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Zerrenner, Heinrich Gottlieb
Volksbuch: Ein faßlicher Unterricht in nützlichen Erkenntnissen und Sachen mittelst einer zusammenhängenden Erzählung für Landleute um sie verständig, gut, wohlhabend, zufriedener und für die Gesellschaft brauchbarer zu machen (1. Theil, 2. Abtheilung) — [Erscheinungsort nicht ermittelbar]: [Verlag nicht ermittelbar], 1788 [VD18 9078314X]

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https://doi.org/10.11588/diglit.49044#0092
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88 Schlechter Trost elnfäkigerAelrem.
sen, beklagte jedermann gar sehr. Einige dieser
Aeltern, die nachmals zu bessern Einsichten ka-
men, konnten doch ihr Lebtage deßhalb weder zu
gute noch recht froh werden, wie sie selbst sagten:
vnd so oft sie, wenn sie in die Kirche giengen,
ihrer Kinder Gräber zu Gesichte bekamen so oft
fiel es ihnen allemal schwer anfs Herz, daß sie
doch wohl an ihrer Kinder Tode Schuld waren,
und wünschten: O daß wirs doch so, wie Ge-
vrg und Martin und Christian und unter Pastor
gemacht hätten, deren Kinder leben doch noch!
Wir armen Aeltern! >
Georg hingegen hütete sich vor allen solchen
gefährlichen Sachen und behandelte seine Kinder
sehr vernünftig. Daß er sie nicht zu warm hielt,
haben wir schon gehört; aber dennoch hatten seine
Kinder viel Hitze, welche sich dadurch zeigte, daß
sie fast beständig trinken wollten. Da nun Bier
oder Vroihan ihnen gewiß nicht den Durst ge-
jösichet, sondern die Hitze nur noch vermehrt haben
würde: so machte ihnen Marie ein recht hübsches
liebliches Getränk zu rechte, daß die Kinder an-
genehm kühlte, und wobey sie sich ungemein wohl
befunden. Sie nahm nämlich ein Maß reines
Brunnenwasser, und goß eine Theeschale voll
Weinessig drunter, oder, wenn ihr dieser einmahl
ausgegangen war, und eben Niemand aus dem
Dorfe nach der Stadt gieng, nahm sie zwey,
also doppelt so viel, Schalen Vieressig und goß
ihn drunter, und dann that sie zwey gute Eßlöffel
voll
 
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