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Zeitschrift für christliche Kunst — 31.1918

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Oidtmann, Heinrich: Alte Glasmalereien in der evangelischen Kirche zu Kirchherten im Kreise Bergheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.4276#0086
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Nr. 8____________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 71

ALTE GLASMALEREIEN

IN DER EVANGELISCHEN KIRCHE ZU
KIRCHHERTEN IM KREISE BERGHEIM.

(Mit 2 Abbildungen.)

Die im Jahre 1680 erbaute, 1684 vollendete evangelische Kirche zu Kirch-
herten, ein schlichter Backsteinbau, stimmungsvoll im Garten des Pfarr-
hofes gelegen, besitzt auf der Ost- und Westseite je zwei flachbogige Fenster
von 2,57'2 mHöhe und 1,77 m Breite, die von vornherein mit Glasmalereischmuck
ausgestattet waren. Von diesen Fenstern schenkte Friedrich Wilhelm, der Große
Kurfürst (1640—1688) zwei Stück im Jahre 1686, während die beiden anderen
von einer Stiftung des Grafen von Bylandt-Rheydt aus dem Jahre 1687 herrühren.

Im Laufe der Zeit hatten die Glasgemälde so großen Schaden gelitten, daß
man sich in den 1870er Jahren zu einer gründlichen „Restaurierung" der Scheiben
entschließen mußte, wobei gleichzeitig die noch vorhandenen, immerhin recht wert-
vollen Wappenstücke auf die beiden Fenster der Westseite verteilt wurden. Wie
sich bei einer gelegentlichen Besichtigung der schönen Wappenscheiben gleich
zeigte, war der Restaurator ohne hinreichende Sachkenntnis an seine Aufgabe
herangegangen. Während die Gläser bis dahin ihren schönen, ursprünglichen,
glitzernden Charakter aufwiesen, hatte man dieselben bei der Ergänzung kurzer
Hand mit einer stumpfen, recht roh wirkenden Mattierung überzogen und diese
eingebrannt. Eine beispiellose Unkenntnis des Restaurators war allerdings not-
wendig, um den prächtigen, alten Gläsern ihre flammende Leuchtkraft durch
Einbrennen dieser stumpfen Mattierung zu nehmen.

Nach einem solchen Befunde blieb mir, als mir die Fenster im Jahre 1913
zur Instandsetzung anvertraut wurden, nichts anderes übrig, als zunächst diese
häßliche Mattierung zu beseitigen und die Konturen, soweit sie gelitten hatten, auf
das Peinlichste zu ergänzen, um auf diese Weise wenigstens das noch vorhandene
Schöne an den Glasmalereien zu erhalten. Zum Glück war die Mattierung so
stark bleihaltig, daß es mit verhältnismäßig geringer Mühe gelang, sie zu ent-
fernen und dadurch den alten Gläsern ihren ursprünglichen Glanz zurückzugeben.
Auch mußten mehrere Fehler, die sich bei den Wappen selbst eingeschlichen hatten,
verbessert werden.

Wie aus den Abbildungen hervorgeht, zeigt das eine Fenster in ziemlich großen
Verhältnissen das Wappen Schleswig-Holsteins (Abb. 1). Der aufgerichtete,
gekrönte Löwe im ersten Felde, in Gold auf blauem Grunde, eine Streitaxt mit
halbmondförmigem, eisenrotem Stiel vor sich, ist das Wappen von Norwegen;
Feld 2: das Wappen Schleswigs, auf goldenem Grunde zwei übereinander schrei-
tende blaue, rotgezungte Löwen. Es folgt alsdann in rotem (dritten) Felde ein
quergeteiltes Schildchen, weiß über rot, umgeben von einem silbernen Nessel-
blatt, welches in den beiden oberen Ecken sowohl wie auch an dem unteren Rande
mit je einem silbernen, mit der Spitze nach innen gekehrten Nagel versehen ist,
das Wappen Holsteins. Feld 4 zeigt das Wappen des Ritters Ditmarschen, auf
weißem Roß ein geharnischter Reiter in Weiß mit gezücktem Schwert galoppierend,
auf rotem Hintergrund. Ditmarschen war dem Herzogtum Holstein einverleibt.
In Feld 5 endlich der Schwan Stormarn, weiß mit goldener Krone um den Hals,
 
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