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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 8 (22. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0082
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2

WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 8 vom 22. Februar 19^1

gesammelten Livres ä figures des 18. Jahr-
hunderts. In der bereits erwähnten Auktion
bei Lefrangois brachte eine allerdings beson-
ders schön und speziell illustrierte „Pucelle“
fast 60 000 M. und der grobe Ovid von 1767
mit Kupfern in zwei Zuständen über 50 000 M.
Gute Preise für solche Werke erzielte Hoepli
in seiner Züricher April-Auktion, wobei
der Kehler Voltaire, natürlich in Maroquin,
fast 15 000 M., und das klassische Werk des
Buchdrucks, Bodonis
Manuale Tipografico
von 1818, fast 4000 M.
brachte.
Auch neuere fran¬
zösische Bücher in
illustrierten Ausgaben
unseres Jahrhunderts
brachten in Pariser Auk¬
tionen hohe Preise:
bei Andrieux im April
„La Cathedrale“ von
Huysmans 9500 M., und
„A Rebours“ dessel¬
ben Autors im Novem¬
ber über 4000 M. Bei
Giraud - Badin zahlte
man im Juni für die
„Nuits“ von Müsset
(1911) 5100 M. und für
Kiplings Dschungel-
Buch (1919) 5300 M. -
In allen diesen Fällen
handelt es sich nicht um
Originalausgaben, son¬
dern um moderne fran¬
zösische illustrierte Aus¬
gaben, von deren er¬
folgreichem Vertrieb
sich der Deutsche
kaum eine Vorstellung
machenkann. Wirhaben
dieser Produktion schön
gedruckter und schön
illustrierter Bücher
heute überhaupt nichts
Entsprechendes an die
Seite zu stellen. Es
erscheinen jeden Mo¬
nat eine ganze Reihe
solcher Werke in Paris in Ausgaben auf ver-
schiedenem Papier und mit Illustrationen in
verschiedenen Zuständen. Der Reichtum und
der Geschmack des Landes dokumentiert sich
hier ganz eklatant in dem schnellen Ausver-
kauf dieser gering limitierten Ausgaben,
wobei zu beachten ist, daß in Frankreich, wo
keine Währungsinflation herrscht, die Ver-
leger durch immer niedrig gehaltene Limitie-
rung der Ausgaben selbst wieder ein über-
fluten des Marktes mit einem Werk vermeiden,
was bei uns leider während der Inflation ver-
säumt wurde, wie es sich jeßt zum Schaden
für Künstler und Sammler herausstellt.
Von englischen Pressedrucken
kamen wieder eine ganze Reihe auf den
Markt. Den höchsten feststellbaren Preis er-
reichte wohl mit rund 9000 M. der „Chaucer"
der Kelmscoit-Press bei Sotheby, London, im
November, während ein Shelley der gleichen
Presse bei der American Art Association,

Inhalt Nr. 8

Dr. A. Bessmertny:
Bücher und Autographen, zu ihrer Preis¬
gestaltung 1930 . 1/2
Die Figdor-Stiftung in Wien.2/3
Dr. W. v. M a s s o w :
Das Pergamonmuseum. Ein Schlußwort 3
Dr. F. Neugass:
Neue zentralasiatische Funde (m. 2 Abb.) 3'
W. Grote-Hasenbalg:
Die Persische Ausstellung.3,8
Auktionsvorberichte (m. 5 Abb.) . . . .4,7
A u k t i o n s - K a 1 e n d e r.5
Preisberichte — Berichte aus Amerika —
Kunst im Rundfunk.6
Ausstellungen der Woche. . . 7
Auktionsnachberichte . 7
Ausstellungen (m. 3 Abb.).8/9
Dr. G. Delbanco (London):
Sporting-Pictures/Jacob Epstein ... 8
Musee de l’Orangerie — Toskanische
Künstler — W. Kandinsky — Berühmte
Zeitgenossen bei Caspari.8/9
H. Eckstein, München:
Joseph Schari (m. Abb.).9
Literatur (m. Abb.).9
Nachrichten von überall.10
Unter Kollegen .10

New York, und zwar ein Pergamentexemplar,
mit 2100 M. bezahlt wurde. Für den Cervantes
der Ashendene-Press zahlte man in Amerika
3500 M. Auch eine Reihe von Drucken der
Doves-Press erschienen wieder auf dem Ver-
steigerungsmarkt. Am höchsten notiert wurde
die fünfbändige Bibel in New York mit 2600 M.
Bei Baer, Frankfurt a. M., brachten die Perga-
mentdrucke des „Tasso“ 1700 M. und des
„Werther“ 760 M.

Eine völlig fremde Atmosphäre ist es
wieder, in die der deutsche Sammler sich
begibt, wenn er die Preise für englische
und amerikanische seltene Bücher sich
vergegenwärtigt. Das national orientierte
Interesse drückt sich in Preisen aus, die dem
Wohlstand der Länder entsprechen. Manche
Raritäten bringen hier mehr als in Deutsch-
land ganze Bibliotheken von entsprechendem,
aber deutschem Sammelgut. Den höchsten Preis
erzielte wohl Sotheby, London, mit 80 000 M.
im April für Burneys „Evelina“ von 1778. In der
American Art Association zahlte man im. No-
vember für die „Baziliologia“ von 1618 den
Preis von 55 000 M. und für Spencers Collin
Clouts. .. von 1595 rund 30 000 M. Inter-
essant sind die Preise für die Klassiker:
Milton, „Sycidas" von 1638, über 20 000 M.
(Sotheby 14. April); Scott, „Waverley Novels“
1814: 20 000 M. (Sotheby 14. Juni); desselben
Autors „Tailes of my Land lord“: 28 000 M.
Shakespeares Gedichte von 1640 brachten in
New York im November 19 000 M.; fast ebenso
viel Shelleys „Adonais“ bei Sotheby mit 18 000
Mark und Stevensons „Appeal to the Clergy"
17 500 M. Das Buch des amerikanischen No-
vellisten Hawthorne „Fanshawe“ erreichte bei
Heartman in U. S. A. im November über 24 000
Mark; Coopers „The last of the Moihicans"
von 1826 in der gleichen Auktion 16 000 M.
Dagegen stehen die Preise für deutsche
Erstausgaben natürlich kümmerlich zu-
rück. Den höchsten Preis für ein allerdings
hervorragend illustriertes Werk, Menzels
Armee Friedrichs II., erzielte Graupe, Berlin,
im November mit 5200 M. Bei Graupe brachte
im September Kleists „Phöbus“ von 1808:
2150 M., der erste „Göß“ 1925 M., die ersten
„Räuber“ 1800 M., das „Römische Carneval“
1500 M., „Hermann und Dorothea“ in der Aus-
gabe von 1829 über 1200 M. Recht hoch ist
unter den heutigen Umständen der Preis von
2250 M., der im April bei Breslauer, Berlin, für
den „Simplizissimus“ von 1669 gezahlt wurde.
Hier brachten Goethes Epigramme von 1790:
1600 M. und Logaus Sinngedichte von 1659:
710 M.
Von alten Handschriften inter-
essierte man sich besonders für ein deutsches
Evangeliar aus dem 12. Jahrhundert, das im
November 1929 bei Muller, Amsterdam, für rund
41 000 M. versteigert wurde. In der gleichen


Rotlack-Vasen, China, XVIII. Jahrh.
Vases en laque rouge, Chine — Red lacquer vases, China
H. 8o cm — Tief geschnitten
China-Bohlken, Berlin

Auktion brachte ein frühes Petrarca-
Manuskript über 30 000 M.; ein flämisches
Stundenbuch 17 000 M. Karl & Faber, Mün-
chen, erzielten 25 000 M. für das berühmte
Ingeramsche Wappenbuch und Hoepli in
Zürich für ein botanisches Manuskript des
13. Jahrhunderts rund 12 000 M.; die gleiche
Firma in einer anderen Auktion rund 8000 M.
für eine Handschrift über Falkenjagd.
Während eine einzelne englische Miniatur
des 12. Jahrhunderts bei Muller, Amsterdam,
im November mit über 17 000 M. bezahlt
wurde, konnte Graupe, Berlin, im Mai 28 Buch-
miniaturen für insgesamt 35 000 M., davon eine
einzige für 10 000 M. verkaufen.
Für Handschriften englischer
Dichter wurden wieder enorme Preise an-
gelegt. So brachten im November bei
Sotheby, London, viereinhalb Seiten von
Goldsmifh aus dem Jahr 1771: 96 000 M.,
und ein Prolog von ihm, von eineinhalb
Seifen, 55 000 M. Ein fünf Seiten langes
Manuskript von Dickens wurde im März
in New York mit über 12 000 M., ein
10 Seiten langes Manuskript „Schoolboy-
Story" in London bei Sotheby mit 37 000 M.
bezahlt. Manuskripte von Tennyson waren
billiger: „The Cup“ (49 S.) brachte im Juli bei
Sotheby 10000 M., „The Princess“ (60 S.) in
der gleichen Auktion 35 000 M. Man zahlte
in New York im Dezember für einen drei
Seifen langen Brief von Keafs 15 000 M., fast
ebenso viel für einen zwei Seiten langen Brief
von E. A. Poe, von dem ein einseitiger Brief
in New York im März mit 5500 M. bezahlt
wurde, übrigens wurden in New York auch
für einen acht Seiten langen Brief von Shaw
4500 M. angelegt. Ein Manuskript von Kipling
von 48 Seiten brachte bei Sotheby im Juni
1600 M., ebenso viel ein Gedicht von Shelley.
Rund 20 000 M. kostete die Handschrift des
Romans „Eugen Aram“ von Bulwer. Uber
32 000 M. zahlten die Amerikaner für einen
allerdings besonders interessanten Brief von
Lincoln, und für einen Sklaverei-Erlaß mit
einer Unterschrift 30 000 M. Ein Brief von
Cooper kostete 6000 M. Interessant sind die
Preise von je rund 4000 M., die bei Giraud-
Badin, Paris, für Rimbauds „Illuminations“ und
die Disraeli-Monographie von Maurois ge-
zahlt wurden.
Von deutschen Autographen sind
vor allem zu nennen zehn Zeilen aus Goethes
„Faust“, die im November bei Baer, Frank-
furt a. M., mit 3300 M. bewertet wur-
den. Bei der Berliner Versteigerung des
N o v a I i s - Nachlasses durch J. A. Star-
gardt und Meyer &
Ernst kaufte die Staats¬
bibliothek die 23 Num¬
mern der Jugendarbei¬
ten für 4850 M. und
die Firma J. Rosen¬
thal die „Hymnen an
die Nacht“ (8 S. fol.)
für 10 200 M. Das Ge¬
samtergebnis der Auk¬
tion schien von den
schlechten wirtschaft¬
lichen Verhältnissen
überhaupt nicht berührt
zu werden. Die acht
schönsten Briefe des
Novalis brachten zu¬
sammen über 3000 M. —
Im übrigen hat die
Firma J. A. Stargardt in
ihrer Frühjahrs- und
Herbst-Auktion mit
Preisen von je rund
2500 M. eine ganz
außerordentliche Stei¬
gerung für Beethoven-
Briefe erreicht. — Sehr
beachtliche Resultate
erzielte Leo Liepmanns-
sohn-Antiguariat, Ber¬
lin, in seiner Oktober-
Auktion mit Musiker-
Autographen. Hier
brachte Mozarts Hand¬
schrift seiner G-dur-
Violin-Sonate 16 000 M.,
die „Entführung aus dem
Serail“ 10 000 M., das
F - dur - Streichquartett
über 8000 M.; die Fest-
ouverture Opus 58 von Brahms (52 S.) 7000 M.
und eine Sonate von C. M. von Weber (23 S.)
4000 M.
Diesen Spißenpreisen stehen ganz außer-
ordentlich niedrige Preise gegenüber, für die

man besonders bei deutschen Buchauktione
Werke zweiten und dritten Ranges kaufe
konnte, die zum großen Teil in Konvolut13
versteigert überhaupt nicht mehr als Einzer
dinge bewertet wurden. Das Ausscheid13,
vieler kleiner Sammler, die Auflösung viel1',
Privatsammlungen und Nachlässe, sch!ießl|C
die richtige Einschäßung nicht tadellos13
Exemplare hatte hier einen Preissturz zU
Folge, der im Grunde genommen nur wiede
Angleichung an normale Friedensverhältnis5i
bedeutet und die Legende von Sachwerte1
zerstört, an die man sich seit der Inflation Z
klammern pflegte. Allerdings besteht h'e
auch die Möglichkeit für den Sammler und de
Gelehrten, historisch und kulturhistorisd
wichtiges Material für seine Studien zu wiede
angemessenen Preisen zu erwerben.
Dr. A. BessmertnY
(Vgl. unsere Artikelserie in Nr. 1, 2, 3, 4 und

Die Figdor-Stiftung
in Wien
Im Ringstraßentrakt der Neuen Hof'
bürg sind die der Dr. Albrecht Figdof
Stiftung gewidmeten Räume der Besichtigung
durch das Publikum freigegeben worden, k.
ist nur ein verschwindend geringer Bruchte11,
und wenig vom Bedeutendsten, der einstifl13'
Sammlung, was da zu sehen ist: die Ablösung
des Kunsthändlers Nebehay für die Gestattm™
von Versteigerung und Ausfuhr, vermehrt u!1,
etliche bei den Auktionen hinzuerworbet1^
Objekte, — doch noch immer genug des
merkenswerten. Das Inventar umfaßt zWel
tausend Nummern, was sich freilich nach md1
anhört, als es bei der Anzahl kleinerer Stücp
bedeutet, wobei zweifellos die Kunstwerk
der Gotik die meiste Beachtung verdienen.
Von besonderer Schönheit sind die
donna von Schloß Saltaus und die von de1*
gleichen Brixener Meister aus dem Ende de.
15. Jahrhunderts herrührende Figur eines >r
Leonhard, der von einem zeitlich nahestehej1
den Tiroler Künstler geschnißfe hl. Kön'^l
ferner die Salzburger „Anbetung des Kinde5
(aus der Mitte des 15. Jahrhunderts). De'.
gotischen Skulpturen gesellen sich d>
Gemälde mit einem markigen Männer
bildnis von Rueland Frueauf d. Ä. und ein^h
„Jesuskind im Tempel“ von Görtschacher iF
die farbenglutenden Glasfenster dc

steirischen Wallfahrtskirche Maria StraßenS^
Schränke aus Schloß Annaberg im VintschflL
die reich mit Intarsien verzierte, frühbaroo,
Tür aus Schloß Lusttal in Krain, um nur eL
zelnes vom Wichtigeren zu nennen, wozu aU°


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