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Zimmermann, Karin [Hrsg.]
Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1 - 181) — Wiesbaden, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.2667#0013
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EINLEITUNG

Ebenso informativ, wegen der Unordnung der Einträge aber schwerer benutzbar, sind die Bände
der Inventarisierung von 1581. Ihr besonderer Wert liegt in der Erwähnung der Einbände, die oft-
mals den einzigen Hinweis auf das frühere oder gar ursprüngliche Aussehen der Bücher liefert ,
da vor dem Transport nach Rom wohl vor allem ältere Holzdeckeleinbände entfernt wurden, um
das Transportgewicht zu vermindern. Ausgenommen blieben von dieser Maßnahme, bei der auch
die für die Buchgeschichte überaus wichtigen Spiegel verlorengingen, die Kurfürsteneinbände, vor
allem die Ottheinricheinbände, sowie eine Vielzahl von Koperten, bei denen das Entfernen keine
Gewichtsersparnis gebracht hätte. Dieser Verlust ist umso bedauerlicher, als es sich auch schon bei
den Kurfürsteneinbänden im Falle älterer Handschriften um Umbindungen mit entsprechenden
Verlusten handelte.

In vielen Fällen lassen sich die Codices Palatini germanici in diesen Katalogen nachweisen, nicht
selten stammen der Bibliothekstitel im Katalog und der - meist gleichlautende und häufig stark be-
schnittene - Eintrag im Buch (vgl. Abb. 38) von derselben Hand. Ein solcher Nachweis kann
unter anderem für die Klärung der Provenienz von großer Wichtigkeit sein. Beispielsweise ist für
Cod. Pal. germ. 167 der in der Literatur vermutete Ankauf durch Kurfürst Friedrich IV. auszu-
schließen, da die Handschrift bereits im Verzeichnis von ca. 1556/59 belegt ist. In seltenen Fällen
sind auf den Buchrücken noch Abklatsche von alten Heidelberger Signaturschildern zu erkennen.
Die Reste von Buchstaben- und Zahlenkombinationen lassen auf eine einst systematisch geord-
nete Aufstellung der Bände schließen. Auf ein ähnliches System von Standortsignaturen, bei dem
die Bücher durch eine Kombination zweier oder dreier - durch Punkte getrennter - Zahlen iden-
tifiziert wurden, deuten Einträge bei manchen Titeln in den Katalogen von 1556/59 hin .

Die Handschriften und Drucke, die aus dem Besitz Ulrich Fuggers stammen und die in der Folge
seiner Übersiedelung nach Heidelberg im Jahr 1567 die dortige Büchersammlung reich vermehr-
ten, wurden bei einer ersten Öffnung der Transportkisten 1571 notariell inventarisiert16. Eine kal-
ligraphische Abschrift des Originalinventars hat sich im Vatikan unter der Signatur Cod. Pal. lat.
1921 erhalten. Lehmann hat aufgrund dieser Verzeichnisse für insgesamt 86 deutsche Handschrif-
ten der Bibliotheca Palatina die Provenienz aus der Sammlung Fuggers wahrscheinlich gemacht .
Viele der Stücke lassen sich durch die spezifische Fugger-Signatur und eine Rötelnummer, die in
sie eingetragen wurden, eindeutig identifizieren (vgl. Abb. 37) . Andere sind ausschließlich des-
halb hier eingereiht, weil sich ihre Inhalte mit Augsburg befassen.

Die Wegführung der Bibliotheca Palatina nach Rom und ihre Unterbringung im
Vatikan (1622/23 bis 1815/16)-Die Kurpfalz wurde im August 1622 von bayerischen Trup-
pen im Namen der katholischen Liga erobert. Der siegreiche Bayernherzog Maximilian I. wollte

12 Teilweise bestätigen die in den Handschriften heute noch sichtbaren Abdruck- oder Rostspuren durch ehe-
malige Schließen und Buckel die Richtigkeit der Einträge.

UWlLKEN,S.125f.

Vgl. beispielsweise Cod. Pal. germ. 11 und 12.

15 Vgl. zum Beispiel: Vatikan BAV Cod. Pal. lat. 1940, 6V [Mathematici, 4°] Albumazar. Auf' Papir geschrieben.
7.20. (= Cod. Pal. germ. 13); Vatikan BAV Cod. Pal. lat. 1932,173v [Theologici, 2°] Tractat von Zehen gehotten,
10.11.14. geschrieben Papier (= Cod. Pal. germ. 36).

16 Eine spätere, zweite Inventarisierung der Fuggeriana wurde ebenfalls schriftlich festgehalten (Vatikan BAV
Cod. Pal. lat. 1915); vgl. Lehmann 2, S. 149f.

17 Lehmann 2, S.457-467.

Vgl. unter anderem die Abschriften der Predigten Martin Luthers in Cod. Pal. germ. 41 -49.

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