Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schlußbetxachtung

nationalen Rahmen eine kulturpolitische, erzieherische Aufgabe zu. Gleichzei-
tig aber - und das ist der entscheidende Punkt - erkannte Carl Alexander
grundsätzlich an, daß die Kunst ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt, die letzt-
lich nicht durch den Fürsten beeinflußt werden können. Aus dieser Zwiespäl-
tigkeit heraus erklärt sich weitgehend das uneinheitliche, ja schwankende Ver-
hältnis des Großherzogs zu den Repräsentanten der Weimarer Malerschule. Es
lassen sich in seinen Tagebüchern und sonstigen Schriftstücken ebensoviele
Außerungen finden, in denen er sich mit Wärme und Verständnis für diese Maler
einsetzt, wie solche, die von innerer Ablehnung und offener Agitation gegen sie
zeugen. Ohne es sich jemals offen eingestanden zu haben, war sich Carl Alex-
ander bewußt, daß der Fürst seine angestammte Rolle als Mäzen in einer Zeit
einbüßen mußte, in der der Künstler nach weitgehender Autonomie strebte. Sei-
ne immer wieder unternommenen Versuche, aktiv die Kunst zu fördern und da-
durch auf ihren Entwicklungsgang Einfluß zu nehmen, wozu auch die Gründung
und anhaltende Unterstützung der Kunstschule zählt, kontrastieren mit seiner
bewußten Zurückhaltung gegenüber jeder Form weitreichender Gängelung der
Künstler und Reglementierung der Kunst. Die vielschichtige, nicht selten wider-
sprüchliche Haltung des Großherzogs zur bildenden Kunst zwingt zu einer be-
hutsam abwägenden und differenzierenden Beurteilung seiner kulturellen
Leistungen.

Die Kunstkritik stand der Weimarer Malerschule nur selten vorbehaltlos ge-
genüber, selbst wenn sie deren spezifische Leistungen anerkannte. In den 1870er
Jahren, der Phase der Herausbildung der Weimarer Malerschule, fanden die Wei-
marer Maler noch häufig Eiwähnung in der Kunstkritik, eine Entwicklung, die
in den 1880er Jahren deutlich rückläufig war, als sich das Ausstellungswesen ge-
genüber den 1870er Jahren nochmals ausweitete und die Konkurrenz im Bereich
der pleinairistischen Landschaftsmalerei stärker wurde. Die Auseinandersetzung
der Protagonisten der Weimarer Malerschule vor allem mit der Kunst Claude
Monets seit Ende der 1880er Jahre wurde von der Kunstkritik registriert, jedoch
gelangte der Weimarer Impressionismus erst nach der Jahrhundertwende zur all-
gemeinen Anerkennung. Dies hing nicht zuletzt damit zusammen, daß sich nun
eine neue Generation von Kritikern und Museumsleuten zu etablieren begann,
für die der Impressionismus einen Höhepunkt in der Geschiehte der abendlän-
dischen Kunst darstellte. So fand die Malerei der Weimarer Impressionisten und
die Kunst der ihr vorausgehenden pleinairistischen Phase der Weimarer Maler-
schule ihre breiteste öffentliche Wertschätzung gerade zu jener Zeit, als der Ze-
nit ihrer entwicklungsgeschichtlichen Bedeutung bereits iiberschritten war.
 
Annotationen