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Erster Zeitraum. IV. Römisches Recht.
Jung, das sog. Breviarium Alaricianum 6), fand auch in den übrigen
Provinzen des abendländischen Reiches eine grosse Verbreitung 7), und
gab, wie es scheint, auch Veranlassung zu Nachbildungen8) und zu
ähnlichen Sammlungen, worunter die burgundische Compilation (Lex
Romana Bur gundionum^j, früher auch irrig sog. Papiani Liber Respon-
sorum) 10) als die bedeutendeste erscheint. Der Verfasser dieses Rechts-
buches hat das meiste selbstständig aus ächten römischen Quellen aus-
gezogen , aber auch einiges aus dem Breviarium Alaricianum u) und
sogar aus der Lex Gundobada genommen 12): merkwürdig ist die Ueber-
einstimmung dieser Lex Romana in der Reihenfolge der Materien und
in den Titelrubriken mit der Lex Gundobada, welche unverkennbar
dabei als Vorbild gedient hat 13). Da in der sog. zweiten Vorrede der
c) Diese Bezeichnung ist seit dem 16. Jahrhundert üblich geworden. In den
Handschriften wird sie entweder Lex Theodosii oder Lex Romana schlechthin
genannt. —
’) So z. B. schöpft schon die Constit. Ch ildeb erti II. a. 596 c. 2beiPertz,
Legg. I. p. 9 aus dem Breviarium ihre Bestimmung de incestis nuptiis. —
s) Es ist sogar eine Bearbeitung des Breviarium für die Lombardei um das
Jahr 900 unter fränkischen Einflüssen verfasst worden, v. Savigny 1. c. I. §. 123,
II. §. 85. — Eichhorn, §.157 a. E. —
°) Vergl. über die Lex Romana Burgundionum: Heineccius, antiq. Germ. I.
p. 308. — Bien er, Commentar. P. I. p. 295. — v. Savigny I. c. II. S. 9. —
Zimmern 1. c. §. 114. — Puchta, Institutionen, S. 661. — Eichhorn §. 44. —
Ausgaben: zuerst von Cujatius 1566, 15865 neuere von Bienen, im Ius civile
antejustin. Berlin, 1815; am besten von A. F. Barkow, Lex Rom. Burg, Gryphis-
wald. 1826. —
10) Durch einen Irrthum des Cujatius war die Schluss-Stelle des Breviarium
(aus Papiniani lib. I. resp.) für den Anfang der Lex Rom. Burgund, gehalten,
und bei dem in der Handschrift verunstalteten Namen des Papinian an einen an-
geblichen burgundischen Juristen Papi an gedacht worden. —
n) Von ächten römischen Quellen sind besonders beniitzt der Codex Theodo-
sianus, die Novellen hierzu, die Institutionen des Gajus, die Sententiae des
Paulus und der Gregorianische und Hermogenianische Codex. Vergl. v. Savigny
I. c. II. §. 10. —
,2) So z. B. in Tit. II. de homicidiis, worin der Verfasser bemerkt: „Et quia
de pretio occisorum nil evidenter Lex Romana constituit, Dominus noster statuit
observandum“ etc.; und ebendas, am Schlüsse: „Hoc ex praecepto Domini regis
convenit observari.“ — Diese Stelle bestätiget auch vollkommen, was oben §. 18
Note 8 über die gewöhnlich gleiche Verbindlichkeit der Criminalgesetze für Romanen
und Germanen gesagt worden ist. —
’3) Eine vergleichende Zusammenstellung der Titelrubriken der Lex Gundobada
und der Lex Romana Burgundionum findet sich schon bei Heine c cius, antiq. Germ,
I. p. 310; verbessert bei v. Savigny 1. c. II. S. 14. —
Erster Zeitraum. IV. Römisches Recht.
Jung, das sog. Breviarium Alaricianum 6), fand auch in den übrigen
Provinzen des abendländischen Reiches eine grosse Verbreitung 7), und
gab, wie es scheint, auch Veranlassung zu Nachbildungen8) und zu
ähnlichen Sammlungen, worunter die burgundische Compilation (Lex
Romana Bur gundionum^j, früher auch irrig sog. Papiani Liber Respon-
sorum) 10) als die bedeutendeste erscheint. Der Verfasser dieses Rechts-
buches hat das meiste selbstständig aus ächten römischen Quellen aus-
gezogen , aber auch einiges aus dem Breviarium Alaricianum u) und
sogar aus der Lex Gundobada genommen 12): merkwürdig ist die Ueber-
einstimmung dieser Lex Romana in der Reihenfolge der Materien und
in den Titelrubriken mit der Lex Gundobada, welche unverkennbar
dabei als Vorbild gedient hat 13). Da in der sog. zweiten Vorrede der
c) Diese Bezeichnung ist seit dem 16. Jahrhundert üblich geworden. In den
Handschriften wird sie entweder Lex Theodosii oder Lex Romana schlechthin
genannt. —
’) So z. B. schöpft schon die Constit. Ch ildeb erti II. a. 596 c. 2beiPertz,
Legg. I. p. 9 aus dem Breviarium ihre Bestimmung de incestis nuptiis. —
s) Es ist sogar eine Bearbeitung des Breviarium für die Lombardei um das
Jahr 900 unter fränkischen Einflüssen verfasst worden, v. Savigny 1. c. I. §. 123,
II. §. 85. — Eichhorn, §.157 a. E. —
°) Vergl. über die Lex Romana Burgundionum: Heineccius, antiq. Germ. I.
p. 308. — Bien er, Commentar. P. I. p. 295. — v. Savigny I. c. II. S. 9. —
Zimmern 1. c. §. 114. — Puchta, Institutionen, S. 661. — Eichhorn §. 44. —
Ausgaben: zuerst von Cujatius 1566, 15865 neuere von Bienen, im Ius civile
antejustin. Berlin, 1815; am besten von A. F. Barkow, Lex Rom. Burg, Gryphis-
wald. 1826. —
10) Durch einen Irrthum des Cujatius war die Schluss-Stelle des Breviarium
(aus Papiniani lib. I. resp.) für den Anfang der Lex Rom. Burgund, gehalten,
und bei dem in der Handschrift verunstalteten Namen des Papinian an einen an-
geblichen burgundischen Juristen Papi an gedacht worden. —
n) Von ächten römischen Quellen sind besonders beniitzt der Codex Theodo-
sianus, die Novellen hierzu, die Institutionen des Gajus, die Sententiae des
Paulus und der Gregorianische und Hermogenianische Codex. Vergl. v. Savigny
I. c. II. §. 10. —
,2) So z. B. in Tit. II. de homicidiis, worin der Verfasser bemerkt: „Et quia
de pretio occisorum nil evidenter Lex Romana constituit, Dominus noster statuit
observandum“ etc.; und ebendas, am Schlüsse: „Hoc ex praecepto Domini regis
convenit observari.“ — Diese Stelle bestätiget auch vollkommen, was oben §. 18
Note 8 über die gewöhnlich gleiche Verbindlichkeit der Criminalgesetze für Romanen
und Germanen gesagt worden ist. —
’3) Eine vergleichende Zusammenstellung der Titelrubriken der Lex Gundobada
und der Lex Romana Burgundionum findet sich schon bei Heine c cius, antiq. Germ,
I. p. 310; verbessert bei v. Savigny 1. c. II. S. 14. —