Allgemeine theologische Bibliothek (1.1774)

779

Plan


eines
Religionsunterrichts für junge Herren,
von
Conrad Pfenninger.

enn in unsrer Vaterstadt in kurzer Zeit unter
den mehresten jungen Herren jene reizende
Jndifferentisterey, jene bequeme Zweifelsucht, die so
sehr die Miene der Weisheit annehmen will, herr-
schen wird; — wenn die Verachtung der schönsten
Religion, und ihrer Archive, der heiligen Schriften
daher entstehen wird, weil man diese Religion, und
den wahren Inhalt dieser Schriften nicht kennt;
wenn alsdann praktische Irreligiosität und Immora-
lität immer fort wachsen und wie ein Krebs um sich
fressen wird: so werde ich mich zwar von Herzen dar-
über betrüben, aber nicht verwundern.
Ein Jüngling, der Kopf genug hat, die Lächer-
lichkeit davon einzusehen, daß man die Religion von
seinen Eltern erbe, ungefähr so, wie man die väterli-
che Zunft erbt, (und wie wenig wird erfodert, um
dieß einzusehen l) er läuft schon Gefahr, jenen süßen
Gift mit geizigen Zügen einzutrinken, wenn er in den
großen Städten Deutschlandes und Frankreichs zu
den reichen Quellen desselben hinkömmt; — und er
muß wol noch glauben, er trinke den besten Heiltrank