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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Editor]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 47 (22. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0453
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Jahrg. V, Nr. 47 vom 22. November 1931

DIE WELTKUNST

7

(Fortsetzung der Vorberichte vonS.4)
vielseitige und umfangreiche Bibliothek, die
Geschichte und Kulturgeschichte, deutsche,
französische und englische Literatur, Inkuna-
beln, alte Drucke, Pressendrucke und illustrierte
Bücher des XVI.—XIX. Jahrh., Sprachwissen-
schaft, Philosophie, Bibliophilie, Einbände,
ferner eine umfangreichere Sammlung von
Werken über Bibliographie und Buchwesen
umfaßt. Da es unmöglich ist, bei der Fülle
wertvollen Materials noch auf Einzelstücke
des 2000 Nummern umfassenden Katalogs be-
sonders hinzuweisen, möge nur besonders
vermerkt werden, daß die Abteilungen:
Bibliographie mit einer Fülle schwer zu-
gänglicher Nachschlagewerke für den Buch-
urid Graphiksammler — Bohemica mit
vielen Chroniken und Werken in tschechischer
Sprache — und Einbände sowohl der
Qualität wie der Quantität nach das Durch-
schnittsniveau sogar von Spezialkalalogen be-
trächtlich überragen, wie überhaupt das Niveau
und der Erhaltungszustand dieser Bibliothek
ausgezeichnet sind.
Slg. Exc. Wallraf-Köln
Köln, Vorb. 5. Dez.
Bei Math. Lempertz in Köln finden
in der ersten Dezemberhälfte einige sehr be-
achtliche Kunstaukfionen statt: am 5. Dezem-
ber werden Teile des Kunstbesißes und der
Wohnungseinrichtung des Staatsministers a. D.
Exzellenz Wallraf, Köln (wegen Wegzugs),
versteigert: hervorragende Gemälde alter
Meister (van Uden, Amorosi, A. van Utrecht,
]. Zick, van Ceulen, Netscher, Veronese, Lely,
B. G. Cuyp, Fyt, K. Molenaer, Pereda usw.)
antike deutsche und italienische Möbel', Holz-
bildwerke des 14.—17. Jahrh., verschiedene
kunstgewerbliche Arbeiten.
Smlg. Duc de Vendöme -f
Paris, Vorb. 4. Dez.
Das erste größere Ereignis der Pariser
Saison dürfte die Versteigerung des glänzen-
den Nachlasses S. A. R. Mgr. le Duc de Ven-
döme darstellen, die in der Galerie
Georges Petit unter Leitung von
Mes Lair-Dubreuil und A. Couturier sowie
der Experten MM. Feral, Catroux, Schoel-
ler, Mannheim stafffindet. Bei den Hand-
Zeichnunigen und Gemälden — unter
den ersteren Arbeiten von Winterhalter,
kamt, Lapira — handelt es sich meist um Por-
träts, um dekorative Stücke und Darstellungen
historischer Begebenheiten: wir nennen von
den großartigsten Stücken nur Girardets „De-
jeuner sous la futaie de Sainte-Caiherme“,
mehrere Marinen von Isabey, einige Historien-
bilder von Lami, deren bedeutendstes wir auf
Seite 1 reproduzieren, ferner Arbeiten von
Rhilippoteaux, Poidevin, Lecomte u. a. Unter
den alten Gemälden Porträtgruppen und Bild-
nisse von Charpentier, Delorme, Largiliiere,
Schulwerke van Dycks, Natfiers, Rigauds, van
Loos u. a. — Den Beschluß bilden die alten

Hal en Sie schon die
„WE.LTKVNST“
abonniert ?

Möbel mit hervorragendsten Ebenisfen-
Arbeiten wie dem Sekretär von Carlin, einem
Schreibtisch aus Schloß Eu, einigen wunder-
vollen Canapes mit Beauvaisbezügen, Siß-
möbeln u. a., ferner eine Serie von vier
Gobelins nach Lebrun, bekannt unter dem
Namen „Portieres des Renommees“. Die be-
sondere Qualität und die bekannte Provenienz
des nur 115 Nummern umfassenden Nach-
lasses sichern der Versteigerung stärkstes
Interesse.

Kleinkunst, Silber
London, Vorb. 26. Nov.
Die S o t h e b y - Versteigerung vom 26. No-
vember, die vor allem Porträtminiaturen,
[ihren, Silber und, Vitrinenobjekte enthält,
bringt u. a. ein künstlerisch hochinteressantes
Grdensze.ichen aus der Zeit um 1650 zum An-
gebot, das auf der Vorderseite das Bildnis des
Herzogs Ernst Pius von Sachsen-Gotha, auf
der Rückseite das Porträt seiner Gemahlin
Wigt und nur aus einem' Exemplar des Gothaer I
Museums bisher bekannt war.

Geräte und Schmuck aus der Werkstatt

von Emmy Roth

Das schöne Gerät, mit dem wir uns um-
geben, soll nicht nur schmückendes Beiwerk
unseres Lebens sein, es soll täglich benußt,
im Gebrauche, in der Hand seine intimste
Schönheit entfalten. Diese Forderung, von
unserer Zeitgesinnung diktiert, wurde die
Grundlage eines neuen Stils. Emmy Rolh,
die soeben ihre diesjährige Ausstellung er-
öffnete, ist seit Jahren in diesem Sinne tätig.
Spricht man heute von Zeitdokumenten und
Sachwerten, so kann man an ihren Silber-
arbeiten nicht vorübergehen. Wie wir in der
Architektur von 1931 sachliche Form, Schön-
heit und praktischen Nüßen verbinden, so
fordern wir auch von jedem Gerät, daß es
sich der neuen Wohnkultur einordnen soll,
daß es durchdacht ist und außer seiner
Schmuckform alle Bedingungen der Zweck-
mäßigkeit erfüllt. Betrachtet man Arbeiten
von Emmy Roth, so gewinnt man den Ein-
druck, daß die Künstlerin dem Geist unserer
Zeit gerecht wird, wenn sie schöne und gut
abgewogene Gebrauchsformen schafft, die
späteren Geschlechtern ein Bild unserer nach
bewußter Straffheit und Einfachheit verlan-
genden Gegenwart vermitteln. Neben dem
Gerät aus Silber, das man vom praktisch
durchdachten Besteck bis zum Gerät für die
festliche Tafel in der Ausstellung findet,
schafft Emmy Roth auch Schmuck in allen
Variationen: Ohrringe aus Carneol, eine
reizvolle Halskette aus Silber mit Moosachaf
und Nephrit, Goldringe mit leuchtenden
Steinen, vornehmlich Topasen. Sie schmie-
gen sich in ihrer Straffheit und monumentaler.
Wirkung an, wie zum Beispiel das Armband
in variabelsten Formen (Abbildung
unten). Eine besonders beachtenswerte
Kombination ist die Verbindung von Gold
mit Weißgold und Edeltopas, zugleich von
überaus dekorativer Wirkung. Überall wird
das Material den Farben des Steins ange-
paßf, überall gibt es organische und einheit-
liche Wirkungen. Emmy Roth formt aber

Praktisch soll der Gegenstand sein, nicht nur
an der Tafel, sondern auch nachher beim
Reinigen. Daneben soll das Ganze eine
schöne Form haben, die zugleich originell,
doch so, daß sie nicht nach Jahren un-
modern ist. So hat Emmy Roth jeßt
eine Reihe von größeren Geräten gestaltet,


Emmy Roth, Silber-Kanne
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Berlin-Charlottenburg, Clausewitzstr. 8
die besonders interessieren (Abbildung
oben). Große Silbergeräte waren bisher die
Repräsentation des großen Hauses. Nur zu
bedeutenden Gelegenheiten waren sie ver-
wendbar, dem täglichen Gebrauch mußten
andere dienen. Hier inspirierte die Hausfrau
die Künstlerin, und es entstanden Geräte, die
man zusammenseßen und auseinander-
nehmen kann. Da ist der Fuß eine Obst-
schale oder der Deckel eine Kuchenschale.


Emmy Roth, Silberarmband mit Steinen — Goldarmband mit Edelopas
Ausstellung — Exposition •— Exhibition:
Berlin-Charlottenburg, Clausewitzstr. 8

auch aus unmodernem Schmuck zeitgemäße
Dinge, aber keineswegs so, daß zum Beispiel
aller Schliff in neuzeitliche Fassungen ge-
zwängt wird. Je nach Art des Schliffs ent-
stehen modische schmückende Dinge. — Die
besondere Liebe der Künstlerin gehört je-
doch den Geräten aus Silber. Emmy Roth ist
nicht nur eine Künstlerin, die mit ihrem Ma-
terial lebt, sondern durch die Pflege einer
kultivierten Gastlichkeit weiß, wie ein Gerät
sein muß im Hinblick auf Brauchbarkeit.

Jedes Stück, in sich geschlossen in der Form,
zum täglichen Gebrauch bestimmt, fügt sich
aber zusammen zum „Tafelaufsaß“ für die
große Gesellschaft. Alles in allem: Man
sieht, daß der Begriff Sachlichkeit, die jedes
Ding unter dem Gesichtspunkt von nur prak-
tisch nahm, hinübergeführt hat zur Forde-
rung unserer Gegenwart, die heute unter
Berücksichtigung äußerster Sachlichkeit hoch-
künstlerische Leistungen entstehen läßt.
Dr. Olga Bloch (Berlin)

Ozenfant in der
Berliner Secession
Am leßien Montag sprach in den Räumen,
die die Berliner Secession zur Zeit inne hat,
Herr Ozenfant aus Paris über das Thema:
L’art et la crise (Die Kunst und die
Krise).
Die Secession hat sich Herrn Ozenfant,
dem „Maler und Kunstfheorefiker“ aus Paris,
wie sie ihn nennt, vermutlich verschrieben, um
sich etwas darüber sagen zu lassen, was man
jenseits des Rheins über die fatale Abwen-
dung des Käuferpublikums von der bildenden
Kunst denkt. Möglicherweise hat sie sogar
von Herrn Ozenfant ein Rezept erwartet, wie
man die verirrten Schäfchen wieder auf den
rechten Weg bringen könnte.
Der Vortrag des Herrn Ozenfant muß
diese Optimisten — wenigstens so weit sie
der französischen Sprache mächtig waren —
bitter enttäuscht haben. In seinen eher kurz-
weiligen als tiefen Ausführungen hat sich der
Malertheoretiker mehr mit internen Kunst-
fragen beschäftigt als mit den äußeren, und
anstatt, wie man nach dem Titel zu glauben
berechtigt war, vom „Geschäft“ zu sprechen,
hat Herr Ozenfant den ganzen Abend von
Malerei geredet. Zum Schlüsse tischte er
dem Auditorium sogar eine Art von künst-
lerischem Glaubensbekenntnis auf, das — oh,
Ironie des Schicksals — nicht einer gewissen
Schärfe gegen die Dinge entbehrte, mit denen
die Secession dies Jahr die Wände des Saales,
in dem der Vortrag gehalten wurde, gepflastert
hat. Wenn die Secession in Herrn Ozenfant
eine Art von Vermittler zwischen dem störri-
schem Publikum und den Erzeugnissen er-
blickt haben sollte, die sie dieses Mal der
Öffentlichkeit geboten hat, so hat sie damit
nicht mehr Geschicklichkeit bewiesen, als wir
von ihr in den leßten Jahren gewohnt waren.
Zum Glück war der Vortrag des Herrn Ozen-
fant recht schwach besucht, und man darf
hoffen, daß sich nicht einer der zufällig noch
lebenden Käufer dieser Kunst dorthin ver-
irrt hatte.
über die Qualität der Bilder möchte
ich hier nicht im einzelnen sprechen.
Auf Herrn Ozenfant jedenfalls scheint
das diesjährige, auf so wenig kollegiale
Art durchgeführte Experiment, nur den so-
genannten Nachwuchs auszustellen, keinen
Eindruck gemacht zu haben. Er hat sich ver-
mutlich noch nicht zu dem Standpunkt durch-
ringen können, daß für viele die Häßlichkeit
das wichtigste Kriterium für die Qualität eines
Kunstwerkes zu sein scheint. Herr Ozenfanf
betonte zwar immer wieder, daß zwischen
seinem und unserem Volk keine Spur von
Unterschied besteht, scheint sich aber als Mit-
glied der Nation, die in ihrem Kunstschaffen
immer wieder an dem Zusammenhang mit der
Natur einerseits, mit der klassischen Tradition
andererseits festgehalten hai, doch nicht recht
mit den undisziplinierten Dingen befreunden
zu können, die diesen Saal schmücken. „Est-
ce-gue le monde a besoin de Taideur?“ ruft
er aus, wobei er allerdings so taktvoll ist,
seinen Blick nicht die Wände des Raumes ent-
lang laufen zu Jassen. „Eine Kunst für die
Welt muß auf dem Gefühlsleben der Welt
stehen.“ Jede andere ist, wie er sich aus-
drückt, unsozial. Herr Ozenfanf glaubt noch
an Tradition, an Meisterschaft. Das Gewalt-
tätige, Undisziplinierte, Unsoziale scheint ihm
aufrichtig unsympathisch zu sein. „Das Ethi-
sche“, ruft er aus^ „liegt vor dem Ästheti-
schen.“ Ein großer Meister muß zuerst ein
anständiger Mensch sein. Die Leute, die es
nur als ihren Beruf betrachten, Farben auf
Leinwand schlechter Qualität aufzutragen, er-
wirken daraus kein Recht, vom Publikum ge-
schäßf oder gekauft zu werden.
Ich muß sagen, daß ich nicht ganz der Mei-
nung des Herrn Ozenfanf bin. Für mich ist
diese Malerei nicht die Ursache der Kunst-
krise, sondern eine ihrer Wirkungen. Ein ver-
zweifeltes Strampeln, um der apathischen Un-
interessiertheit des Publikums vielleicht doch
noch ein freundliches Lächeln zu entlocken, ein
Kampf mit Mitteln, die aber so phantastisch
unzureichend sind, daß man über die Kurz-
sichtigkeit der Veranstalter dieser Ausstellung
nur staunen kann. Walter Bondy


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