106
Marmol — Marot.
Cluny, gehört hatte, wird dem Simon Marmion zuge-
schrieben. Auf einem Blatte sieht man in der Perne
die Türme von Tournai. Dieses Argument allein würde
allerdings wenig beweisen.
Zeichnungen: London. Koll. M. J. C. Robinson,
1866. Rückkehr einer Prozession mit dem Viatikum,
ungefähr 30 Figuren. Silberstift. Früher Koll. Th.
Lawrence und Woodburn. (Reproduktion als Zeich-
nung von unbekannter Hand in Beffroi. II. p. 176); —
Koll. J. Malcolm, Verst. 1890. (Früher Koll. Galichon
und Mitchell.) Angebliches Portrait Philipps des Guten
mit turbanähnlichem Chaperon. Silberstift. (Gestochen
von Kosotte in Gaz. d. B. Arts. 1867. XXII. p. 84.)
Vielfältig dem Jan v. Eyck zugeschrieben (I. p. 514);
von anderen für ein Werk des Simon Marmion erklärt.
Jean Lemaire, in der Nähe von Valenciennes in
Bavai geboren, schreibt in der Couronne Margaritique:
Ne, si je fusse un peu bon escrivain,
De Marmion, prince d'enluminure
Dont le nom croist, comme paste en levain,
Par les effets de sa noble toumure. —
In einem anderen Gedichte: La Plainte du Desire,
Lamentation auf Louis von Luxemburg, Grafen von
Ligny (f 1503), führt Jean Lemaire die Malerei, mit
der Rhetorik disputierend, ein und sagt:
J'ay pinceaux mille et brosses et ostils
Et si je n'ay Parrhase ou Apelles,
Dont le ruom bruyt par memoires anciennes,
J'ay des esprits recents et nouvellets,
Plus ennoblis par leur beaux pincelets
Que Marmion jadis de Valenciennes,
Ou que Fouquet qui tant eut gloires siennes,
Ne que Poyer, Rogier, Hugues de Gand,
Ou Johannes, qui fut tant elegant.
Louis de la Fontaine rühmt in seiner Ge-
schichte der Stadt fünf Berühmtheiten von Valenciennes
während der Regierung Karls des Kühnen, seiner Toch-
ter und des damals regierenden Philipp; das sind die
Historiker George Chastelain und Jean Molinet, der
Bildhauer Pierre Dupreau, der Goldschmied Jerome
de Moyenneville und Simon Marmion. „Dieser besaß
eine köstliche Gabe, in seiner Kunst zu malen, so
daß er alle anderen übertraf, nicht nur die in der
Stadt wohnten, sondern auch die in der Umgebung,
denn er vollendete und zierte alle seine Werke sowohl
durch seine geschickte Zeichnung als durch seine
Kenntnisse von Gebäuden, Landschaften, Draperien und
anderem Beiwerk, daß man darin nichts Fehlerhaftes
oder Unvollkommenes fand. Und selbst die Figuren,
welche er darstellte, waren so wohl gebildet und
nach der Natur gemalt, daß ihnen nur die Seele und
der Geist fehlte. Überdies waren seine Farben so
gut zubereitet, daß sie seinen Bildern außerordent-
liche Lebhaftigkeit und Feinheit verliehen."
L. Guicciardini (1581. p. 143) nennt ihn als
Simone Marmion de Valenzina eccellentissimo pittore
et gran litterato; — H. Dusevel, Recherches histo-
riques Sur les ouvrages executes dans la ville dAmiens.
Amiens 1858. p. 25; — M. L a f o u r - M e 1 i c o c q in
Revue universelle des Arts. XL p. 47 ; — D e h a i s n e s.
Recherches sur le Retable de Saint Bertin et sur
Simon Marmion. Lille 1892: — Delaborde. Ducs.
II. XXVII.; — A. Mi chi eis. III. und l'Est, p. 522;
— Pinchart zu Crowe u. Cavalc. Franz. Ausg.
p. CCXXXIX; — Kramm. Sup. 107; — Woitmann.
II. 62; — Pinchart. Arch. II. 201, 205; —
Schnaase. VIII. p. 261; — Repertorium. 1894.
p. 402; — Chronique des Arts. 1893. p. 38;
— Gaz. d. B. Arts. 1895. XIII. p. 50; — Zeit-
schrift, 1893. p. 172; — Kat. der Aus st. in
Utrecht. 1894. N. 383.
Marmol. I) e 1. M a r m o 1, Conseiller,
Kunstfreund, dessen Gemälde 24. März
1791 in Brüssel verkauft wurden. Seine
Kupfersticlisammlung, welche 1794 ver-
kauft wurde, war besonders reich an Sti-
chen nach Rubens.
Marne. Siehe Jean Louis De Marne,
I. p. 397.
Marneffe. Francois de Marneffe,
Genre- u. Landschaftsmaler, geb. 1793 zu
Brüssel, f 1877.
I m m e r z e e 1. II. 204.
Marneffe. B. J. de Marneffe. Maler,
1824 Kunsthändler zu Brüssel, wahrschein-
lich der Vater des Francois de Marneffe.
Kramm. IV. 1063.
Marolles. Philippe de Marolles
oder Mazer olles (Mai s e r eulle s),
valet de chambre und enlumineur Karl des
Kühnen von Burgund. Er war in Frank-
reich, in Mazerolles in Boitou geboren,
1469 war er Meister der Gilde in Brügge
und starb daselbst 1480. Der Herzog von
Burgund, damals im Kriege mit Ludwig
XL, ließ, da. M. ein Franzose war. seinen
Nachlaß konfiszieren. 1478 war Marguerite
Middels seine Schülerin. 1479 Nicolas de
Coutere sein Schüler. J. Weale und B.
Durrieu schreiben ihm mit großer Wahr-
scheinlichkeit die Miniaturen der „Chro-
niques", des Froissart in Breslau und ein
livre d'heures der Hofbibliothek in Wien zu.
J. Weale in Beffroi. II. 303; IV. 111, 116, 117,
278, 300; — S a 1. R e i n a c h. Gaz. d. B. Arts. 1905.
I. p. 372; — A. Schultz. Beschr. d. Breslauer Bil-
derhandschrift des Froissart. Berlin 1869.
Marot. Daniel Marot der Ältere,
Baumeister, Zeichner und Kupferstecher,
geb. 1655 (1653) zu Baris, f im Haag nach
1718; Sohn oder Bruder des berühmten
französischen Architekten u. Kupferstechers
Jean Marot. Er kam nach Aufhebung des
Ediktes von Nantes nach Haag und ar-
beitete für Willielm III., dem er nach
London folgte. 1686 wohnte er im Haag,
wo der Audienzsaal nach seinem Entwürfe
gebaut wurde.
Portrait: Parmentier Effigiem pinx. J. Gole sculp.
et ex. Amstel. Fol.
Zeichnungen: Paris. Koll. Alf. Beurdeley. Ent-
wurf für eine Etagere oder Vitrine. (L'Art. 1880.
IV. p. 245; 1889. I. 246.)
Radierungen: 1. Der große Audienzsaal im Haag
für den Empfang der Gesandten durch die Ge-
neralstaaten; — 2. Der große Marktplatz zu Amster-
dam mit der Bürgerwehr; — 3. Der große Marktplatz
im Haag. Die Bürgerwehr begrüßt das Prinzenpaar
von Oranien; — 4. Das große Fest im Haag zu Ehren
des Geburtstages des Prinzen von Oranien. 1686. In
2 Bl.; — 5. Plan, van de Victorieuse Bataille van
Hoechstett. 1704; — 6. Der Sieg über die alliierten
französischen und spanischen Armeen. 1702; — 7. Die
Städte Besancon und Maestricht; — 8. Seize emblemes
pour le Mausolee de Marie Therese Reine de France.
1683. Nach A. Benoit; — 9. 22 Bl. Nouveau livre
de Tableaux, de Portes et de Cheminees, inventees
et gravees par D. Marot. Fol.
Oeuvres du Sieur D. M. Architecte de Guil-
laume III. Roy de la grande Bretagne etc. Amsterdam
1712; — A. B e r a r d. Catalogue de toutes les estampes
qui forment l'Oeuvre de D. Marot. Bruxelles 1865;
— Kramm. IV. 1064; Sup. 107; — Revue uni-
verselle des Arts. XX. 289; — L'A r t. 1880.
IV. p. 245.
Marmol — Marot.
Cluny, gehört hatte, wird dem Simon Marmion zuge-
schrieben. Auf einem Blatte sieht man in der Perne
die Türme von Tournai. Dieses Argument allein würde
allerdings wenig beweisen.
Zeichnungen: London. Koll. M. J. C. Robinson,
1866. Rückkehr einer Prozession mit dem Viatikum,
ungefähr 30 Figuren. Silberstift. Früher Koll. Th.
Lawrence und Woodburn. (Reproduktion als Zeich-
nung von unbekannter Hand in Beffroi. II. p. 176); —
Koll. J. Malcolm, Verst. 1890. (Früher Koll. Galichon
und Mitchell.) Angebliches Portrait Philipps des Guten
mit turbanähnlichem Chaperon. Silberstift. (Gestochen
von Kosotte in Gaz. d. B. Arts. 1867. XXII. p. 84.)
Vielfältig dem Jan v. Eyck zugeschrieben (I. p. 514);
von anderen für ein Werk des Simon Marmion erklärt.
Jean Lemaire, in der Nähe von Valenciennes in
Bavai geboren, schreibt in der Couronne Margaritique:
Ne, si je fusse un peu bon escrivain,
De Marmion, prince d'enluminure
Dont le nom croist, comme paste en levain,
Par les effets de sa noble toumure. —
In einem anderen Gedichte: La Plainte du Desire,
Lamentation auf Louis von Luxemburg, Grafen von
Ligny (f 1503), führt Jean Lemaire die Malerei, mit
der Rhetorik disputierend, ein und sagt:
J'ay pinceaux mille et brosses et ostils
Et si je n'ay Parrhase ou Apelles,
Dont le ruom bruyt par memoires anciennes,
J'ay des esprits recents et nouvellets,
Plus ennoblis par leur beaux pincelets
Que Marmion jadis de Valenciennes,
Ou que Fouquet qui tant eut gloires siennes,
Ne que Poyer, Rogier, Hugues de Gand,
Ou Johannes, qui fut tant elegant.
Louis de la Fontaine rühmt in seiner Ge-
schichte der Stadt fünf Berühmtheiten von Valenciennes
während der Regierung Karls des Kühnen, seiner Toch-
ter und des damals regierenden Philipp; das sind die
Historiker George Chastelain und Jean Molinet, der
Bildhauer Pierre Dupreau, der Goldschmied Jerome
de Moyenneville und Simon Marmion. „Dieser besaß
eine köstliche Gabe, in seiner Kunst zu malen, so
daß er alle anderen übertraf, nicht nur die in der
Stadt wohnten, sondern auch die in der Umgebung,
denn er vollendete und zierte alle seine Werke sowohl
durch seine geschickte Zeichnung als durch seine
Kenntnisse von Gebäuden, Landschaften, Draperien und
anderem Beiwerk, daß man darin nichts Fehlerhaftes
oder Unvollkommenes fand. Und selbst die Figuren,
welche er darstellte, waren so wohl gebildet und
nach der Natur gemalt, daß ihnen nur die Seele und
der Geist fehlte. Überdies waren seine Farben so
gut zubereitet, daß sie seinen Bildern außerordent-
liche Lebhaftigkeit und Feinheit verliehen."
L. Guicciardini (1581. p. 143) nennt ihn als
Simone Marmion de Valenzina eccellentissimo pittore
et gran litterato; — H. Dusevel, Recherches histo-
riques Sur les ouvrages executes dans la ville dAmiens.
Amiens 1858. p. 25; — M. L a f o u r - M e 1 i c o c q in
Revue universelle des Arts. XL p. 47 ; — D e h a i s n e s.
Recherches sur le Retable de Saint Bertin et sur
Simon Marmion. Lille 1892: — Delaborde. Ducs.
II. XXVII.; — A. Mi chi eis. III. und l'Est, p. 522;
— Pinchart zu Crowe u. Cavalc. Franz. Ausg.
p. CCXXXIX; — Kramm. Sup. 107; — Woitmann.
II. 62; — Pinchart. Arch. II. 201, 205; —
Schnaase. VIII. p. 261; — Repertorium. 1894.
p. 402; — Chronique des Arts. 1893. p. 38;
— Gaz. d. B. Arts. 1895. XIII. p. 50; — Zeit-
schrift, 1893. p. 172; — Kat. der Aus st. in
Utrecht. 1894. N. 383.
Marmol. I) e 1. M a r m o 1, Conseiller,
Kunstfreund, dessen Gemälde 24. März
1791 in Brüssel verkauft wurden. Seine
Kupfersticlisammlung, welche 1794 ver-
kauft wurde, war besonders reich an Sti-
chen nach Rubens.
Marne. Siehe Jean Louis De Marne,
I. p. 397.
Marneffe. Francois de Marneffe,
Genre- u. Landschaftsmaler, geb. 1793 zu
Brüssel, f 1877.
I m m e r z e e 1. II. 204.
Marneffe. B. J. de Marneffe. Maler,
1824 Kunsthändler zu Brüssel, wahrschein-
lich der Vater des Francois de Marneffe.
Kramm. IV. 1063.
Marolles. Philippe de Marolles
oder Mazer olles (Mai s e r eulle s),
valet de chambre und enlumineur Karl des
Kühnen von Burgund. Er war in Frank-
reich, in Mazerolles in Boitou geboren,
1469 war er Meister der Gilde in Brügge
und starb daselbst 1480. Der Herzog von
Burgund, damals im Kriege mit Ludwig
XL, ließ, da. M. ein Franzose war. seinen
Nachlaß konfiszieren. 1478 war Marguerite
Middels seine Schülerin. 1479 Nicolas de
Coutere sein Schüler. J. Weale und B.
Durrieu schreiben ihm mit großer Wahr-
scheinlichkeit die Miniaturen der „Chro-
niques", des Froissart in Breslau und ein
livre d'heures der Hofbibliothek in Wien zu.
J. Weale in Beffroi. II. 303; IV. 111, 116, 117,
278, 300; — S a 1. R e i n a c h. Gaz. d. B. Arts. 1905.
I. p. 372; — A. Schultz. Beschr. d. Breslauer Bil-
derhandschrift des Froissart. Berlin 1869.
Marot. Daniel Marot der Ältere,
Baumeister, Zeichner und Kupferstecher,
geb. 1655 (1653) zu Baris, f im Haag nach
1718; Sohn oder Bruder des berühmten
französischen Architekten u. Kupferstechers
Jean Marot. Er kam nach Aufhebung des
Ediktes von Nantes nach Haag und ar-
beitete für Willielm III., dem er nach
London folgte. 1686 wohnte er im Haag,
wo der Audienzsaal nach seinem Entwürfe
gebaut wurde.
Portrait: Parmentier Effigiem pinx. J. Gole sculp.
et ex. Amstel. Fol.
Zeichnungen: Paris. Koll. Alf. Beurdeley. Ent-
wurf für eine Etagere oder Vitrine. (L'Art. 1880.
IV. p. 245; 1889. I. 246.)
Radierungen: 1. Der große Audienzsaal im Haag
für den Empfang der Gesandten durch die Ge-
neralstaaten; — 2. Der große Marktplatz zu Amster-
dam mit der Bürgerwehr; — 3. Der große Marktplatz
im Haag. Die Bürgerwehr begrüßt das Prinzenpaar
von Oranien; — 4. Das große Fest im Haag zu Ehren
des Geburtstages des Prinzen von Oranien. 1686. In
2 Bl.; — 5. Plan, van de Victorieuse Bataille van
Hoechstett. 1704; — 6. Der Sieg über die alliierten
französischen und spanischen Armeen. 1702; — 7. Die
Städte Besancon und Maestricht; — 8. Seize emblemes
pour le Mausolee de Marie Therese Reine de France.
1683. Nach A. Benoit; — 9. 22 Bl. Nouveau livre
de Tableaux, de Portes et de Cheminees, inventees
et gravees par D. Marot. Fol.
Oeuvres du Sieur D. M. Architecte de Guil-
laume III. Roy de la grande Bretagne etc. Amsterdam
1712; — A. B e r a r d. Catalogue de toutes les estampes
qui forment l'Oeuvre de D. Marot. Bruxelles 1865;
— Kramm. IV. 1064; Sup. 107; — Revue uni-
verselle des Arts. XX. 289; — L'A r t. 1880.
IV. p. 245.