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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Schröder, Alfred: Pazaureks Prachtwerk über kirchliche Goldschmiedekunst (mit Tafel 3)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0070

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Nr. 4

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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schichte der Goldschmiedekunst in Württemberg. Aber es fehlt dazwischen auch
nicht an wertvollen Feststellungen allgemeinerer Art, wie über den Wandel der
gattungsmäßigen Formen des Aufbaues und den der Stilformen, über das gegen-
seitige Verhältnis von Form und Farbe in den Erzeugnissen der Spätkunst,
über das mit dem XVII. Jahrh. beginnende Vordringen der Augsburger Werk-
stätten, das sich allmählich bis zur fast gänz-
lichen Ausschaltung der übrigen schwäbischen
Reichsstädte steigert. Ihren Hauptgrund hat
die Eroberung des Marktes durch Augsburg doch
wohl in der Tüchtigkeit der Meister und in
ihrer Feinfühhgkeit für den Geschmackswandel;
daß dabei ein rein stofflicher Grund, der Über-
gang von der 14- zur 13- Lötigkeit zu Anfang
des XVII. Jahrh. mit hereingespielt haben sollte,
er scheint schon an sich weniger glaubhaft: der
geringere Silbergehalt mochte nicht ohne
weiteres als Empfehlung der Ware gelten; aber
die Annahme ist überhaupt irrig, daß Augsburg
damals jenen Übergang vollzogen hätte: gerade
1603 erneuerte die Augsburger Goldschmiede-
ordnung die alte Vorschrift, wonach für alle
größeren Arbeiten ein Feinsilbergehalt von
ungefähr 14 Lot gefordert wurde. Neben
Augsburg sind von Städten außerhalb Württem-
bergs nur Würzburg, Köln und München ver-
treten, doch nur mit vereinzelten Stücken.

Der zweite Teil, die ,,Ta felbeschrei-
b u n g", bringt für jedes abgebildete Stück alle
jene Angaben, die dem Laien das Verständnis
erschließen und dem Fachmann und Forscher
irgendwie dienlich sein können. Allerdings
tritt mitunter eine leise Stilunsicherheit hervor,
die auch im Einführungstext sich bemerkbar
macht. Es handelt sich dabei natürlich nicht
um bedeutende Irrtümer, oft nur um so geringe
Fehler oder Unbestimmtheiten der Datierung,
daß sie dem Fernstehenden völlig belanglos er-
scheinen müssen; allein der rasche Wandel der
Zierformen macht doch eben eine möglichst
richtige und genaue Zeltfeststellung zur Pflicht, wenn man dem Fortschritt einer
Schule oder eines Meisters gerecht werden will.

Schon das älteste Stück, das in den Tafeln abgebildet ist, die Fassung
einer Kreuzreliquie des Klosters Zwiefalten, gestattet eine ziemlich genaue
Datierung. Pazaurek teilt es dem XL Jahrh. zu (und vermutungsweise der
Schule von St. Emmeram in Regensburg). Selten sind wir in der Lage, die
Entstehungszeit einer so alten Goldschmiedearbeit zuverlässiger und genauer
festzulegen, als es hier der Fall ist. Und bei der geringen Zahl von sicher

Abb. 3. Zylinder-Reliquiar in Zwiefalten.
Augsburg 1624.
 
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