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Braun, Joseph
Praktische Paramentenkunde — Freiburg i. Br., 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2048#0123
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ANHANG.

INSCHRIFTEN.

VORBEMERKUNGEN

Der größeren Deutlichkeit halber empfiehlt es
sich, a) die einzelnen Worte der Inschriften nicht
bloß durch einen Zwischenraum, sondern auch durch
einen Punkt, ein Kreuzchen und ähnliches von-
einander zu trennen.

b) Hat man die Inschriften auf Spruchbändern
anzubringen, so soll man Bedacht darauf nehmen, daß
sich die Worte auf denselben möglichst gleichmäßig
verteilen. Es sieht sehr häßlich aus, wenn das
eine Spruchband wie vollgepfropft erscheint, während
das andere große Lücken aufweist.

c) Den Schwierigkeiten, die sich einer gleichmäßigen
Verteilung der Worte entgegenstellen sollten, kann
man begegnen:

1. durch Verkürzen der Inschrift. Es dürfen
dabei jedoch nur solche Worte ausgeschieden werden,
welche für den Sinn ohne besondern Belang sind, nicht
aber Worte, durch deren Fortlassen die Inschrift un-
vollständig oder sogar sinnlos würde.

2. Durch Wo rt ab k ürzungen. Solche sind
z. B.: Dns, Dni, Dho, Dnm für Dominus, Domini, Do-
mino, Dominum; Ds, DT, Do, Dm für Deus, Dei, Deo,
Deum; p, p, für prae, per und pro, und zwar auch
in zusammengesetzten Worten, wie pcinge, pferre,
Pponere für praecinge, perferre, proponere; cö, cü, T
für con, cum, in, und zwar ebenfalls für sich wie in Zu-
sammensetzungen. Ein Schluß-in kann durch einen
Strich über dem letzten Vokal, z.B.: fine, bonü = finem,
bonum, die Endung us durch ein kleines s rechts oben
an dem der Endung vorhergehenden Buchstaben, die
Endung ur ähnlich durch ein kleines r ausgedrückt
werden. Die häufige Endung orum pflegt durch or
bzw. OK, dargestellt zu werden.

3. Durch Verwendung von Füllornamenten.
Dieselben werden gebraucht, wo der Worte zur
Ausführung eines Spruchbandes zu wenige sind. Sie
bestehen gewöhnlich aus einer kurzen Ranke und
werden vor dem ersten und letzten Worte
angebracht.

4. Durch Sperren, d. i. Auseinanderziehen, oder
durch Zusammendrängen der Buchstaben. Man
hat dabei jedoch sorgfältig alles Übermaß zu ver-
meiden , sonst ist die Folge, daß die Worte auf
dem einen Spruchband klaffende Lücken aufweisen,

liraun. Praktische Pnrnnu-iiioiitunflf. 'J. Aull.

während sie auf dem andern wie zusammengepreßt
aussehen.

5. Durch Wahl kleinerer oder minder
breiter Buchstaben.

d) Die Farbe der Inschriften ist durch die
Farbe des Grundes bedingt. Auf rotem, blauem, grünem
oder violettem Fond führt man sie in Gold oder Gelb,
auf weißem oder gelbem in Gold, Braun, Rot oder'
Blau aus. Werden die Inschriften in Seidenstickerei
hergestellt, so empfiehlt es sich, die Buchstaben mit
einem Goldfaden zu konturieren, damit sie besser vom
Grunde sich abheben. Falls sie aber in Gold gestickt
werden, macht es sich vortrefflich, wenn umgekehrt,
der Kern der Buchstaben in tiefroter oder stahlblauer
Seide gearbeitet wird. Freilich ist zu dem Ende erforder-
lich, daß die Buchstaben von genügender Größe sind.

e) Die Inschriften kommen in der Regel nur dann
hinreichend zur Geltung, wenn sie in V 011 - oder
Aussparstickerei hergestellt werden. Bei An-
wendung bloßer Umrißstickerei verschwinden sie
zu sehr für das Auge, es sei denn, daß die Konturen
sich aus einer doppelten Stichreihe zusammensetzen.
Eine einfache aber vorzügliche Ausführungsweise von
Inschriften besteht darin, daß man die Buchstaben
kräftig konturiert und dann im Kettenstich mit kleinen
sich aneinanderreihenden Bogen ausfüllt. Allerdings
eignet sich dieselbe nur für größere Buchstaben.

f) Man kann sich zu den Inschriften sowohl der
lateinischen wie der Volkssprache bedienen.
Bei Kanzel behängen, Kommunionbanktüchern, Fahnen
und ähnlichem dürfte es wegen der Erbauung des
Volkes am praktischsten sein, Inschriften in der Volks-
sprache zu bevorzugen. Bei andern Paramenten, wie
bei den Meßgewändern, kommt das Moment der Er-
bauung weniger oder gar nicht in Betracht, teils weil
die Gläubigen zu weit entfernt sind, um die Inschriften
lesen zu können, teils weil der Faltenwurf einem Lesen
derselben hindernd im Wege steht. Hier ist es darum
angemessener, zu den Inschriften die offizielle liturgische
Sprache, das Latein, zu verwenden.

g) Ihre Verwendung finden die Inschriften außer
zur Ausfüllung von Spruchbändern namentlich zur
Herstellung von wirkungsvollen Inschriftenbordüren,
d. i. von Bordüreir. die aus einer oder aus zwei
 
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