autonomie ließ. Wieder er-
folgen Befreiungsversuche, aber sie schlagen
fehl, und 27 v. Chr. wird das alte Griechenland
2. Griechenland politisch delicgt, erobert kulturell
die Welt.
Noch immer lief die Sache gnädig ab. Make-
donien war das nordöstliche Grenzland des
eigentlichen Griechenland, seine Bewohner wahr-
scheinlich ein Mischvolk von zurückgebliebenen
Hellenen und nachgewanderten Barbaren(Thra-
kiern, Illyriern, Skythen), seine Kultur im
Allgemeinen die eines auf der Oberstufe der
Barbarei angelangten Gemeinwesens, aber zur
Zeit Philipps (etwa 338 v. Chr.) namentlich in
den Küstenplätzen schon stark von hellenischer
Kultur erfaßt. Philipp selbst hatte griechische
Erziehung genossen, und sein Sohn, Alexander
der Große, war in: Fühlen und Denken durch-
aus Grieche. So schien es denn auch, als ob
gerade die Eroberung durch Makedonien die
Schaffung eines großen hellenischen National-
staates zur Folge haben sollte. Aber Alexander
spannte seine Pläne zu hoch, sein fast märchen-
hafter Eroberungszug in das Innere Asiens,
Vas er der hellenischen Kultur zu gewinnen
gedachte, führte zu keiner dauernden Schöpfung.
Nachdem er 323 in der Blüthe seiner Jahre
gestorben, ward das von ihm gegründete make-
donisch-griechische Weltreich getheilt und Make-
donien selbst auf einen mäßigen Umfang redu-
zirt. Unter diesen Umständen konnten die alt-
griechischen Staaten sich in wiederholten Auf-
ständen eine ziemlich große Selbständigkeit zu-
rückerobern, die die makedonische Herrschaft zu
einer fast blos nominellen Oberhoheit reduzirte.
Aber damit wurde zugleich der kleinstaatlerische
Partikulargeist wiederbelebt, und die Wider-
standskraft des Gesammtstaats gegen äußere
Feinde geschwächt. 146 ward Makedonien eine
Provinz des mächtig aufstrebenden Römerreichs,
das auf diese Weise auch Oberherr der griechi-
schen Staaten ward, ihnen aber noch längere
Zeit eine gewisse Autonomie ließ. Wieder er-
folgen Befreiungsversuche, aber sie schlagen
fehl, und 27 v. Chr. wird das alte Griechenland