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Blum, Gerd
Hans von Marées: autobiographische Malerei zwischen Mythos und Moderne — München, Berlin, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.14541#0043

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II. Autobiographische Themen im Frühwerk (1868—1873)

11.1. Die >giorgionesken Bekenntnisse*
Die ersten Werke von Marees, deren Figuren porträthafte Züge aufweisen, sind
unter dem Eindruck von Begegnungen entstanden, die sein späteres Leben ebenso
entscheidend prägen sollten wie die Figurenkonstellationen seiner Gemälde: mit
Adolf Hildebrand, Irene Koppel (der späteren Frau Hildebrands) und Conrad
Fiedler. Schon die Bilder der letzten Jahre seines ersten römischen Aufenthaltes,
der von 1864 bis 1869 dauerte, haben zumeist, wie bislang nicht erkannt worden
ist, die engen persönlichen Beziehungen des Malers zu diesen drei Personen und
deren Beziehungen untereinander zum Gegenstand.

11.1.1. Zum biographischen Hintergrund)
In Rom traf der noch nicht dreißigjährige Maler im Winter 1866 den fünfundzwan-
zigjährigen Juristen und angehenden Privatgelehrten Conrad fiedler, dem es ein
stattliches Erbe erlaubte, nach seinen Interessen zu leben. Im April des Jahres
1 Die biographischen Passagen dieser Arbeit beziehen sich sowohl auf gedruckte als auch auf
ungedruckte Quellen: Die Angaben zur Vita bei Meier-Graefe 1909 — 1910, Bd. I, Sattlei 1962,
S. 763ff., und Esche-Braunfels 1987 und dies. 1993 sind, soweit möglich, anhand der 1 rimär-
quellen überprüft und häufig auch ergänzt worden. Nur wenn die Originaldokumente Neues
ergeben oder biographische Angaben enthalten, die von den Schilderungen der genannten Auto-
ren abweichen, wird auf sie verwiesen. Die Aussagen Julius Meier-Graefes zur Biographie muss-
ten öfter korrigiert werden. Dass die einzige umfangreiche Monographie zu Marees, die ihren
Protagonisten in völlig unkritischer Fortführung und Steigerung der Selbststilisierung des
Künstlers (vgl. in der vorliegenden Arbeit VI.2.) zu einem »einsamen Kämpfer« und »letzten
Helden in einer mechanisierten Zeit« (Domm 1987b, S. 368) heroisiert, in ihren Angaben zui
Vita nicht immer den Tatsachen entspricht, haben schon Irene und Adolf von Hildebrand fest-
gestellt (BS, Annalen, S. 9; siehe zur Auflösung dieses kursiv gesetzten Verweises das dem Lite-
raturverzeichnis der vorliegenden Arbeit vorangestellte Verzeichnis der Quellen). Trotzdem
bleibt das dreibändige Werk Meier-Graefes, der noch auf Gespräche mit Weggefährten und Zeit-
genossen des Malers zurückgreifen konnte, eine zentrale Quelle der Marees-Forschung. (Zu
Meier-Graefes Marees-Interpretation vgl. Domm 1987a, S. 361 ff., und dies. 1987b sowie Moffett
1973. Eine positive Würdigung Meier-Graefes bei Belting 1987 und Lenz 1990.) Als Standard-
werk nicht nur zu Hildebrand, sondern auch zu Marees hat die ausgezeichnete Hildebrand-
Monographie von Sigrid Esche-Braunfels (1993; vgl. a. dies. 1987) zu gelten. Sattler in seiner
Quellensammlung zu Hildebrand (1962) und Esche-Braunfels sind die einzigen Autoren von Stu-
dien, welche die Marees-Forschung betreffen, die bislang das umfangreiche Material des Hilde-
brand-Archivs (HA) der Bayerischen Staatsbibliothek in München, das sich bis Anfang der
neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Familienbesitz befand, in größerem Umfang he-
rangezogen haben. Frau Dr. Sigrid Esche-Braunfels sei für ein ausführliches Gespräch und
wertvolle Anregungen herzlich gedankt.

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