Wendet man von solchem zur Deutung lockenden Detail des mandala-
Bildes den Blick auf sein Ganzes, so möchte man Dichter sein, um seine tief-
sinnige strenge wie bunte Schönheit würdig auszusagen. Man mag vor ihm
einiger Verse Rilkes <Der Neuen Gedichte Anderer Teil, 1920, S. 117> ge-
denken, die ihren Ursprung gewiß einer anderen Anregung verdanken und
doch wie eine Paraphrase dieses Bildes anmuten:
Buddha in der Glorie
Mitte aller Mitten, Kern der Kerne,
Mandel, die sich einschließt und versüßt, —
dieses alles bis an alle Sterne
ist dein Fruchtfleisch: Sei gegrüßt.
Sieh, du fühlst, wie nichts mehr an dir hängt;
im Unendlichen ist deine Schale,
und dort steht der starke Saft und drängt.
Und von außen hilft ihm ein Gestrahle,
denn ganz oben werden deine Sonnen
voll und glühend umgedreht.
Doch in dir ist schon begonnen,
was die Sonnen übersteht.
Aber noch eines anderen Dichters Worte und Vision ruft die Mitte dieses
Bildes wach, und ein Blick auf lineare Schemata wie z. B. Tafel 34, wo sich
statt eines Blattkranzes mehrere um die „Mitte aller Mitten“ legen, deren
Blätterzahl sich jeweils verdoppelt, vermag die Anschauung jener „candida
rosa“ heraufzubeschwören, in der sich die christliche „milizia santa“ auf
Blätterringen ohne Zahl um den Lichtkern Gottes schart, der ihren Blüten-
boden: das „Gelb“ der „rosa sempiterna“ bildet.
Dantes Welten Wanderung erhebt sich über die Stufen des Berges der
Läuterung, der in der Mitte der Welt, vom Meer umspült, in Himmelshöhen
aufragt und auf seinem Gipfel das Paradies (Eden) trägt, - wie der gleich-
gelagerte Weltberg Sumeru über den von Dämonen und übermenschlichen
Wesen bevölkerten Terrassen seiner Hänge auf seinem Gipfel von Indras
Garten der Seligen gekrönt wird. Dante steigt zu jenen Himmeln auf, die
in der kosmischen Architektonik seiner Anschauung die Entsprechung der
immer geistigeren Himmelswelten indischer Yogaerfahrung sind, wie sie
andererseits Namen und Zahl antiker Astronomie verdanken. Jenseits dieser
Sphären von Sonne, Mond und fünf Planeten, jenseits des Himmels über
V
Bildes den Blick auf sein Ganzes, so möchte man Dichter sein, um seine tief-
sinnige strenge wie bunte Schönheit würdig auszusagen. Man mag vor ihm
einiger Verse Rilkes <Der Neuen Gedichte Anderer Teil, 1920, S. 117> ge-
denken, die ihren Ursprung gewiß einer anderen Anregung verdanken und
doch wie eine Paraphrase dieses Bildes anmuten:
Buddha in der Glorie
Mitte aller Mitten, Kern der Kerne,
Mandel, die sich einschließt und versüßt, —
dieses alles bis an alle Sterne
ist dein Fruchtfleisch: Sei gegrüßt.
Sieh, du fühlst, wie nichts mehr an dir hängt;
im Unendlichen ist deine Schale,
und dort steht der starke Saft und drängt.
Und von außen hilft ihm ein Gestrahle,
denn ganz oben werden deine Sonnen
voll und glühend umgedreht.
Doch in dir ist schon begonnen,
was die Sonnen übersteht.
Aber noch eines anderen Dichters Worte und Vision ruft die Mitte dieses
Bildes wach, und ein Blick auf lineare Schemata wie z. B. Tafel 34, wo sich
statt eines Blattkranzes mehrere um die „Mitte aller Mitten“ legen, deren
Blätterzahl sich jeweils verdoppelt, vermag die Anschauung jener „candida
rosa“ heraufzubeschwören, in der sich die christliche „milizia santa“ auf
Blätterringen ohne Zahl um den Lichtkern Gottes schart, der ihren Blüten-
boden: das „Gelb“ der „rosa sempiterna“ bildet.
Dantes Welten Wanderung erhebt sich über die Stufen des Berges der
Läuterung, der in der Mitte der Welt, vom Meer umspült, in Himmelshöhen
aufragt und auf seinem Gipfel das Paradies (Eden) trägt, - wie der gleich-
gelagerte Weltberg Sumeru über den von Dämonen und übermenschlichen
Wesen bevölkerten Terrassen seiner Hänge auf seinem Gipfel von Indras
Garten der Seligen gekrönt wird. Dante steigt zu jenen Himmeln auf, die
in der kosmischen Architektonik seiner Anschauung die Entsprechung der
immer geistigeren Himmelswelten indischer Yogaerfahrung sind, wie sie
andererseits Namen und Zahl antiker Astronomie verdanken. Jenseits dieser
Sphären von Sonne, Mond und fünf Planeten, jenseits des Himmels über
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