Allgemeine theologische Bibliothek (2.1774)

Sammlung gottesdienstlicher Lieder. 19z
rind V. 4. Sein Wille war vsll Heiligkeit,
Auch zu der schwersten Pflicht bereit.
Gewohnt, das Veste zu erwählen,
Könnt er nie aus Leichtsinn fehlen;
War deinem Willen unterthan;
Und auf der Tugend ebner Bahn
Gieng er voll Zuversicht und Würde-
Und fühlte nie des Lasters Bürde.
Im sstcn Vers kommen auch die Vorzüge des Kör-
pere, der voll Reiz und Schöne war, in Anschlag,
Dreust fragen wir einen jeden, der Moses Bericht
für wahr hält, ob diese Beschreibung, überhaupt,
oder nach ihren cinzelcn Theilen, nur im geringsten
könne bewiesen und damit der Sündenfall vereini-
get werden. War es erhabener Verstand, wenn
der Mensch sich bereden Ließ, durch Ungehorsam,
durch eine verbotene Frucht, Gott ähnlicher zu wer-
den? Wurde er nie zum Irrthum hingerissen, wie
konnte er sündigen ? Moses nennt ja das Blendwerk,
welches ihn täuschte. Sein Wille war nicht voll
Heiligkeit, weil Empörung gegen Gott, MiStraucn,
Ungehorsam, Stolz , darinn Platz sanden. Nicht
einmal zur leichtesten, vielwcnigcr zur schwersten
Pflicht war er bereit; ihm mangelte die Uebung,
daher konnte er noch nicht gewohnt seyn, das Best?
zu erwählen; leichtsinnig genug folgte er dem Reiz
zum Laster. Ohne Erinnern werden aufmerksame
Leser den Schluß machen, die ganze schöne Beschrei-
bung sey blos eine poetische Erfindung, dem bibli-
schen Bericht und der Wahrheit schnurstracks ent-
gegen. — Diejenigen aber, welche jede kleine
Abweichung vom erlernten Schulsystem, für Ketze-
rey halten, durch sein Urtheil nicht zu erschrecken,
bittet sich der Reeensent die Erlaubniß aus, seine
Theol.Bibl.ll.B. N Gedam