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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0113

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Grossbreitenbach. — Jesuborn.

Das Contraschloss soll etwa 1,0 km westlich von der Stadt auf einer nur unbe-
deutenden Anhöhe gestanden haben, ein Eaubschloss gewesen und als solches mit
vielen andern 1290 zerstört worden sein. Seit Menschengedenken ist keine Spur mehr
von demselben vorhanden.

In derselben Eichtling von Br. und etwa 2,0 km westlich vom Contraschlosse
lag in gleicher Höhe mit letzterem ehemals das Dorf Witzleben, dessen Bewohner sich
nach dem Untergänge desselben nach Br. geflüchtet und dort angesiedelt haben sollen.
Auch von diesem Dorfe sind keine sichtbaren Spuren mehr vorhanden, aber nach dem-
selben führen einige in der Nähe seines ehemaligen Standortes gelegene Wiesen den
Namen Witzleben, und eine Stelle an der Gehren-Breitenbacher Chaussee, an welcher
bis unlängst eine Tanne, die Witzleber genannt, stand, heisst noch immer, obwohl
jener Baum nicht mehr vorhanden, an der Witzleber Tanne.

Südlich von Br., zwischen demselben und Oelze, von beiden Orten etwas über
2,0 km entfernt, befindet sich auf einer Wiesenfläche die Wüstung von dem Dorfe
Schwem- oder Schweinebach, dessen Bewohner nach Zerstörung desselben sich ebenfalls
nach Br. geflüchtet haben sollen. An seinem ehemaligen Standorte soll, wie schon mit-
getheilt, von einem Schweine eine Glocke ausgewählt worden und auf den Thurm nach
Br. gekommen, aber 1687 gesprungen sein. —

Jesuborn,

Pfarrkirchdorf mit 419 Einw., 1,9 km nordöstlich von Gehren, in einer angenehmen
Gegend am nordwestlichen Busse des Langenberges und am rechten Ufer der W.ohl-
rose gelegen, wird von 2 kleinen Bächen, dem Trockenbach und dem Hellerbach,
durchflössen und von der Ilmenau-Königseer Chaussee durchschnitten.

Urkundliche Namensformen: 1368 zudemlheseborn, 1468 zum G essebor n,
1481 zum Geszborn, Geszeborn, Gheseborn, 1597 Jeseborn. —

Den Namen Jesuborn soll nach der Sage das Dorf von einem Brunnen daselbst
angenommen haben. Diesem Brunnen hatten nämlich die Wallfahrer, welche auf ihrem
Zuge vom Eichsfelde nach Vierzehnheiligen sich an demselben zu lagern und an seinem
frischen Wasser zu erquicken pflegten, aus Dankbarkeit den Namen Jesuborn gegeben.
— Die Quelle dieses Brunnens ist übrigens schon längst versiegt. —

Die Kirche St. . . , Mutterkirche von der zu Pennewitz, wurde von 1817 bis
1819 neu erbaut. Bis dahin hatte J. nur eine kleine Capelle gehabt, in welcher bis
1690 alljährlich nur viermal von dem Diaconus (Capellan) zu Gehren Gottesdienst ge-
halten wurde, während die Bewohner an den übrigen Sonn- und Festtagen die Kirche
zu Gehren, wohin sie eingepfarrt waren, besuchten. In dem letzterwähnten Jahre
wurde dieses kirchliche Verhältniss aufgelöst, und das Dorf erhielt in dem jedesmaligen "
Diaconus zu Gehren einen eigenen Pfarrer. Im Jahre 1865 wurde das Pfarramt zu
J. von dem Diaconat zu Gehren getrennt, und J. erhielt seinen eigenen Pfarrer, dem
zugleich das Pfarramt in Pennewitz mitübertragen wurde.

In der alten Capelle daselbst befand sich ein Begräbnissgewölbe der Ritter-
gutsbesitzer dort, in welchem man beim Abbruch der Capelle einen Sarg vorfand mit einem
scheinbar noch wohlerhaltenen Leichnam, mit einem Stossdegen umgürtet und silbernen
 
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