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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0093

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Witzleben.

ältesten Theilen aus dem Ende des 12. oder dem Anfange des 13. Jahrhunderts; im
17. Jahrhundert erfuhr sie eine bedeutende Reparatur, bei welcher sie namentlich das
an ihrer Rüdseite befindliche schöne gothische Portal erhielt. Ein kleiner über dem-
selben eingemauerter Stein hat die Inschrift: V. D. M. I. /E. MDCXLIX. — Des Ejerrn
Wort bleibt in (Erotgfeit 1649 —.

An der Kanzel befinden sich einige Holzschnitzereien und die Statue Jesu,
sowie die der vier Evangelisten; unter den letztern stehen die beiden folgenden
Sprüche:

Nos autem praedicamus Christum crucifixum — n?ir aber prebigert Cln-iftnm, bcn
(SeFreujigtcu — und: Christus ist uns gemacht von Gott zur Weisheit und Gerechtigkeit
und zur Heiligung und Erlösung.

An heiligen Gefässen besitzt die Kirche einen silbernen und vergoldeten
Abendmahlskelch mit einem sechstheiligen Euss, welcher mit Engelsköpfchen ver-
ziert ist, und mit einem runden vergoldeten Knauf, von einer silbernen Guirlande
umgeben.

An der südlichen Wand des Altarraums hängt eine Gedächtnisstafel, welche
dem zu W. gebornen und als Superintendent zu Sondershausen 1625 gestorbenen Bar-
tholomaeus Bermelius gewidmet ist. Er war ein ausgezeichneter Kanzelredner, und es
sind von ihm auch eine Anzahl Predigten im Druck erschienen. Aus seinem Leben
möge hier nur noch beigefügt werden, dass, als er am 3. Juni 1621 seine Antritts-
predigt als Superintendent zu Sondershausen hielt, gleich nach Beginn derselben Feuer-
ruf ertönte, wodurch er so bestürzt wurde, dass er bewusstlos niedersank und vielleicht
in den Flammen, welche auch die Kirche ergriffen, umgekommen sein würde, hätte der
Kirchner ihn nicht gerettet.

Von den drei Kirchenglocken, welche in einem mitten im Dorfe stehenden
Glockenhause hängen, wurde die grosse mit 1,15 m u. D. 1775 von F. W. Barth zu
Erfurt, die beiden andern mit 0,93 und 0,75 m u. D. 1855 von C. Fr. Ulrich zu
Apolda gegossen.

In der Flur von W. wurde ehemals fieissig Waid gebaut, und es befindet sich
aus jener Zeit noch heute in der Nähe des Glockenhauses ein grosser Waidmühlenstein.

Wüstungen. Etwa 2 km südlich von W. soll am sog. obersten Wolfs-
graben die Stammburg der Bitter von Witzleben gelegen haben. Grundmauern
von derselben waren daselbst noch bis vor nicht langer Zeit zu finden, und noch immer
lässt sich erkennen, wo sich einst die sog. Wolfsgraben befanden, welche die Burg
umgaben.

Zwei km westlich von W. befindet sich die Wüstung Gommerstedt, von einem
ehemaligen Dorfe herrührend, von dem aber keine sichtbaren Spuren mehr vorhanden
sind, dessen Namen aber das in jener Gegend liegende Feld noch führt. — Das Dorf
Gommerstedt — urkundlich 1322 Gumersted, 1332 Gummerstete, 1425 Gomer-
stet — gehörte unstreitig zu den Stammbesitzungen der Familie von Witzleben, nach
welchem sich auch Glieder derselben nannten. —
 
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