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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Escherich, Mela: Studien zur seeschwäbischen Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0055

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Nr. 2/3 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 43

lieh sehr bedeutende Werk, das Wingenroth' an Qualität mit der Kunst des Witz
gleichstellt, nur nicht in so traurigem Zustande wäre! Vielleicht ebenfalls ein
Schüler des Meisters von 1445 ist der wahrscheinlich seeschwäbische Meister,
von dem sich im Rosgartenmuseum zwei Tafeln befinden, eine „V ersuchung
des hl. Antonius" mit sehr frechen Teufeln und eine ,,M arter des
hl. Bartholomäu s", wo der Heilige in der in der seeschwäbischen Kunst
beliebten Schrägstellung über das Bild gelegt ist. Hieher gehört auch noch der
in Augsburg tätige Meister der Ulrichslegende.

Es muß dahingestellt bleiben, ob man den großartigen Meister des Urbar-
buches der Feste Rheinfelden, der den Charakter des Oberrheins
zwischen Scharfhausen und Basel so wunderbar trifft, zu den Seeschwaben
rechnen darf, obwohl man ihn als den Vorläufer der Richenthalhandschnft be-
trachten möchte.

Mit der Erwähnung der Richenthalhandschrift nähern wir uns einer neuen
Persönlichkeit von Bedeutung. Auch hier haben wir keinerlei Anhaltspunkt.
Die Illustrationen stammen nach Kautzsch1" aus den Jahren 1455—65. In engem
Zusammenhang damit steht die Titelminiatur des Matrikel-
buches der Basler Universität von 1460, stehen ferner etliche
Gemälde, das Bildnis des Heinrich Blarer von 1460 im Ros-
gartenmuseum, die Bildnisse des Hieronymus Zschekken-
bürlin mit dem Tod als Gegenstück in der Basler Kunstsamm-
lung und im Historischen Museum daselbst; die kleine „Allegorie auf
Leben und Tod" im Germanischen Museum zu Nürnberg und endlich das
vielumrätselte Werk des Hausbuchmeisters. Oberrheinisciien Stil hat diese ganze
Gruppe und es steht fest, daß zum mindesten ein Teil dieser Meister in Kon-
stanz Arbeiten ausführte (Richenthalchronik, Blarerbildnis).

In Konstanz tätig war auch der Meister E. S., dessen „Madonna von
Einsiedeln" (L. 81), wie Bossert18 überzeugend nachwies, ohne genaue Kenntnis
des Wandgemäldes am Hachberggrabmal in der Margaretenkapelle des Kon-
stanzer Münsters nicht denkbar ist. Damit rückt die gesamte Gruppe der ober-
rheinischen Stecher in betrachtsame Nähe. Der Meister der Spiel-
karten ist in Stil und Geschmack noch dem Meister des Stuttgarter Karten-
spiels verwandt. Mit ihm hat er die „japanische" Auffassung der Tier- und
Blumendarstellung gemein20. Der Meister des Johannes Baptista
zeigt in seinem „Christophorus" (L. 10), daß er jenen des Witz kannte. Seine
Darstellung des Wassers ist eine tüchtige Leistung. Die Felsen sind Jura, Cha-
rakter des oberen Birstales bei Basel. Der Meister der Nürnberger
Passion" erscheint als ein Abkömmling des Meisters der Passionsfolge im
Basler Museum und des Meisters der Markdorfer Wandgemälde.

Der eigentliche Sammelpunkt für die oberrheinische Kunst und speziell für
die Stecher scheint in jener Zeit Basel gewesen zu sein, doch wird mit Konstanz
Fühlung bestanden haben. Man darf sich das Verhältnis als ein gegenseitiges

10 R Kautzsch, Die Handschriften von Ulrich Richenthals Chronik d. Konst. Kon-
zils. Z. f. G. d. 0. IX, 443. 1894.

20 M. G e i s b e r g , Die Anfange d. deutschen Kupferstiches und der Meister E. S.
Leipzig 1909.
 
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