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Kapitel II

Berliner Firma Paul Bette in einem Werbeprospekt an, daß bis 1900 eine Sub-
skriptionsausgabe derjahresmappen der Weimarer GesellschaßßirRadierkunstm
drei Teilen erscheinen werde, die eine Zusammenstellung von 48 Blatt aus den
insgesamt 140 Arbeiten derjahrgänge 1879 bis 1889 beinhalten werde. 210 Die Ak-
zeptanz der Mappen beim breiten Publikum sicherte den Bestand des Vereins.

Eine Öffnung zu jugendstiligen Tendenzen und die Anwendung aufwendige-
rer Drucktechniken wie Schabkunst und Aquatinta setzte in Weimar Ende der
1890er Jahre ein. 211 Dazu scheint Otto Rasch entscheidend beigetragen zu ha-
ben, der 1899 als Hilfslehrer fiir Graphik eingesetzt wurde. 212 Die Berufung
Raschs sowie die Einrichtung der Hilfslehrerstelle wird auf Initiative des
Großherzogs erfolgt sein. Ende Februar 1899 hatte der Karlsruher Künstlerbund
in Weimar ausgestellt. 213 Der Großherzog wird nicht unbeeindruckt von den aus-
gestellten Lithographien geblieben sein. Jedenfalls schickte er im März Otto
Rasch nach Karlsruhe, um die dortige Druckerei zu inspizieren. 214 Raschs Beru-
fiing als Hilfslehrer scheint denn auch bald Früchte getragen zu haben. In der
Kunstchronik hieß es im Juni 1900, die diesjährige Weimarer Radiermappe sei im
künstlerischen Durchschnitt höher anzusiedeln als die Jahresmappe der Litho-
graphien des Karlsruher Künstlerbundes. 215 Vor allem Alexander Olbricht setzte
in seinen ab 1899 einsetzenden Beiträgen zu den Jahresmappen die Tradition der
Weimarer Landschaftsradierung fort, wobei diese Blätter seine konventionellsten
Arbeiten in diesen Jahren waren. 216 Obwohl künstlerisch längst nicht mehr auf
der Höhe der Zeit, vermochte der Weimarer Radierverein ungebrochen seine
Publikationstätigkeit bis zum Beginn der Ersten Weltkriegs fortzusetzen - zeh-
rend von dem in den 1880er und ‘90er Jahren Erreichten.

210 Staatliche Graphische Sammlung München: Werbeprospekt der Firma Paul Bette, Berlin S. W.
12, Charlottenstr. 96, beigelegt derjahresmappe des Vereinsfiir Original-Radierungzu Berlin,]g.
1898, Heft 13

211 Renate Barth, Vorwort, in: Kat. Ausst. Weimar 1980/2, o. S.

212 Scheidig 1991, S. 213

213 Scheidig 1960, S. 43

214 ThHStAW, HA A XXVI, No. 2000, Tagebuch Carl Alexander, 7.3.1899: »Retourne ä la Kunst-
schule voir des jolis tableaux de Rasch representant des interieurs du Palais de la ct. Anne Ame-
lie. Je l’envoie ä Karlsruhe y etudier l’imprimerie de l’ecole de peinture de Karlsruhe reprodui-
sant pour celle-ci les dessins de l’ecole.«

215 [o. A.], in: Kunstchronik N.F. 11, 1900, Nr. 27, 1. Juni 1900, Sp. 423f.

216 Kat. Ausst. Weimar 1980/2, Jg. 1899ff.
 
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