2
DIE WELTKUNST
Jahrg. VII, Nr. 43 vom 22. Oktober 1933
©tunöHeinlcQung öt« Oaufca Der Deutfdnn Runff
weisende Andeutung bleiben, ist aber schon
deswegen interessant, weil es aus einem
Lebensraum stammt, dessen Wichtigkeit für
die. künftige Gestaltung der politischen Karte
im Fernen Osten unbestritten erscheint. Zk.
Die Grundsteinlegung des Hauses der Deut-
schen Kunst am 15. Oktober gestaltete sich zu
einem großen Ereignis des Münchner Kunst-
lebens. Schon in früher Morgenstunde begann
der Aufmarsch am Eingang zum Englischen
Garten. Um 10.20 Uhr erfolgte die feierliche
Einholung des Reichskanzlers. Die Grundstein-
legung wurde durch das Reichs-Symphonie-
Orchester eingeleitet. Der Vorsitzende des
Vorstandes des Hauses der Deutschen Kunst,
von Finck, hieß in einer kurzen Ansprache
den Reichskanzler willkommen.
Hierauf begann Reichskanzler Adolf Hitler
seine große Rede, die nach einleitenden Worten
zur künstlerischen Bedeutung des Tages über-
ging:
Hitlers Weiherede
„Wir vollziehen heute einen symbolischen
Akt. Eine tragische Verkettung von Zufall,
Schuld und Ungeklärtem vernichtete in einer
Nacht ein Haus, das für immer verbunden
bleiben wird mit dem künstlerischen Schaffen
nicht nur dieser Stadt, sondern der ganzen
deutschen Nation. Schätze des deutschen Ge-
mütes und der deutschen Kunst sind den Flam-
men zum Opfer gefallen. Allein, was damals
in wenigen Stunden der Vernichtung verfiel,
kann nicht vernichtet sein für alle Zukunft.
Indem wir uns schmerzlich von dem Verlorenen
trennen, beginnen wir vertrauensvoll mit dem
Blick in die Zukunft den Aufbau des Neuen.
Ein Haus der Deutschen Kunst soll er-
stehen, der alte Glaspalast, durch viele
Jahrzehnte ein Merkmal dieser Stadt, sich ver-
wandeln in ein Denkmal unserer Zeit.
Das junge Deutschland baut seiner Kunst
ein eigenes Haus. Wenn es aber diesen Bau
der deutschen Kunst der Stadt München gibt,
bekennt es sich zum Geiste desjenigen, der einst
als bayrischer König diese Stadt zu einer
Heimstätte der deutschen Kunst erhob. Indem
wir alle die Größe der Verdienste ermessen,
die diese Kultstätte deutschen Kunstschaffens
und Kunstlebens für sich buchen kann, ge-
horchen wir nicht nur der Stimme des Herzens,
sondern auch dem Gebot der Gerechtigkeit, ge-
rade diese Stadt für alle Zukunft zum
Mittelpunkt eines neuen Kunst-
klares Bild von den Forschungsarbeiten über
germanische Vorzeit.
Grundrisse und Zeichnungen alter hessi-
scher Kirchturmspitzen des Mittelalters und
der Barockzeit, sowie ergänzende
große Photos von Kirchenbauten r
lassen uns die Einzelheiten der hervor-
ragenden Zimmermannsarbeiten der Jj.j,
alten Dorfhandwerker erkennen.
Da ein Museum unmöglich alle
guten Handwerksarbeiten vorweisen
kann, ist es interessant zu sehen, wie
gerade das Archiv in vorzüglichen
Nachzeichnungen, die Treppengelän-
der, Türen, Türbogen und Grabkreuze
hessischer Schreinermeister aufbe-
wahrt, und damit beweisen kann, auf
welcher Höhe die Schreinerkunst in
früheren Jahren stand. Ungemein
reichgeschnitzte Arbeiten mit den be-
kannten bäuerlichen Symbolen ver-
sehen, die weit in die altheidnische
Vorzeit zurückreichen und in unwan-
delbarer Form noch heute überall in
der Volkskunst verwandt werden.
Das Gebiet der Volkskunst zeigt
Trachtenbilder, Mappen, Kataloge,
Fragebogen, Karten, die die Verbrei-
tung der Trachten angeben, Photos
und sogar Schnittmuster, dann aber
auch Tischler- und Drechslerarbeiten:
Hochzeitsstühle und Spinnräder; alles
ungemein lebendig in Farben und For-
men, reichgeschnitzt und mit Sym-
bolen verziert.
Von besonderem Interesse sind die
Aufnahmen und Zeichnungen ober-
hessischer Häuser, deren weiße Fach-
werkfelder mit dem sog. Kratzputz
versehen sind. Dieser Kratzputz ent-
stand aus der Notwendigkeit, den
Kaltputz auf dem Lehmgrund fest-
zuhalten; in naiver Weise sind Orna-
mente entweder mit Nägeln, dem
Spachtel oder dem Reiserbesen einge-
ritzt worden: Blumen, Vögel, Spräche,
sogar Personen usw.
Porträtsammlungen der Fürsten, Photos
der Kunstwerke, Bürgerporträts, Familien-
geschichte, Geschichte der Kunsthandwerker,
Sammlungen der Gilden und Zünfte, Kataloge
von Privatsammlungen usw. ergänzen die Mu-
seumsarchivarbeiten.
Inhalt Nr. 43
W estfront 1933 (m. 2 Abb.).1
Ausstellungen (m. 5 Abb.).1/3
Volkstum und Heimat — Gelegenheitsgraphik
Mongolisches Volksleben — Spitzweg — Hu-
bert Robert — Deutscher Holzschnitt —
Hadad
Grundsteinlegung des Hauses der
DeutschenKunst . 2
Auktionsvorberichte . 3
Auktionskalender.3
Nachrichten von Überall (m. Abb.) . 4
Abbildungen:
F. W. Weber. Bildnis.1
Driesch t, Stilleben .1
H. Robert, Römische Landschaft. 2
K. Scheele. Einer, der das Gras wachsen hört .... 2
M. H a d a d, Bildnis.3
G. Co u r bet. Felsengrotte .. . . ..3
H. Th o in a. Der verlorene Sohu.4
Bodhisattva.4
schaffens und Kunstlebens zu
wählen.
Ein Volk sind wir, ein Reich wollen wir
sein. So fanatisch wir für die Größe dieses
Reiches, für seinen Frieden, aber auch für seine
Ehre eintreten, so wenig wir dulden, daß
irgendein Geist der Zwietracht die Einheit der
Nation bedrohe, unverständige Eigenbrötelei
die Kraft des politischen Willens schwäche, so
sehr hängen wir an der Eigenart der deutschen
Lande und wollen pflegen den Reichtum der
Vielgestaltigkeit unseres inneren Lebens.
Wenn ich heute in stolzem Glück mithelfen
kann, diesen Grundstein zu legen, dann hoffe
ich, damit dieser Stadt und dem Lande den
Weg zu weisen in die Zukunft. Nicht im Hader
oder kleinlichem, eifersüchtigem Streit mit den
anderen Brüdern unseres großen, deutschen
Vaterlandes haben wir die Möglichkeit des
Eigenlebens Bayerns und seiner Hauptstadt zu
sehen, sondern im Bekenntnis der unlöslichen
Verbundenheit mit dem ganzen deutschen Volk
sowie in der Größe des Beitrages, den dieser
Stamm und diese Stadt hier leisten zur Größe
des Reiches und zur Größe der deutschen
Nation. Dann aber wollen wir treu bleiben der
Eigenart dieser Stadt.
Wenn Berlin Hauptstadt des Reiches ist,
Hamburg und Bremen die Hauptstädte der
deutschen Schiffahrt, Leipzig und Köln Haupt-
städte des deutschen Handels, Essen und Chem-
nitz Hauptstädte der deutschen Industrie, dann
soll München wieder werden Haupt-
stadt der deutschen Kunst. Sie
findet damit den Weg zurück zu ihrer eigent-
lichen Größe. Was ein kleines Geschlecht nicht
begriff, müssen wir zur Freude und zum
Nutzen des ganzen deutschen Volkes erfüllen.
Möge diese Stadt sich wieder zurückbesinnen
auf ihre eigentliche Mission, Stätte des Er-
habenen und des Schönen zu sein, auf daß sich
wieder als Wahrheit erweise, daß„ man diese
Stadt gesehen haben muß, um Deutschland zu
kennen.
In diesem Sinne wollen wir hier den Grund-
stein legen zum ersten schönen Bau des neuen
Reiches, einem deutschen Baumeister zu ver-
danken, der Stadt München zu treuen Händen,
der deutschen Kunst zu eigen!“
Kopien von Wandfriesen aus verschiedenen
Kirchen Hessens, Grundrisse und Photos der
Entwicklung von Dörfern und Städten aus den
frühesten Zeiten, den zahlreichen schweren
Kriegsjahren, 30jährigen und Siebenjährigen
Kriege, Kolonialdörfer des 18. Jahrhunderts
usw. geben ein gutes Bild über die Inventari-
sation der Bau- und Kunstdenkmäler. E. K.
•
Gelegenheitsgraphik
Städt. Schloßmuseum, Mannheim
Nach der kürzlich geschlossenen Ausstel-
lung „Das deutsche Märchen in Schrift und
Bild“ zeigt das Städtische Schloßmuseum in
Mannheim eine neue Ausstellung unter dem
Titel: „Gelegenheitsgraphik aus
alter und neuer Zei t“. Für diese Aus-
stellung sind Museumsdirektor Prof. Dr.
Walter aus Museen, Privatsammlungen und
von Künstlern zahlreiche wertvolle Leihgaben
anvertraut worden, die einen guten Überblick
über dieses reizvolle Gebiet der Kleingraphik
ermöglichen. Vertreten sind u. a. die bekann-
ten Sammlungen Karl Hofberger, München,
und v. Zur Westen, Berlin. Vorgeführt sind
Exlibris von den frühesten Stücken an, so-
dann Patenbriefe, Hochzeits- und Trauer-
blätter, Neujahrsanzeigen (mit dem 15. Jahr-
hundert beginnend), Besuchskarten und Fa-
milienanzeigen aller Art, Umzugskarten,
Künstlerdiplome und Künstlerfestkarten.
Der Führer versenkt hierauf die von einem
Handwerksmeister in eine Kassette eingelötete
Urkunde im Grundstein.
Nachdem Staatsminister des Innern, Adolf
Wagner, den Hammer überreicht hat, vollzieht
der Kanzler die Hammerschläge mit folgenden
Worten:
„Ich bin glücklich, diesen heutigen Tag in
der Stadt erleben zu dürfen, von der die ganze
Erhebung des Deutschen Volkes ihren Ausgang
nahm, und ich bin glücklich, diesen heutigen
Tag erleben zu dürfen, von dem ihren Ausgang
nehmen wird eine neue deutsche Kunst. Der
Stein ist gelegt.“
Der Festzug, der sich am Sonntag nach-
mittag durch die geschmückten Straßen Mün-
chens bewegte, war ein einzigartiges und wohl
noch nie in solchem Ausmaß und solcher
Pracht gesehenes Schauspiel. Um 3 Uhr nach-
mittags verkündeten drei Kanonenschläge den
Anmarsch des Zuges. Den Anfang machten
berittene Paukenschläger, es folgten das
Hoheitszeichen des Adlers, die Reihe der
Embleme der Kunst, dann eine Gruppe von
Wagen, die künstlerische Epochen der deut-
schen Kunst repräsentierten. Den Mittelpunkt
des Zuges bildete die Gruppe des Hauses der
deutschen Kunst. 16 Männer trugen das
riesenhafte Modell des geplanten Monumental-
baus. Dem Modell folgten die Zünfte der Bau-
handwerker, die Maurer, Steinmetzen, Zimmer-
leute und die Kupferschmiede. Es folgte die
Gruppe des deutschen Märchens, der Wagen
der deutschen Sage und schließlich der Wagen
der Dichtkunst. Der Wagen der Meistersinger
trug den Nürnberger Altmeister und Schuh-
macher Hans Sachs. Den Abschluß bildete der
Wagen der Zünfte, dargestellt durch eine
große Zunftlade.
Der Reichskanzler wohnte dem Vorbeimarsch
des Festzuges am Odeonsplatz bei. Nachdem
der Zug an dem Platz vorbeigezogen war,
dankte Professor Kutschmann als Präsi-
dent des Reichskartells der Bildenden Künste im
Namen der deutschen Künstlerschaft. Kultus-
minister S c h e m m sprach das Schlußwort.
Durch eine übersichtliche Auswahl besonders
bemerkenswerter Stücke ist die Entwicklung
bis auf die Gegenwart weitergeführt.
Als weitere Veranstaltung wird eine Aus-
stellung „De utsche Volksbräuche“
vorbereitet.
Mongolisches
Volksleben
Museum für Völkerkunde, Berlin
Eine mäßig umfangreiche Sonderausstel-
lung „Mongolisches Volksleben“ in der Ber-
liner Staatlichen Sammlung für Völkerkunde
gibt einen interessanten Beitrag zur Populari-
sierungsarbeit der Museen. Was sie an An-
schauungsmaterial, an Trachten, Geräten,
Waffen, Abbildungen und Modellen bringt, um
das auf ungeheurem Bewegungsraum lebende,
in der Kopfzahl dagegen bis zur völligen poli-
tischen Bedeutungslosigkeit zusammen-
geschmolzene Nomadenvolk zu charakterisie-
ren, sind zum überwiegenden Teil Ergebnisse
der Expedition Professor Lessings, der,
nachdem im allgemeinen Russen, Franzosen
und Engländer in der Erforschung vorange-
gangen waren, in beschwerlichen Fahrten viele
Monate hindurch den südlichen Teil des
gewaltigen Mongolengebietes bereist hat.
Wie er in einem äußerst instruktiven Vor-
trag ausführte, der die Ausstellung eröff-
nete, lebt das sehr gastfreie und zeremonien-
freundliche, sanitär sich in ungünstigstem Zu-
stande befindliche Volk,
ein Geschlecht von
Viehzüchtern, dessen
religiöse Traditionen
und Gebräuche noch
nicht zu einem Teil er-
kannt worden sind, im
primitivsten Kulturzu-
stand. Eine Kunst gibt
es in diesem unend-
lich weiten Lande nicht,
dem als eigentlicher
Wohnbau nur das nied-
rige Filzzelt, meist
Jurte genannt, das Ge-
präge gibt, während die
nach den Randgebieten
hin vereinzelt auf-
tauchende Architektur,
Tempelanlagen, chine-
sischen Ursprungs ist.
Was an Phantasie und
Gestaltungsfähigkeit in
diesen sprachlich und
sonst immer irgendwie
zusammengehaltenen,
nach andern Richtun-
gen hin manchmal auch
uneinheitlich wirken-
ien Nomadenstämmen
lebt, die wie alle Wandervölker verträglichen
Charakters, aber auch ungeistig und träge
sind, spricht sich in den Zeremonien der Re-
ligion und in den Äußerungen des Aberglau-
bens aus, in Maskentänzen, Dämonenbeschwö-
rungen und uralten Verrichtungen und Ge-
bräuchen, auch wohl in einer dem europäischen
Ohr nicht unangenehm klingenden Musik. Was
die Ausstellung hiervon veranschaulicht, mag
dem großen Stoffgebiet gegenüber mehr hin-
Spitzweg
Galerie Heinemann, München
Es war ein guter Gedanke, anläßlich des
Tages der Deutschen Kunst diesen Künstler
in einer Ausstellung weniger oder gar nicht
bekannter Bilder aus Privatbesitz dem kunst-
freudig gestimmten Publikum vorzuführen.
Unter den 100 Bildern finden wir nicht die
berühmten, allbekannten Werke, dafür treten
uns die bescheidenen, meist landschaftlichen
Motive in Qualitäten entgegen, die nicht im
geringsten hinter den Gemälden, die das Ge-
meingut aller Deutscher geworden sind, zurück-
stehen. Zu den besten Landschaften gehören
die Gegenstücke „Wald in Fontainebleau“,
ferner die grandiose „Gewitterstimmung“ und
eine Landschaft, die in ihrer starken Farbig-
keit fast an Rubens erinnert (Nr. 86), ferner
die dalmatinische Landschaft mit dem win-
zigen Stückchen der blauen Adria zwischen
den Klüften und eine italienische Parkszene
mit Liebespaar. L. F. F.
Hubert Robert
Wildenstein & Cie., Paris
Der Louvre besitzt nur zehn Gemälde Hubert
Roberts, und nicht einmal die charakteristisch-
sten, so daß sie, zusammen mit einer un-
günstigen Aufhängung, nicht im entferntesten
ein Bild dieses „Meisters der Ruinen“, wie man
ihn zu etikettieren gewohnt ist, vermitteln. Die
Mehrzahl der Gemälde des Meisters, sieht man
von vereinzelten Beispielen in den Museen der
Provinz ab, befinden sich in Privatsammlungen
und sind daher dem breiteren Publikum unzu-
gänglich. Der einzigartige Besitz an Werken
des Meisters in der Sammlung MM. Wilden-
stein in Paris gibt vom wirklichen Wesen dieses
französischen Meisters ein umfassenderes Bild
als es irgend ein Museum oder eine Publikation
vermöchten. Man hatte es nicht nötig, diese
Bestände durch im Privatbesitz der ganzen
Welt verstreute Werke zu ergänzen, um eine
würdige Gedächtnisausstellung anläßlich des
zweihundertjährigen Geburtstags des Meisters
zustande zu bringen, wie sie jetzt in den
Galeries Wildenstein & Cie. in Paris
stattfindet. Dreißig Gemälde sind hier in
einem Saal vereint, eine Zahl, die von sämtlichen
Museen Frankreichs zusammen nicht erreicht
wird.
Aber es ist nicht allein die Zahl, der die
Ausstellung ihr starkes Interesse verdankt.
Wieviel Wärme und Intimität geht von den
Genreszenen des Meisters aus, die man meist
neben den größeren und kleineren Ruinen-
Bildern vergißt und in denen noch die Akkorde
franco-flämischer Färbung des großen voran-
gegangenen Jahrhunderts nachklingen. Mit
den wunderbaren zeichnerischen und komposi-
torischen Qualitäten der zeitgenössischen fran-
zösischen Kunst verbindet Hubert Robert in
seinem malerischen Duktus, in seinen weißen
Lichtern und seinen gewagten Farbharmonien
bereits Züge, die erst von den großen Im-
pressionisten des späten 19. Jahrhunderts wie-
der aufgenommen werden. Das Werk Roberts:
eine Synthese französischer Gestaltung. Das
zu erkennen, bleibt der dauernde Gewinn dieser
Ausstellung. A. R. (Paris)
Der neue
deutsche Holzschnitt
Wallraf-Richartz-Musem in Köln
Im graphischen Kabinett des Wallraf-
Richartz-Museums zu Köln wird in den Mo-
naten Oktober—November ein Überblick über
das jüngste deutsche Holzschnittschaffen ge-
geben. Während die großen Holzschneider wie
Nolde, Heckel oder Kirchner, die
jetzt schon fast klassischen Revolutionäre des
Jahrhundertbeginns, unberücksichtigt geblie-
ben sind, sollte gezeigt werden, wie die auf sie
folgende künstlerische Generation sich mit der
neuen Tradition, die eben durch den geistigen
Umbruch im künstlerischen Schaffen schon vor
dem Weltkriege vollzogen worden ist, aus-
H. Robert, Römische Landschaft
Ausstellung: Wildenstein & Cie., Paris
Kurt Scheele, „Einer, der das Gras wachsen hört“
Ausstellung: Der neue deutsche Holzschnitt
Köln a. Rh., Wallraf R i c h a r t z-M u s e u m
DIE WELTKUNST
Jahrg. VII, Nr. 43 vom 22. Oktober 1933
©tunöHeinlcQung öt« Oaufca Der Deutfdnn Runff
weisende Andeutung bleiben, ist aber schon
deswegen interessant, weil es aus einem
Lebensraum stammt, dessen Wichtigkeit für
die. künftige Gestaltung der politischen Karte
im Fernen Osten unbestritten erscheint. Zk.
Die Grundsteinlegung des Hauses der Deut-
schen Kunst am 15. Oktober gestaltete sich zu
einem großen Ereignis des Münchner Kunst-
lebens. Schon in früher Morgenstunde begann
der Aufmarsch am Eingang zum Englischen
Garten. Um 10.20 Uhr erfolgte die feierliche
Einholung des Reichskanzlers. Die Grundstein-
legung wurde durch das Reichs-Symphonie-
Orchester eingeleitet. Der Vorsitzende des
Vorstandes des Hauses der Deutschen Kunst,
von Finck, hieß in einer kurzen Ansprache
den Reichskanzler willkommen.
Hierauf begann Reichskanzler Adolf Hitler
seine große Rede, die nach einleitenden Worten
zur künstlerischen Bedeutung des Tages über-
ging:
Hitlers Weiherede
„Wir vollziehen heute einen symbolischen
Akt. Eine tragische Verkettung von Zufall,
Schuld und Ungeklärtem vernichtete in einer
Nacht ein Haus, das für immer verbunden
bleiben wird mit dem künstlerischen Schaffen
nicht nur dieser Stadt, sondern der ganzen
deutschen Nation. Schätze des deutschen Ge-
mütes und der deutschen Kunst sind den Flam-
men zum Opfer gefallen. Allein, was damals
in wenigen Stunden der Vernichtung verfiel,
kann nicht vernichtet sein für alle Zukunft.
Indem wir uns schmerzlich von dem Verlorenen
trennen, beginnen wir vertrauensvoll mit dem
Blick in die Zukunft den Aufbau des Neuen.
Ein Haus der Deutschen Kunst soll er-
stehen, der alte Glaspalast, durch viele
Jahrzehnte ein Merkmal dieser Stadt, sich ver-
wandeln in ein Denkmal unserer Zeit.
Das junge Deutschland baut seiner Kunst
ein eigenes Haus. Wenn es aber diesen Bau
der deutschen Kunst der Stadt München gibt,
bekennt es sich zum Geiste desjenigen, der einst
als bayrischer König diese Stadt zu einer
Heimstätte der deutschen Kunst erhob. Indem
wir alle die Größe der Verdienste ermessen,
die diese Kultstätte deutschen Kunstschaffens
und Kunstlebens für sich buchen kann, ge-
horchen wir nicht nur der Stimme des Herzens,
sondern auch dem Gebot der Gerechtigkeit, ge-
rade diese Stadt für alle Zukunft zum
Mittelpunkt eines neuen Kunst-
klares Bild von den Forschungsarbeiten über
germanische Vorzeit.
Grundrisse und Zeichnungen alter hessi-
scher Kirchturmspitzen des Mittelalters und
der Barockzeit, sowie ergänzende
große Photos von Kirchenbauten r
lassen uns die Einzelheiten der hervor-
ragenden Zimmermannsarbeiten der Jj.j,
alten Dorfhandwerker erkennen.
Da ein Museum unmöglich alle
guten Handwerksarbeiten vorweisen
kann, ist es interessant zu sehen, wie
gerade das Archiv in vorzüglichen
Nachzeichnungen, die Treppengelän-
der, Türen, Türbogen und Grabkreuze
hessischer Schreinermeister aufbe-
wahrt, und damit beweisen kann, auf
welcher Höhe die Schreinerkunst in
früheren Jahren stand. Ungemein
reichgeschnitzte Arbeiten mit den be-
kannten bäuerlichen Symbolen ver-
sehen, die weit in die altheidnische
Vorzeit zurückreichen und in unwan-
delbarer Form noch heute überall in
der Volkskunst verwandt werden.
Das Gebiet der Volkskunst zeigt
Trachtenbilder, Mappen, Kataloge,
Fragebogen, Karten, die die Verbrei-
tung der Trachten angeben, Photos
und sogar Schnittmuster, dann aber
auch Tischler- und Drechslerarbeiten:
Hochzeitsstühle und Spinnräder; alles
ungemein lebendig in Farben und For-
men, reichgeschnitzt und mit Sym-
bolen verziert.
Von besonderem Interesse sind die
Aufnahmen und Zeichnungen ober-
hessischer Häuser, deren weiße Fach-
werkfelder mit dem sog. Kratzputz
versehen sind. Dieser Kratzputz ent-
stand aus der Notwendigkeit, den
Kaltputz auf dem Lehmgrund fest-
zuhalten; in naiver Weise sind Orna-
mente entweder mit Nägeln, dem
Spachtel oder dem Reiserbesen einge-
ritzt worden: Blumen, Vögel, Spräche,
sogar Personen usw.
Porträtsammlungen der Fürsten, Photos
der Kunstwerke, Bürgerporträts, Familien-
geschichte, Geschichte der Kunsthandwerker,
Sammlungen der Gilden und Zünfte, Kataloge
von Privatsammlungen usw. ergänzen die Mu-
seumsarchivarbeiten.
Inhalt Nr. 43
W estfront 1933 (m. 2 Abb.).1
Ausstellungen (m. 5 Abb.).1/3
Volkstum und Heimat — Gelegenheitsgraphik
Mongolisches Volksleben — Spitzweg — Hu-
bert Robert — Deutscher Holzschnitt —
Hadad
Grundsteinlegung des Hauses der
DeutschenKunst . 2
Auktionsvorberichte . 3
Auktionskalender.3
Nachrichten von Überall (m. Abb.) . 4
Abbildungen:
F. W. Weber. Bildnis.1
Driesch t, Stilleben .1
H. Robert, Römische Landschaft. 2
K. Scheele. Einer, der das Gras wachsen hört .... 2
M. H a d a d, Bildnis.3
G. Co u r bet. Felsengrotte .. . . ..3
H. Th o in a. Der verlorene Sohu.4
Bodhisattva.4
schaffens und Kunstlebens zu
wählen.
Ein Volk sind wir, ein Reich wollen wir
sein. So fanatisch wir für die Größe dieses
Reiches, für seinen Frieden, aber auch für seine
Ehre eintreten, so wenig wir dulden, daß
irgendein Geist der Zwietracht die Einheit der
Nation bedrohe, unverständige Eigenbrötelei
die Kraft des politischen Willens schwäche, so
sehr hängen wir an der Eigenart der deutschen
Lande und wollen pflegen den Reichtum der
Vielgestaltigkeit unseres inneren Lebens.
Wenn ich heute in stolzem Glück mithelfen
kann, diesen Grundstein zu legen, dann hoffe
ich, damit dieser Stadt und dem Lande den
Weg zu weisen in die Zukunft. Nicht im Hader
oder kleinlichem, eifersüchtigem Streit mit den
anderen Brüdern unseres großen, deutschen
Vaterlandes haben wir die Möglichkeit des
Eigenlebens Bayerns und seiner Hauptstadt zu
sehen, sondern im Bekenntnis der unlöslichen
Verbundenheit mit dem ganzen deutschen Volk
sowie in der Größe des Beitrages, den dieser
Stamm und diese Stadt hier leisten zur Größe
des Reiches und zur Größe der deutschen
Nation. Dann aber wollen wir treu bleiben der
Eigenart dieser Stadt.
Wenn Berlin Hauptstadt des Reiches ist,
Hamburg und Bremen die Hauptstädte der
deutschen Schiffahrt, Leipzig und Köln Haupt-
städte des deutschen Handels, Essen und Chem-
nitz Hauptstädte der deutschen Industrie, dann
soll München wieder werden Haupt-
stadt der deutschen Kunst. Sie
findet damit den Weg zurück zu ihrer eigent-
lichen Größe. Was ein kleines Geschlecht nicht
begriff, müssen wir zur Freude und zum
Nutzen des ganzen deutschen Volkes erfüllen.
Möge diese Stadt sich wieder zurückbesinnen
auf ihre eigentliche Mission, Stätte des Er-
habenen und des Schönen zu sein, auf daß sich
wieder als Wahrheit erweise, daß„ man diese
Stadt gesehen haben muß, um Deutschland zu
kennen.
In diesem Sinne wollen wir hier den Grund-
stein legen zum ersten schönen Bau des neuen
Reiches, einem deutschen Baumeister zu ver-
danken, der Stadt München zu treuen Händen,
der deutschen Kunst zu eigen!“
Kopien von Wandfriesen aus verschiedenen
Kirchen Hessens, Grundrisse und Photos der
Entwicklung von Dörfern und Städten aus den
frühesten Zeiten, den zahlreichen schweren
Kriegsjahren, 30jährigen und Siebenjährigen
Kriege, Kolonialdörfer des 18. Jahrhunderts
usw. geben ein gutes Bild über die Inventari-
sation der Bau- und Kunstdenkmäler. E. K.
•
Gelegenheitsgraphik
Städt. Schloßmuseum, Mannheim
Nach der kürzlich geschlossenen Ausstel-
lung „Das deutsche Märchen in Schrift und
Bild“ zeigt das Städtische Schloßmuseum in
Mannheim eine neue Ausstellung unter dem
Titel: „Gelegenheitsgraphik aus
alter und neuer Zei t“. Für diese Aus-
stellung sind Museumsdirektor Prof. Dr.
Walter aus Museen, Privatsammlungen und
von Künstlern zahlreiche wertvolle Leihgaben
anvertraut worden, die einen guten Überblick
über dieses reizvolle Gebiet der Kleingraphik
ermöglichen. Vertreten sind u. a. die bekann-
ten Sammlungen Karl Hofberger, München,
und v. Zur Westen, Berlin. Vorgeführt sind
Exlibris von den frühesten Stücken an, so-
dann Patenbriefe, Hochzeits- und Trauer-
blätter, Neujahrsanzeigen (mit dem 15. Jahr-
hundert beginnend), Besuchskarten und Fa-
milienanzeigen aller Art, Umzugskarten,
Künstlerdiplome und Künstlerfestkarten.
Der Führer versenkt hierauf die von einem
Handwerksmeister in eine Kassette eingelötete
Urkunde im Grundstein.
Nachdem Staatsminister des Innern, Adolf
Wagner, den Hammer überreicht hat, vollzieht
der Kanzler die Hammerschläge mit folgenden
Worten:
„Ich bin glücklich, diesen heutigen Tag in
der Stadt erleben zu dürfen, von der die ganze
Erhebung des Deutschen Volkes ihren Ausgang
nahm, und ich bin glücklich, diesen heutigen
Tag erleben zu dürfen, von dem ihren Ausgang
nehmen wird eine neue deutsche Kunst. Der
Stein ist gelegt.“
Der Festzug, der sich am Sonntag nach-
mittag durch die geschmückten Straßen Mün-
chens bewegte, war ein einzigartiges und wohl
noch nie in solchem Ausmaß und solcher
Pracht gesehenes Schauspiel. Um 3 Uhr nach-
mittags verkündeten drei Kanonenschläge den
Anmarsch des Zuges. Den Anfang machten
berittene Paukenschläger, es folgten das
Hoheitszeichen des Adlers, die Reihe der
Embleme der Kunst, dann eine Gruppe von
Wagen, die künstlerische Epochen der deut-
schen Kunst repräsentierten. Den Mittelpunkt
des Zuges bildete die Gruppe des Hauses der
deutschen Kunst. 16 Männer trugen das
riesenhafte Modell des geplanten Monumental-
baus. Dem Modell folgten die Zünfte der Bau-
handwerker, die Maurer, Steinmetzen, Zimmer-
leute und die Kupferschmiede. Es folgte die
Gruppe des deutschen Märchens, der Wagen
der deutschen Sage und schließlich der Wagen
der Dichtkunst. Der Wagen der Meistersinger
trug den Nürnberger Altmeister und Schuh-
macher Hans Sachs. Den Abschluß bildete der
Wagen der Zünfte, dargestellt durch eine
große Zunftlade.
Der Reichskanzler wohnte dem Vorbeimarsch
des Festzuges am Odeonsplatz bei. Nachdem
der Zug an dem Platz vorbeigezogen war,
dankte Professor Kutschmann als Präsi-
dent des Reichskartells der Bildenden Künste im
Namen der deutschen Künstlerschaft. Kultus-
minister S c h e m m sprach das Schlußwort.
Durch eine übersichtliche Auswahl besonders
bemerkenswerter Stücke ist die Entwicklung
bis auf die Gegenwart weitergeführt.
Als weitere Veranstaltung wird eine Aus-
stellung „De utsche Volksbräuche“
vorbereitet.
Mongolisches
Volksleben
Museum für Völkerkunde, Berlin
Eine mäßig umfangreiche Sonderausstel-
lung „Mongolisches Volksleben“ in der Ber-
liner Staatlichen Sammlung für Völkerkunde
gibt einen interessanten Beitrag zur Populari-
sierungsarbeit der Museen. Was sie an An-
schauungsmaterial, an Trachten, Geräten,
Waffen, Abbildungen und Modellen bringt, um
das auf ungeheurem Bewegungsraum lebende,
in der Kopfzahl dagegen bis zur völligen poli-
tischen Bedeutungslosigkeit zusammen-
geschmolzene Nomadenvolk zu charakterisie-
ren, sind zum überwiegenden Teil Ergebnisse
der Expedition Professor Lessings, der,
nachdem im allgemeinen Russen, Franzosen
und Engländer in der Erforschung vorange-
gangen waren, in beschwerlichen Fahrten viele
Monate hindurch den südlichen Teil des
gewaltigen Mongolengebietes bereist hat.
Wie er in einem äußerst instruktiven Vor-
trag ausführte, der die Ausstellung eröff-
nete, lebt das sehr gastfreie und zeremonien-
freundliche, sanitär sich in ungünstigstem Zu-
stande befindliche Volk,
ein Geschlecht von
Viehzüchtern, dessen
religiöse Traditionen
und Gebräuche noch
nicht zu einem Teil er-
kannt worden sind, im
primitivsten Kulturzu-
stand. Eine Kunst gibt
es in diesem unend-
lich weiten Lande nicht,
dem als eigentlicher
Wohnbau nur das nied-
rige Filzzelt, meist
Jurte genannt, das Ge-
präge gibt, während die
nach den Randgebieten
hin vereinzelt auf-
tauchende Architektur,
Tempelanlagen, chine-
sischen Ursprungs ist.
Was an Phantasie und
Gestaltungsfähigkeit in
diesen sprachlich und
sonst immer irgendwie
zusammengehaltenen,
nach andern Richtun-
gen hin manchmal auch
uneinheitlich wirken-
ien Nomadenstämmen
lebt, die wie alle Wandervölker verträglichen
Charakters, aber auch ungeistig und träge
sind, spricht sich in den Zeremonien der Re-
ligion und in den Äußerungen des Aberglau-
bens aus, in Maskentänzen, Dämonenbeschwö-
rungen und uralten Verrichtungen und Ge-
bräuchen, auch wohl in einer dem europäischen
Ohr nicht unangenehm klingenden Musik. Was
die Ausstellung hiervon veranschaulicht, mag
dem großen Stoffgebiet gegenüber mehr hin-
Spitzweg
Galerie Heinemann, München
Es war ein guter Gedanke, anläßlich des
Tages der Deutschen Kunst diesen Künstler
in einer Ausstellung weniger oder gar nicht
bekannter Bilder aus Privatbesitz dem kunst-
freudig gestimmten Publikum vorzuführen.
Unter den 100 Bildern finden wir nicht die
berühmten, allbekannten Werke, dafür treten
uns die bescheidenen, meist landschaftlichen
Motive in Qualitäten entgegen, die nicht im
geringsten hinter den Gemälden, die das Ge-
meingut aller Deutscher geworden sind, zurück-
stehen. Zu den besten Landschaften gehören
die Gegenstücke „Wald in Fontainebleau“,
ferner die grandiose „Gewitterstimmung“ und
eine Landschaft, die in ihrer starken Farbig-
keit fast an Rubens erinnert (Nr. 86), ferner
die dalmatinische Landschaft mit dem win-
zigen Stückchen der blauen Adria zwischen
den Klüften und eine italienische Parkszene
mit Liebespaar. L. F. F.
Hubert Robert
Wildenstein & Cie., Paris
Der Louvre besitzt nur zehn Gemälde Hubert
Roberts, und nicht einmal die charakteristisch-
sten, so daß sie, zusammen mit einer un-
günstigen Aufhängung, nicht im entferntesten
ein Bild dieses „Meisters der Ruinen“, wie man
ihn zu etikettieren gewohnt ist, vermitteln. Die
Mehrzahl der Gemälde des Meisters, sieht man
von vereinzelten Beispielen in den Museen der
Provinz ab, befinden sich in Privatsammlungen
und sind daher dem breiteren Publikum unzu-
gänglich. Der einzigartige Besitz an Werken
des Meisters in der Sammlung MM. Wilden-
stein in Paris gibt vom wirklichen Wesen dieses
französischen Meisters ein umfassenderes Bild
als es irgend ein Museum oder eine Publikation
vermöchten. Man hatte es nicht nötig, diese
Bestände durch im Privatbesitz der ganzen
Welt verstreute Werke zu ergänzen, um eine
würdige Gedächtnisausstellung anläßlich des
zweihundertjährigen Geburtstags des Meisters
zustande zu bringen, wie sie jetzt in den
Galeries Wildenstein & Cie. in Paris
stattfindet. Dreißig Gemälde sind hier in
einem Saal vereint, eine Zahl, die von sämtlichen
Museen Frankreichs zusammen nicht erreicht
wird.
Aber es ist nicht allein die Zahl, der die
Ausstellung ihr starkes Interesse verdankt.
Wieviel Wärme und Intimität geht von den
Genreszenen des Meisters aus, die man meist
neben den größeren und kleineren Ruinen-
Bildern vergißt und in denen noch die Akkorde
franco-flämischer Färbung des großen voran-
gegangenen Jahrhunderts nachklingen. Mit
den wunderbaren zeichnerischen und komposi-
torischen Qualitäten der zeitgenössischen fran-
zösischen Kunst verbindet Hubert Robert in
seinem malerischen Duktus, in seinen weißen
Lichtern und seinen gewagten Farbharmonien
bereits Züge, die erst von den großen Im-
pressionisten des späten 19. Jahrhunderts wie-
der aufgenommen werden. Das Werk Roberts:
eine Synthese französischer Gestaltung. Das
zu erkennen, bleibt der dauernde Gewinn dieser
Ausstellung. A. R. (Paris)
Der neue
deutsche Holzschnitt
Wallraf-Richartz-Musem in Köln
Im graphischen Kabinett des Wallraf-
Richartz-Museums zu Köln wird in den Mo-
naten Oktober—November ein Überblick über
das jüngste deutsche Holzschnittschaffen ge-
geben. Während die großen Holzschneider wie
Nolde, Heckel oder Kirchner, die
jetzt schon fast klassischen Revolutionäre des
Jahrhundertbeginns, unberücksichtigt geblie-
ben sind, sollte gezeigt werden, wie die auf sie
folgende künstlerische Generation sich mit der
neuen Tradition, die eben durch den geistigen
Umbruch im künstlerischen Schaffen schon vor
dem Weltkriege vollzogen worden ist, aus-
H. Robert, Römische Landschaft
Ausstellung: Wildenstein & Cie., Paris
Kurt Scheele, „Einer, der das Gras wachsen hört“
Ausstellung: Der neue deutsche Holzschnitt
Köln a. Rh., Wallraf R i c h a r t z-M u s e u m