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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0049

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Arnstadt.

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sog. Hofstube geschildert, in welcher der Fussboden mit auserlesenen Steinen, weiss
und blau, in geschobener Ordnung ausgelegt war.

Was aber den Thurm betrifft, dessen unterer Theil noch von dem Thurme der
hersfeldischen Burg herrührt, so wurde derselbe bereits 1554 durch die unten ge-
nannten vier gräflichen Brüder in seiner gegenwärtigen Gestalt errichtet, wie dies die
Inschrift auf der kupfernen Tafel, welche sich 1741 in dem Knopfe desselben vorfand,
mit den Worten bezeugt:

ANNO 1554 HABEN HER GVNTHER, HER HANS GVNTHER, HER WILHELM
VND ALBRECHT, GEBRVDER, ALLE GRAFEN ZV SCHWARZBVRGK, DIESEN

THORM ALSO AVE DAS ALTE MEVERWERCK ERBAVEN LASSEN.

Die Rückseite der Tafel enthält die Inschrift:
ANNO 1554 IST CHRISTOFFEL VON ENTZENBERGK AMTMANN ZV ARNSTADT

VND BAVMEISTER GEWEST.

Das Schloss war von seiner Erbauung an fast ununterbrochen die Residenz einer
gräflichen, von 1697 bis 1716 einer fürstlichen Linie des Hauses Schwarzburg. — Als
nicht uninteressant ist von dem Schlosse zu erwähnen, dass der König Gustav Adolph
von Schweden im September 1631 und im October 1632 in demselben, jedesmal einige
Tage hindurch, Quartier nahm. Das Gemach, welches er während dieser Zeit be-
wohnte, führte seitdem den Namen Königsgemach, Königssaal. —

Als nach dem Tode des Fürsten Anton Günther IL, 1716, der Hauptflügel des
Schlosses unbewohnt blieb und auch nichts zur Instandhaltung desselben gethan wurde,
zerfiel er mehr und mehr und stürzte 1779 gänzlich zusammen, und selbst die Trüm-
mern desselben sind seitdem immer geringer geworden. —

Das fürstliche Palais, auch Schloss genannt, in der Schlossgasse, nicht
weit vom alten Schlosse und an der Stelle gelegen, wo früher die alte Canzlei lag,
wurde von 1728 bis 1732 von dem Fürsten Günther I. (XLIII.) als Wittwensitz für
seine Gemahlin Elisabeth Albertine, geb. Fürstin von Anhalt-Bernburg, gebaut und ist
ein zwar nicht grosses, aber namentlich in neuerer Zeit sehr elegant eingerichtetes
Schloss. Als ein Gebäude neuerer Zeit hat es freilich weder etwas Alterthümliclies,
noch auch sonst in baulicher Beziehung Interessantes aufzuweisen; aber sehenswerth
in demselben sind: eine grosse Anzahl von Gemälden, meistens Glieder des fürstlichen
Hauses darstellend, ein prachtvolles Oelgemälde, die büssende Magdalene von
Rubens (1577- 1640), das Porcellancabinet, chinesische, japanische und persische
Geschirre enthaltend, und das sog. Mon Plaisir, ein Puppencabinet, welches aus 14
Schränken mit mehr als 2000 Puppen von 8 bis 12 Zoll Höhe besteht, durch welche
alle Verrichtungen des menschlichen, vornehmlich des Lebens an fürstlichen Höfen
dargestellt werden. Diese beiden Cabinete befanden sich früher auf der unweit Obern-
dorf gelegenen und von der Fürstin Auguste Dorothea gebauten Angustenburg. —

Die Gebäude der fürstlichen Domaine, unweit des fürstlichen Palais' in
der Schlossgasse und an der Stelle gelegen, auf welcher früher das alte gräfliche Vor-
werk stand, sind neueren Ursprungs und geben als solche keine Veranlassung zu in-
teressanten Bemerkungen bezüglich ihrer Bauart.

Das Rath haus, an der Nordostecke des Marktplatzes gelegen, wurde, nachdem
das vorige im Jahre 1507 erbaute 1581 abgebrannt war, von 1583 bis 1585 in nieder-
ländischem Geschmack und speciell nach dem Vorbilde des Brüsseler Stadthauses neu
 
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