EINLEITUNG
Vatikan quittiert26. Insgesamt brachte Allacci etwa 3500 Handschriften, darunter etwa 850 deut-
sche, sowie mindestens 12 000 gedruckte Titel aus den verschiedenen Heidelberger Bibliotheken
nach Rom, wo die lateinischen, griechischen und deutschen Handschriften separat aufgestellt
wurden. Der größte Teil der Drucke findet sich dort im Fonds der Stampati Palatini, doch sind
auch in andere römische Bibliotheken Drucke Heidelberger Provenienz gelangt.
Vermutlich erst beim Auspacken in Rom wurde, wie der Befund der Codices Palatini germanici
zeigt, die Nummer der Kiste (lat. Capsa, ital. Cassa; vgl. Abb. 37 und 38), in der sich das jeweilige
Buch befunden hatte, auf dem erhaltenen Buchdeckel oder auf dem ersten Blatt des einbandlosen
Buchblocks beziehungsweise des separaten Faszikels vermerkt . Für diesen Zeitpunkt und gegen
die Annahme, daß die Kistennummern bereits beim Verpacken in Heidelberg notiert wurden28,
sprechen mehrere Indizien: 1. Es kommen die Bezeichnungen C. 1 bis C. 184 vor29. Diese Kisten-
zahl wurde wohl erst beim Umpacken während des Aufenthalts in München30 erreicht und konnte
somit frühestens in diesem Zusammenhang vergeben werden; 2. Zwischen der numerischen Rei-
henfolge der in den Palatini latini verzeichneten Kisten- oder Capsanummern und den ,Numeri
currentes' gibt es keine Entsprechungen, wie sie eigentlich zu erwarten wären, wenn die Nume-
rierung der Kisten gleich beim Beladen - parallel zur Zählung der Bücher - erfolgt wäre31.
Neben diesen Capsanummern, die oft fehlen, gibt es auch bei den Palatini germanici auf den Ein-
bänden beziehungsweise in den Handschriften weitere numerische Bezeichnungen, die unter-
schiedliche Ordnungsversuche wiederzugeben scheinen. Entgegen dem Vorgehen bei den lateini-
schen Handschriften und Drucken aus der Bibliotheca Palatina, die Allacci - mangels eines
vorliegenden Kataloges - bereits in Heidelberg mit fortlaufenden Nummern versehen hatte (s. o.),
ist davon auszugehen, daß für die deutschen Bücher erst in Rom Registrierungssysteme mit
Signaturen beziehungsweise einem ,Numerus currens' entworfen wurden (vgl. Abb. 38). Die
drei- und vierstelligen .Signaturen' - von denen sich gleich mehrere in einer Handschrift finden
können - stehen entweder vorne oder hinten auf einem Vorsatzblatt - häufig versatim - oder -
26 Zwölf Kisten hatte der päpstliche Abgesandte Leone Allacci für sich selbst mitgebracht. Ihr Inhalt ist heute
teilweise im Collegio Greco und in der Biblioteca Vallicelliana in Rom untergebracht. Die Tatsache, daß die
Bücher in diesen Kisten weder mit Capsanummern noch mit Allacci-Signaturen versehen sind, spricht dafür, daß
Allacci diese Bestände schon gleich beim Einpacken abgesondert hatte.
27 Eine nach Drucken und Handschriften der verschiedenen Sprachen klassifizierende Aufstellung der einzelnen
Kisteninhalte ist in Vatikan BAV Cod. Vat. Lat. 7762, 569r-578r erhalten. Zudem legte Leone Allacci, als die Ki-
sten in Rom ausgepackt wurden, für die lateinischen und griechischen Handschriften sowie für die lateinischen
Drucke ein grob alphabetisch geordnetes Verzeichnis an, in das die Bücher mit ihrer laufenden Nummer und der
Kistennummer eingetragen wurden (Vatikan BAV Cod. Pal. lat. 1949; [fatto] quando furno cauati dalle Casse
[Vatikan BAV Cod. Pal. lat. 1949, 2r, 57', 97*]). Die Einträge erfolgten kistenweise.
So beispielsweise Kat. Heidelberg, ÜB 3, S. XVII.
29 Daneben erscheinen noch die Bezeichnungen C. N und C. +. Die von Allacci für den ,Eigenbedarf separier-
ten zwölf Kisten sind hier nicht mitgerechnet.
30 Hier wurden auch jene ca. 100 Bücher hinzugefügt, die der Bibliothekar Herzog Maximilians L, Hofrat Dr.
Leuker, bereits im Oktober 1622, nur einen Monat nach der Einnahme Heidelbergs, für die Münchener Biblio-
thek ausgesondert hatte (vgl. Elmar Mittler, in: Bibliotheca Palatina, Textband, S.459).
31 Zwar entsprechen der Kiste C. 1 die Palatini latini mit dem Numerus currens 1-28, die Nummern 29-63 wa-
ren aber in der mit C. 183 bezeichneten Kiste transportiert worden. Danach folgt der Inhalt der Kiste C. 118
usw.
32 Hierfür gibt es unterschiedliche Ursachen: 1. man hat ursprünglich verschiedene Faszikel, von denen jeder
einzelne bereits mit einer Ordnungsnummer versehen worden war, zu einem Band zusammengefaßt - diese
Nummern liegen meist eng beieinander (vgl. unter anderem Cod. Pal. germ. 45 und Cod. Pal. germ. 155); 2. in
XV
Vatikan quittiert26. Insgesamt brachte Allacci etwa 3500 Handschriften, darunter etwa 850 deut-
sche, sowie mindestens 12 000 gedruckte Titel aus den verschiedenen Heidelberger Bibliotheken
nach Rom, wo die lateinischen, griechischen und deutschen Handschriften separat aufgestellt
wurden. Der größte Teil der Drucke findet sich dort im Fonds der Stampati Palatini, doch sind
auch in andere römische Bibliotheken Drucke Heidelberger Provenienz gelangt.
Vermutlich erst beim Auspacken in Rom wurde, wie der Befund der Codices Palatini germanici
zeigt, die Nummer der Kiste (lat. Capsa, ital. Cassa; vgl. Abb. 37 und 38), in der sich das jeweilige
Buch befunden hatte, auf dem erhaltenen Buchdeckel oder auf dem ersten Blatt des einbandlosen
Buchblocks beziehungsweise des separaten Faszikels vermerkt . Für diesen Zeitpunkt und gegen
die Annahme, daß die Kistennummern bereits beim Verpacken in Heidelberg notiert wurden28,
sprechen mehrere Indizien: 1. Es kommen die Bezeichnungen C. 1 bis C. 184 vor29. Diese Kisten-
zahl wurde wohl erst beim Umpacken während des Aufenthalts in München30 erreicht und konnte
somit frühestens in diesem Zusammenhang vergeben werden; 2. Zwischen der numerischen Rei-
henfolge der in den Palatini latini verzeichneten Kisten- oder Capsanummern und den ,Numeri
currentes' gibt es keine Entsprechungen, wie sie eigentlich zu erwarten wären, wenn die Nume-
rierung der Kisten gleich beim Beladen - parallel zur Zählung der Bücher - erfolgt wäre31.
Neben diesen Capsanummern, die oft fehlen, gibt es auch bei den Palatini germanici auf den Ein-
bänden beziehungsweise in den Handschriften weitere numerische Bezeichnungen, die unter-
schiedliche Ordnungsversuche wiederzugeben scheinen. Entgegen dem Vorgehen bei den lateini-
schen Handschriften und Drucken aus der Bibliotheca Palatina, die Allacci - mangels eines
vorliegenden Kataloges - bereits in Heidelberg mit fortlaufenden Nummern versehen hatte (s. o.),
ist davon auszugehen, daß für die deutschen Bücher erst in Rom Registrierungssysteme mit
Signaturen beziehungsweise einem ,Numerus currens' entworfen wurden (vgl. Abb. 38). Die
drei- und vierstelligen .Signaturen' - von denen sich gleich mehrere in einer Handschrift finden
können - stehen entweder vorne oder hinten auf einem Vorsatzblatt - häufig versatim - oder -
26 Zwölf Kisten hatte der päpstliche Abgesandte Leone Allacci für sich selbst mitgebracht. Ihr Inhalt ist heute
teilweise im Collegio Greco und in der Biblioteca Vallicelliana in Rom untergebracht. Die Tatsache, daß die
Bücher in diesen Kisten weder mit Capsanummern noch mit Allacci-Signaturen versehen sind, spricht dafür, daß
Allacci diese Bestände schon gleich beim Einpacken abgesondert hatte.
27 Eine nach Drucken und Handschriften der verschiedenen Sprachen klassifizierende Aufstellung der einzelnen
Kisteninhalte ist in Vatikan BAV Cod. Vat. Lat. 7762, 569r-578r erhalten. Zudem legte Leone Allacci, als die Ki-
sten in Rom ausgepackt wurden, für die lateinischen und griechischen Handschriften sowie für die lateinischen
Drucke ein grob alphabetisch geordnetes Verzeichnis an, in das die Bücher mit ihrer laufenden Nummer und der
Kistennummer eingetragen wurden (Vatikan BAV Cod. Pal. lat. 1949; [fatto] quando furno cauati dalle Casse
[Vatikan BAV Cod. Pal. lat. 1949, 2r, 57', 97*]). Die Einträge erfolgten kistenweise.
So beispielsweise Kat. Heidelberg, ÜB 3, S. XVII.
29 Daneben erscheinen noch die Bezeichnungen C. N und C. +. Die von Allacci für den ,Eigenbedarf separier-
ten zwölf Kisten sind hier nicht mitgerechnet.
30 Hier wurden auch jene ca. 100 Bücher hinzugefügt, die der Bibliothekar Herzog Maximilians L, Hofrat Dr.
Leuker, bereits im Oktober 1622, nur einen Monat nach der Einnahme Heidelbergs, für die Münchener Biblio-
thek ausgesondert hatte (vgl. Elmar Mittler, in: Bibliotheca Palatina, Textband, S.459).
31 Zwar entsprechen der Kiste C. 1 die Palatini latini mit dem Numerus currens 1-28, die Nummern 29-63 wa-
ren aber in der mit C. 183 bezeichneten Kiste transportiert worden. Danach folgt der Inhalt der Kiste C. 118
usw.
32 Hierfür gibt es unterschiedliche Ursachen: 1. man hat ursprünglich verschiedene Faszikel, von denen jeder
einzelne bereits mit einer Ordnungsnummer versehen worden war, zu einem Band zusammengefaßt - diese
Nummern liegen meist eng beieinander (vgl. unter anderem Cod. Pal. germ. 45 und Cod. Pal. germ. 155); 2. in
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