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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0019

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12

Einleitung.

stadt ans weiter nach den Hauptorten des Südens spedirten, vermittelten sie den Handel
zwischen Nord- und Süddeutschland.

In manchen der vorerwähnten Erwerbszweige eiferte der Stadt Arnstadt auch die
Stadt Plaue den ihr zu Gebote stehenden Mitteln entsprechend nach. Im 16. Jahr-
hunderte aber fand sie noch eine besondere Beschäftigung und zugleich gute Nahrung
bei dem dort gegründeten Salzwerke; später freilich hörte diese Erwerbsquelle wieder
auf, indem die Saline angeblich zu Gunsten der zu Frankenhausen eingestellt wurde;
wahrscheinlich aber rentirte sie nicht mehr. —

Dass es in unserem Landestheile und vorzugsweise in Arnstadt auch an Künst-
lern — Bildhauern, Holzschneidern, Malern u. a. m. — nicht fehlte, davon zeugen
manche treffliche Werke in Kirchen, Museen und Privatsammlungen, als deren Ur-
heber wir Landeskinder, namentlich geborne Arnstäclter — Meil, Vater und Sohn,
Böhler (Pöhler) — rühmlich zu nennen haben. —

Ereilich ist im Laufe der Zeit mancher der einst so blühenden Erwerbszweige
gänzlich eingegangen, mancher hat wenigstens nicht mehr die einstige Bedeutung,
andere haben sich trotz der Ungunst der Zeiten erhalten oder sind aus ihrem Verfall
zu neuer Blüthe erstanden, und an die Stelle der untergegangenen sind, wie zu Arn-
stadt, so zu Plaue, ganz neue getreten und zu solcher Blüthe gelangt, dass ihr Kuf
weit über die Grenzen des engern Vaterlands hinausreicht. —

Bezüglich des Bezirks Gehren waren die Beschäftigungen, auf die sich seine
Bewohner nach 'der Bodenbeschaffenheit desselben angewiesen sahen, denjenigen im Be-
zirk Arnstadt ziemlich ungleich. Von einem nur einigermassen nennenswerthen Ge-
treidebau konnte, vom Klima ganz abgesehen, kaum die Rede sein, indem selbst
gegenwärtig, nachdem nicht unbedeutende Strecken Waldboden urbar gemacht worden
sind, von 17 120 Hektaren Gesammtfläche nur 2700 Hektare auf Acker- und Garten-
land kommen, während der Flächeninhalt der Wiesen 2788, der Weiden und Huthungen
184, der Haus- und Hofräume 78, der Forsten und Holzungen 11026, des Oed- und
Unlandes 7, der Wege 209 und der Gewässer 129 Hektare beträgt. Ueberdies gediehen
damals nur in den mildesten Strichen jenes Bezirks die gewöhnlichen Getreidearten,
während in den höher gelegenen Gegenden jeder derartige Anbau fehlschlug.

Die Hauptbeschäftigung der Bewohner jenes Landstriches bestand in den frühesten
uns bekannt gewordenen Zeiten in Bergbau auf Eisen, Kupfer, Blei, Silber und etwas
Gold, und davon, dass derselbe in ziemlich bedeutendem Umfange betrieben wurde,
geben eine nicht geringe Anzahl von eingesunkenen Stollen oder Schachten, als:
Walts Gott, Willen Gottes, Hoffnung Gottes, Vater Unser, der wilde Mann, die wilde
Frau u. a. m. noch heute Zeugniss. — Ein Theil der Bewohner nährte sich als Köhler,
Holzhauer, Schneidemüller, Hammerschmiede, und ein anderer besonders als Mulden-
hauer. — Im siebzehnten Jahrhundert kam dazu Olitätenfabrikation und Handel mit
diesen Fabrikaten, sowie Glashüttenbetrieb, und im achtzehnten Jahrhundert Porcellan-
fabrikation, sowie die Bereitung des Feuerschwammes (in Neustadt) in beträchtlichem
Umfange.

Während aber so mancher Erwerbszweig, wie die Muldenhauerei, der Olitäten-
handel und die Feuerschwammbereitung, mehr und mehr zurückging, hat sich die
Porcellanfabrikation und -maierei nicht blos sehr ausgebreitet, sondern beide sind
auch auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit erhoben worden. —
 
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