Wochenblatt für die Pfalz (1856)

WodjcnhUxtt sür Vxc f)

JÜ 26» ^amStacj, 28» Sunt
1856.
Äöennements=^rcis: in »tcttelja^tCtc^cr SorauöbejafyUmg 36 ^rcnjer, ofme ^ost = 2lussd)(ag.
bittet man ben ndcfystgelegenen $oft = ®rpebtttonen ju übermalen.
— 33cstettungen aus basselbe

j^djlußwtfrt att i>u gtstrl
2Jcit bem heutigen SÖIattc mussen nur Bon unsern siesern 2lbsd)ieb nehmen, ©leid) unsere erfte Kummer ist
©egenstanb ber 23esd)laguahme, Auflage unb 23erurtt)eilung bor ben ©ertöten ber baperiscfjen Psalj geworben, unb bie
berurtheilenben Öttd)ter J)aben bie ©elegenheit eisrig ergrissen, sosort baS Verbot beS „SBoc^enbtattee" auS$uspred)en. Vielleicht
irren wir ntd)t, wenn wir annehmen, baß mit bemselben ©runbe, womit biese erste Kummer oerurttjeilt warb, aud) aus allen
solgenben etwas StrasmürbigeS hätte f)t1rauSüerl)ört werben fönnen. 2)enn selbst wenn mau in Rechnung bringt, ba§ bie in
jener Kummer frttistrte *J3ersönlichf eit eineö besonbern gese£lid)en Sd?u£eS nid)t nur ju genießen, soubern aud) ju bebürsen
sesten (währenb wir unsererseitS bieselbe eben so' wenig sür unt>erle£lid) als sür £)etlig angesef)en l;aben); — so mad)t (Einem
bod) ber ganje 3usammenhang ber SDtngc ben (Einbrucf, baß bie Maßregel hier 3™^/ ^ Urteil et)er Littel war. (ES ijl
unS SDaS bou ben funbtgsten unb t>ersd)iebeusten Stimmen aus ber ^ßsatj so bestimmt oorauSgesagt worben, baß wir faum
ber eigenen (Ersahrung beburst Ritten, um unS babon uuwibetspred)lid) ju überzeugen. !Ruu ist eS so gefommen, wie man
borauSsagte; man tyat ben ersten Einlaß ergrissen, über ein in seineu sormen burd)weg gemäßigtes, aber unabhängiges Statt
baS gerichtliche 2obeSurtl)eil ju »erb,äugen, — um aller 2öelt ben hanbgretslid^en SeweiS ju liesern, baß eS 23erwaltungS-
Spiteme gibt, bie eine unabhängige tresse butd)auS nid)t ertragen fönnen. Db eS flug getrau war, bieS so rasd) unb osfen
funb ju geben, bie grage wollen wir aus std) beruhen sassen; baS Monopol, baS aus biesem Söege einer tresse im Stpl bei:
„ipsäljer 3e^lin3/; gesiebert wirb, bat in jebem gälte nid)t& Q3«ueibenSroetr£}eS.
2>cit jenem Verbot ist aber ber SKtssion, bie baS „2öod)enblatt" aus std) genommen, ein ßiel geslecfs. (ES galt
unS cor Mem, aus bem Soben ber *psalj baS constttutionelte Red)t gegen bureauf'ratisd;e SBtLlfüfjr ju »ersechten, bent Spsiem
ber (Etnsd)üd)terung ben besonnenen gretmuth entgegen $u se^en, ber ^resse seiler (ElaqueurS mit Ossenheit unb 2Bal)rl)eit ju
begegnen. 2>aS gerichtliche Verbot brängt unS auS bem Greise ber <pörer, bereu Sebürsniß ^unächst baS 23latt in'S ßeben
gerusen tyat, htnn,eg; wir jiehen eS t>or, ganj $u sdjwetgeu. 9lud) bie ersreuliche 2öat)raehmuug, baß baS „2Bod)enblatt"
währenb seiner furzen SBirfsamfeit std) $reunbe in wettern Greisen erworben fyat; bie bietleid)t sein Ausboren bebauern, auch
bieS fann unS in uuserem (Entsd)lusse nid)t irre machen, (Einstweilen mag baS statfe Regiment jenseitS, burd) baS 23etspiel
ber im nahen Äaisetreid) h^T^ben ^räsecteuwirtl)sd)ast ermuthigt, ruhig sortsahren, std) seine „wahrhast sreien unb
muti;igen Scanner" l)eran$ubilbeu; wir wollen eS barin nicht stören.
Db bie unabhängigen Scanner ber €ßsal§ einen jweiten Versud), std) ©el)Ör pt sd;asfen, unternehmen werben,
fönneu wir \üd)t sagen; wir wünsd)en weuigstenö, bafj bteser erste sie nicht absdjrecfen möge. %yi jebem gaüe ift eS eine
wohlseilere (Sache, über ben SDrucf unb bie 6tnsd)üd)terung im Stillen ju flagen, als ossen basür baS SSort ju nehmen; baS
beweisen bie jüngsten ^re^processe in ber $salj unb ber $roce£ gegen ben Zentner sröhlich. (Sin Spstem, wie baS" bejetd)nete,
fann nur bestehen, wenn eS eine eutmuthtgte tresse, entmutbigte 9ttd)ter unb eine entmuthigte 23eoölferung unter std) hat.
SBenu eS aber einmal so weit fommen fann, so bars man barum niemals bie ^egierenben allein auflagen; aud) bie 9tegierten
haben baran il)r gutes Ztyil (5S besteht in jebem beutsdjen Staate 9?ed)t unb ©ese£ genug, um ben ßinjelnen wie ben
üöcassen Littel ^ur legalen 23ertf)eibiguug ju geben; aber man mufj ben Tlufy haben, sie ju brausen. SDie Sretstigfett ber
(Einen nährt std) au ber getgbeit ber Zubern. 3llsssern hatte iener Staatsmann 9ied)t, wenn er ben Klägern über
2ßahlbeherrsd)ung §urtes: Sd)ämt (Eud), warum tyabt ihr ßud) beherrsdjeu lassen? 2msosern tjatte aud) jener ^esstmisi Oied)t,
wenn er sagte: jebe Nation sei gerabe so gut regiert als sie eS oerbient.
(ES büuft sid) wohl 2Rand)er was ^ed)teS, wenn er im engsten Vertrauen unb unter üier klugen über 2)rucf unb
©ewaltthättgfett flagt, aber oon h»nbert öebenfen überwältigt wirb, sobalb man ibm anmuthet, sein gutes O^ccht, »ieüeic^t
mit einiger Unbequemlichkeit, ossen ju versolgen. Ober eS hält stch 99?and)er sür einen wad'eru Patrioten, wenn er in stoljer
^urüd'gejogeuheit std) in ben 2)cantei seiner Sürgertugenb f)üllt unb bie 2)inge gehen lä§t wie sie gehen; sein erhabener
gataltSmuS iji aber bod) nid)tS weiter, als eine aubere gorm ber 2)iatther^igfeit. 5lud) bünft std) 2Jcand)er ungemein
gestnnungStüd)ttg, roenu er bie mübe O^ostnante abgetriebener ^arteistid)wörter BoüenbS ju Sobe reitet unb um $apiersd)ni£el
habert, währenb er std} besinnt, ob eS ber 2Kül)e werth ist/ um wirfud)er Realitäten willen aus bie 23resd;e ju gehen.