Allgemeine theologische Bibliothek (2.1774)

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scharf seine Beurtheilungskraft seyn mag, hak uns
in der Hauptsache so wenig bofriedigt als, Hr. Mi-
chaelis in seiner Schrift über dre 70 Wochen. Er
behauptet, daß man den Anfang dieser 70 Wochen
in das zweyteJahr des Darius Nothus setzen müsse.
Aber alle seine Gründe geben nichts als schwache
Vermuthungen, und die Haupteinwendung/ daß
alsdann die Personen, welche der Prophet Haggai
vorstellet, als ob sie beyde Tempel gesehen, einganz
unglaubliches Alter erreicht haben müssen, weil von
der Zerstörung des ecstenTempels, bisaufdaszweyte
Jahr des Darius Nothus, 166 Jahre verflossen
sind, bleibt immer unbeantwortlich. Und das,
was Hr. Parry ihm entgegen gesetzt hat, ist so dürf-
tig, daß wir seine Worte nur anführen dürfen, um
ihn widerlegt zu haben. „ Ich antworte, sagt er,
„mit den Worten, die ein berühmter Schriftsteller
„bey andrer Gelegenheit braucht: Gottes Ver-
heißungen haben nie den Beystand moralischer
„Wahrscheinlichkeiten gebraucht. Die Verheißung
„gen, die er Abraham that, brauchten ihn nicht.
„Warum sollten ihn die brauchen, die er an Kin-
„ der Abrahams gethan? Die Juden lebten unter
„einer bcsondern göttlichen Vorsehung. Ein lan-
„geö ieben war die allgemeine Verheißung, die das
„ mosaische Gesetz den Gehorsamen ertheilte. Und
„diese Verheißung ward zu der Zeit, von der wir
„hier reden, besonders wiederholt: Es sollen den-
„ noch alte Männer und alte Weiber wohnen in
„den Straßen Jerusalems, und jeder Mann mit
„ seinem Stab immerdar. Wer kann es unwahr-
scheinlich finden, daß einige unter den Juden ein
„so außerordentliches Alter erreicht, wenn der Er-
„folg so genau mit jedem Theil übereinstimmt. Ist
„es