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Drittes Buch. II. Abtheilung. Dritter Abfchnitt.
Ausführung und vielleicht nur zu grofser Glätte feines Leben und ganz mo-
dernes Gepräge.
Benedetto Benedetto Diana erfcheint in feiner thronenden Madonna mit vier Heiligen
AUdemie. in der Akademie als ein in der Auffaffung tüchtiger, in der Farbe kräftiger
Nachfolger Bellini’s, aber der Stil der Gewandung ift nicht rein, und gekünftelte
Züge kommen namentlich in den weiblichen Heiligen vor.
Biffoio. Pierfrancesco Biffolo, 1492 unter den Malern aufgeführt, die im Saale des
grofsen Rathes arbeiten, bis 1530 in Bilderinfchriften zu verfolgen, ift eine
dem Weichen, Anmuthigen zugeneigte Natur. Seine Auferftehung Chrifti im
Berlin, Berliner Mufeum ift vielleicht zu fchwächlich; auf feiner Höhe erfcheint er
Trev?™,' aber in einem Altarbilde des Domes in Trevifo: Die heilige Eufemia, den
Dom’ Dolch in der Bruft und mit der Palme, fleht triumphirend vor einem Throne
zwifchen Katharina und Johannes dem Täufer, der den Stifter empfiehlt. Wir
fehen hier fchon ganz entwickelte, freie Formen und ein lichtes, matt-filbernes
Venedig, Colorit von grofser Feinheit. In der Akademie zu Venedig befindet fich die
a emie. heqige Katharina von Siena, die in der Umgebung von andern Heiligen von
Chriftus die Dornenkrone empfängt, aus S. Pietro Martire in Murano.
C. Die Schulen von Ferrara und Bologna.
Einflufs der Der paduanifche Einflufs fand auch über den Po hinüber feinen Weg;
Scpadua?n Squarcione gewann in Ferrara1 2) nicht blofs directe Schüler fondern auch
geiftige Nachfolge. Die provincielle Nachbarfchaft, welche die Verwandtfchaft
in Kunft- und Naturanfchauung bedingte, vermittelte diefen Anfchlufs. Andere
fremde Kunftelemente fpielen daneben nur eine geringe Rolle. So nennt
fich Bono von Ferrara in einem Temperabildchen des hl. Hieronymus, in
der Nat.-Galerie in London, zwar Schüler des Vittore Pifano 3), aber fein An-
theil an dem Freskencyclus in der Capella degli Eremitani (Der hl. Chriftoph
trägt das Chrifluskind durch das Waffer) (Vgl. S. 261), läfst ihn durchaus als
einen Schüler des Squarcione erfcheinen. Als fpäter Piero degli Franceschi in
Ferrara arbeitete, gab er der ferrarefifchen Malerei doch nur da Impulfe, wo das
gelehrte Element in feiner Kunft und feine fchroffe Darftellung der Formen
mit der wiffenfchaftlichen Richtung und dem energifchen Naturalismus der Pa-
duaner fich berührten. Auf folchen Bahnen entwickelte fich die ferrarefifche
Malerfchule, die zwar keine Meifter von überwältigender Genialität aufzuweifen
hat, als Ganzes auch kein neues treibendes Element in die künftlerifche Ent-
wickelung Italiens brachte, der aber doch eine Reihe von tüchtigen Talenten
angehört, deren Bilder uns durch die herbe Energie der Charakteriftik, durch
1) Crtrwe und Cavalcafelle fchreiben ihm noch viele andere Bilder, namentlich manche, die
unter Cafena’s Namen gehen, zu.
2) Baruffaldi, Vite de’ pittori Ferrarefi. Ferrara, 1844. — L. N. Cittadella, Notizie relative a
Ferrara. Ferrara, 1864. — Laderchl, Plttura ferrarefe. Ferrara, 1856. — Handfchriftliche Mittheilungen
aus Urkunden von Campori bei Croive und Cavalcafelle, Deutfche Ausgabe V. Cap. 21. —Lermolieff,
Die Werke italienifcher Meifter in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Lpzg. Verlag von
E. A. Seemann. 1880.
3) BONVS. FERARIESIS. PISANI. DISIPVLVS.
Drittes Buch. II. Abtheilung. Dritter Abfchnitt.
Ausführung und vielleicht nur zu grofser Glätte feines Leben und ganz mo-
dernes Gepräge.
Benedetto Benedetto Diana erfcheint in feiner thronenden Madonna mit vier Heiligen
AUdemie. in der Akademie als ein in der Auffaffung tüchtiger, in der Farbe kräftiger
Nachfolger Bellini’s, aber der Stil der Gewandung ift nicht rein, und gekünftelte
Züge kommen namentlich in den weiblichen Heiligen vor.
Biffoio. Pierfrancesco Biffolo, 1492 unter den Malern aufgeführt, die im Saale des
grofsen Rathes arbeiten, bis 1530 in Bilderinfchriften zu verfolgen, ift eine
dem Weichen, Anmuthigen zugeneigte Natur. Seine Auferftehung Chrifti im
Berlin, Berliner Mufeum ift vielleicht zu fchwächlich; auf feiner Höhe erfcheint er
Trev?™,' aber in einem Altarbilde des Domes in Trevifo: Die heilige Eufemia, den
Dom’ Dolch in der Bruft und mit der Palme, fleht triumphirend vor einem Throne
zwifchen Katharina und Johannes dem Täufer, der den Stifter empfiehlt. Wir
fehen hier fchon ganz entwickelte, freie Formen und ein lichtes, matt-filbernes
Venedig, Colorit von grofser Feinheit. In der Akademie zu Venedig befindet fich die
a emie. heqige Katharina von Siena, die in der Umgebung von andern Heiligen von
Chriftus die Dornenkrone empfängt, aus S. Pietro Martire in Murano.
C. Die Schulen von Ferrara und Bologna.
Einflufs der Der paduanifche Einflufs fand auch über den Po hinüber feinen Weg;
Scpadua?n Squarcione gewann in Ferrara1 2) nicht blofs directe Schüler fondern auch
geiftige Nachfolge. Die provincielle Nachbarfchaft, welche die Verwandtfchaft
in Kunft- und Naturanfchauung bedingte, vermittelte diefen Anfchlufs. Andere
fremde Kunftelemente fpielen daneben nur eine geringe Rolle. So nennt
fich Bono von Ferrara in einem Temperabildchen des hl. Hieronymus, in
der Nat.-Galerie in London, zwar Schüler des Vittore Pifano 3), aber fein An-
theil an dem Freskencyclus in der Capella degli Eremitani (Der hl. Chriftoph
trägt das Chrifluskind durch das Waffer) (Vgl. S. 261), läfst ihn durchaus als
einen Schüler des Squarcione erfcheinen. Als fpäter Piero degli Franceschi in
Ferrara arbeitete, gab er der ferrarefifchen Malerei doch nur da Impulfe, wo das
gelehrte Element in feiner Kunft und feine fchroffe Darftellung der Formen
mit der wiffenfchaftlichen Richtung und dem energifchen Naturalismus der Pa-
duaner fich berührten. Auf folchen Bahnen entwickelte fich die ferrarefifche
Malerfchule, die zwar keine Meifter von überwältigender Genialität aufzuweifen
hat, als Ganzes auch kein neues treibendes Element in die künftlerifche Ent-
wickelung Italiens brachte, der aber doch eine Reihe von tüchtigen Talenten
angehört, deren Bilder uns durch die herbe Energie der Charakteriftik, durch
1) Crtrwe und Cavalcafelle fchreiben ihm noch viele andere Bilder, namentlich manche, die
unter Cafena’s Namen gehen, zu.
2) Baruffaldi, Vite de’ pittori Ferrarefi. Ferrara, 1844. — L. N. Cittadella, Notizie relative a
Ferrara. Ferrara, 1864. — Laderchl, Plttura ferrarefe. Ferrara, 1856. — Handfchriftliche Mittheilungen
aus Urkunden von Campori bei Croive und Cavalcafelle, Deutfche Ausgabe V. Cap. 21. —Lermolieff,
Die Werke italienifcher Meifter in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Lpzg. Verlag von
E. A. Seemann. 1880.
3) BONVS. FERARIESIS. PISANI. DISIPVLVS.