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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 10.1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.3818#0237
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230 BESPRECHUNGEN.

in den festen Formen einer Gesellschaftsordnung, der die Teezeremonie nur ein
Symbol ist, der reinste Ausdruck normenbildender Kraft einer sozialen Gemein-
schaft« (S. 184). —

Glaser hat sich mit seiner Arbeit die Aufgabe gestellt, dem Europäer das Ver-
ständnis für das innere Wesen ostasiatischer Kunst zu vermitteln. Wir glauben,
daß es wenige Bücher gibt, die ihr Programm so glänzend erfüllen. Man hat, wenn
man das Buch kennt, einen ganz anderen Standpunkt den ostasiatischen Kunstwerken
gegenüber. Man hat das Gefühl, fest und sicher zu stehen, und geht nicht mehr
rein äußerlich den vagen Analogien mit Europäischem nach. So erlebt man Er-
schütterungen vor Dingen, die bisher im Eigentlichsten stumm geblieben waren.

Das Recht zu diesem Urteil hat nun zwar gerade derjenige, der in ostasiatischer
Kunst »Laie* ist. Denn für ihn zur Einführung hat ja Glaser dieses Buch ge-
schrieben. Daß es aber auch für die Sachverständigen etwas Besonderes innerhalb
der Literatur über Ostasien bedeutet, dafür zeugt (in einer Besprechung in der »Ost-
asiatischen Zeitschrift« 1913, Jahrg. 2, Nr. 3) der wohl beste heute lebende deutsche
Kenner ostasiatischer Kunst und Kultur, Ernst Große. —

So erfüllt das Buch sein Thema und gibt dabei weitere Perspektiven. Es ist
ein schönes und ein reiches Buch, das auch wiederholtem Lesen standhält, von
köstlichen, offenbar aus reichster Erfahrung und mit reifstem Verständnis ausge-
wählten Bildern begleitet. Ein voller Kern in schönster Schale.

Berlin.

Max Deri.
 
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