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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Strzygowski, Josef: Der Ursprung des Trikonchen Kirchenbaues (mit Tafel 14)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0207

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Nr. 12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

183

Abb. 1.

Saryntsch, Kirche: Grundriß.

(Aufnahme der Lehrkanzel Strzygowski.)

stellen, warum der alte iranische Haustypus hier durch die vier auf allen vier Seiten
in den Achsen angeschobenen Konchen ergänzt ist. So lange nämlich ein solcher
Bau die Dimension von 3—4 m für die Quadratseite hat, können dicke Mauern

den Seitenschub der Kuppel bewältigen. Außer-
dem gruppieren sich gewöhnlich andere Räume
sichernd an allen Seiten um die zentrale Kuppel-
zelle. Beispiele dafür haben wir in den Palastbauten
des südlichen Persien, in Firuzabad und Sarwistan
(bei Dieulafoy a. a. 0. Bd. IV) erhalten. Sobald
aber ein solcher quadratischer Kuppelbau für sich
allein steht und auch noch monumentale Dimen-
sionen annimmt, muß die zur Beleuchtung über-
höhte Kuppel verstrebt werden. Das geschieht nun
in Armenien nicht durch die üblichen abendländischen
Strebepfeiler, sondern durch Konchen. Das Gewölbe
der Konche übernimmt den Druck der Kuppel und
leitet ihn geschickt bis zum Boden herab.''
Der Trikonchos setzt nun nicht unmittelbar an das Prototyp mit vier Konchen
von der Art der Apostelkirche in Kars an, sondern an eine vorgeschrittene Form,
die das der ganzen Entwicklung zugrunde liegende Quadrat nicht mehr nach
außen hervortreten, sondern es nur im Innern latent zeigt. Als Beispiele dieser
ungemein reich be-
setzten Typenreihe
führe ich in Abb. 1
den Grundriß von
Saryntsch, einem
Bauwerk des X.
oder XI. Jahrh. öst-
lich bei der Station
Am, und für die
Ansicht Abb. 2 die
wohl noch dem
VII. Jahrh. ange-
hörige Kirche von
Agrak vor, fünf
Stunden südwest-
lich von denRuinen
der alten Bagrati-
denresidenz Am,
hoch über Tekor

liegend Man sieht, Abb. 2. Agrak, Kirche: Ansicht von Südwesten. ^Aufnahme von Nahapetian.)

die vier Konchen

stoßen jetzt unmittelbar aneinander, das Quadrat kommt außen nur in der
Trompenzone als Unterbau des achteckigen Tamburs zum Vorschein. Im
übrigen geben Kuppel und Konchen das einheitliche Bild einer streng geschlos-

Vgl. Monatshefte für Kunstwissenschaft VIII (1915) S. 349 f.
 
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