Hans von Marees (1 837-1 887) ist einer der wichtigen Maler und Zeichner der
Gründerzeit und wird aufgrund seiner formalen Innovationen als Vorläufer der
ungegenständlichen Malerei des 20. Jahrhunderts angesehen. Wie sein Zeit-
genosse Cezanne entwickelte Marees die Motive seiner Figurenbilder aus einer
fortwährenden bildnerischen Bearbeitung seiner Lebensgeschichte. Er beabsich-
tigte zugleich, die autobiographischen Szenen seiner Zeichnungen in Gemälde
»von allgemeiner Berechtigung und Bedeutung« zu überführen. Nach dem Zerfall
der traditionellen Ikonographie arbeitete Marees an antikisierenden Figuren-
bildern, die dem Anspruch des klassischen Historiengemäldes auf anspruchsvolle
Weltdeutung gerecht werden sollten, ohne auf dessen traditionelle Erzählweisen
zurückzugreifen. In seinen zunehmend monumentalen >Hesperidenbildern<, die
seinen posthumen Ruhm begründeten, setzte Marees im Rückgriff auf kunsttheo-
retische Positionen des Klassizismus um 1 800 auf die aus seiner Sicht unmittelbar
augenfällige Sinnhaftigkeit von Körpersprache und formaler Stilisierung.
Diese erste umfassende Deutung seit Meier-Graefes Standardwerk von
1909/1910 stützt sich auf genaue Bildanalysen, auf teilweise bisher kaum
beachtete Zeichnungen von Marees und auf eine Vielzahl bislang nicht publizier-
ter Quellen aus seinem künstlerischen und biographischen Umkreis, besonders
aus den Nachlässen des Bildhauers Adolf von Hildebrand und des Kunsttheoreti-
kers Conrad Fiedler.
Marees' nach eigenem Anspruch >zeitlose< Figurenkonstellationen erweisen
sich als Abbilder gründerzeitlicher Stereotype und Mentalitäten. Zugleich werden
seine Gemälde mit ihren subversiven Ambivalenzen und inneren Widersprüchen
zwischen Mythos und Moderne als aufschlussreiche kulturgeschichtliche Zeug-
nisse der Gründerzeit mit spezifischem Aussagevermögen analysiert.
Deutscher Kunstverlag München • Berlin
ISBN 3-422-06524-5
Gründerzeit und wird aufgrund seiner formalen Innovationen als Vorläufer der
ungegenständlichen Malerei des 20. Jahrhunderts angesehen. Wie sein Zeit-
genosse Cezanne entwickelte Marees die Motive seiner Figurenbilder aus einer
fortwährenden bildnerischen Bearbeitung seiner Lebensgeschichte. Er beabsich-
tigte zugleich, die autobiographischen Szenen seiner Zeichnungen in Gemälde
»von allgemeiner Berechtigung und Bedeutung« zu überführen. Nach dem Zerfall
der traditionellen Ikonographie arbeitete Marees an antikisierenden Figuren-
bildern, die dem Anspruch des klassischen Historiengemäldes auf anspruchsvolle
Weltdeutung gerecht werden sollten, ohne auf dessen traditionelle Erzählweisen
zurückzugreifen. In seinen zunehmend monumentalen >Hesperidenbildern<, die
seinen posthumen Ruhm begründeten, setzte Marees im Rückgriff auf kunsttheo-
retische Positionen des Klassizismus um 1 800 auf die aus seiner Sicht unmittelbar
augenfällige Sinnhaftigkeit von Körpersprache und formaler Stilisierung.
Diese erste umfassende Deutung seit Meier-Graefes Standardwerk von
1909/1910 stützt sich auf genaue Bildanalysen, auf teilweise bisher kaum
beachtete Zeichnungen von Marees und auf eine Vielzahl bislang nicht publizier-
ter Quellen aus seinem künstlerischen und biographischen Umkreis, besonders
aus den Nachlässen des Bildhauers Adolf von Hildebrand und des Kunsttheoreti-
kers Conrad Fiedler.
Marees' nach eigenem Anspruch >zeitlose< Figurenkonstellationen erweisen
sich als Abbilder gründerzeitlicher Stereotype und Mentalitäten. Zugleich werden
seine Gemälde mit ihren subversiven Ambivalenzen und inneren Widersprüchen
zwischen Mythos und Moderne als aufschlussreiche kulturgeschichtliche Zeug-
nisse der Gründerzeit mit spezifischem Aussagevermögen analysiert.
Deutscher Kunstverlag München • Berlin
ISBN 3-422-06524-5