Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft: 4.Kongress-Bericht — Beilagenheft.1931

DOI Artikel:
Fraenkel, Hermann: Die Zeitauffassung in der archaischen griechischen Literatur
DOI Artikel:
Stechow, Wolfgang: Raum und Zeit in der graphischen und musikalischen Illustration
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49717#0128
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
118

WOLFGANG STECHOW.

werden, und zwar die früharchaische Giebelplastik des Tempels von Korfu. In
der Mitte befinden sich große mythologische Figuren, zu beiden Seiten Tiere, da-
neben in den Ecken kleine Figuren. Der Giebelraum fungiert als Fläche, die nur
das Aufnahmefeld ist für die verschiedenen Gestalten. Am Ende der archaischen
Periode herrscht ein anderes Prinzip. Beispiele geben die Tempel von Olympia
oder Ägina; hier wird durch die Komposition der Raum in ganz anderer Weise
charakterisiert. Die in Horizontale und Vertikale agierenden Gestalten spiegeln ein
Gerüst wieder, das einem strengen Gesetz der räumlichen Einheit unterworfen ist.
Für die dritte Phase gibt der klassische Parthenongiebel das Beispiel her. Dar-
gestellt ist die Geburt der Athena. Die Gestirne tauchen aus den Giebelecken auf,
die Sonne wird sichtbar mit dem auftauchenden Gespann. Das Giebeldreieck
ist jetzt ein Stück der großen Welt mit Durchblick in den weiten Himmel,
Abbild eines kosmischen Raumes. Fränkel hat dem klassischen Drama eine ent-
scheidende Stellung zugewiesen. Auch für Snell ist die griechische Tragödie aus-
schlaggebend. Diese hatte besonders bei Äschylos enge Beziehungen zur bilden-
den Kunst. Nachweislich ereignet sich unter ihm in der Bühnenmalerei der Vor-
stoß in eine quasi-perspektivische Raumwelt.
Hermann Fränkel: Ich möchte nur noch meinen Dank für die wertvollen
Ergänzungen aussprechen.
Wolfgang Stechow:
Raum und Zeit in der graphischen
und musikalischen Illustration1’.
Probleme der Illustration gehören auf dem Gebiete der bildenden
Kunst wie auf dem der Musik zu den bedenklichsten. Das hat man-
cherlei Gründe, von denen einer der wichtigsten die Unsicherheit der
Terminologien in beiden Bezirken, vor allem aber einer vergleichenden
Terminologie beider Bezirke ist. Wir stellen die prinzipielle Erörterung
darüber am besten zurück und wollen auf dem Wege der Analyse bei-
der Erscheinungsformen den Schwierigkeiten im zwiefachen Sinne be-
gegnen.
Zunächst versuchen wir zu beschreiben, wie die ästhetische Auf-
nahme einer graphischen Illustration vor sich geht.
Ich nehme ein Buch zur Hand, das in einfach geregelter Form ein-
zelne Kapitel mit je einer Illustration versieht, etwa eine der frühen
Ausgaben von Brants Narrenschiff, wo in den meisten Fällen die Illu-
stration links erscheint, eingeschlossen vom zusammenfassenden Sinn-
spruch oben, der Kapitelüberschrift und dem Beginn des Textes unten,
während die rechte Seite ganz vom Rest des Textes eingenommen wird.
i) Wie ich in einer späteren Bemerkung zu erläutern habe, habe ich meine
ursprüngliche Formulierung ,,musikalischer Raum“ im folgenden, z. T. auf Ein-
wendungen in der Diskussion hin, aufgegeben, wodurch der hier beibehaltene Titel
in gewissem Umfang unpräzis wird.
 
Annotationen