_______________ Zur Geheimhaltung militärischer Karten 91
der Berberei. Denn der Kaiser brauchte ihn viel als Zeichner seiner Feldzüge,
historischer Momente und Eroberungen. Nach diesen Zeichnungen wurden
später schöne Wandteppiche gewebt. Auf diese Weise zeichnete er überall vie-
lerlei nach der Natur, unter anderem auch die Belagerung und Lage der Stadt
Tunis.«1 »7
Auf die von van Mander erwähnten Teppiche, wird an anderer Stelle noch ge-
nauer einzugehen sein (Abb. 26 u. 27).108 Die vor Ort entstandenen Zeichnun-
gen und Skizzen Jan Vermeyens sind nicht erhalten.109 Auch die Arbeiten des
Gornelis Anthonisz., der vor Tunis als Landmesser diente, sind verloren.110 Das
einzige erhaltene Zeugnis für seinen Aufenthalt in Nordafrika ist ein 1542 von
zwei Stöcken gedruckter Holzschnitt, der die Belagerung von Algier zeigt.111
Zahlreicher sind die erhaltenen Belege für seine besondere Begabung auf dem
Gebiet der Kartographie. So malte er 1536 im Auftrag des Rates der Stadt eine
große Tafel mit der Darstellung von Amsterdam aus der Vogelschau.112 Zwei
Jahre später schuf er einen zweiten derartigen Prospekt, der auf Pergament ge-
malt war. Dieser Plan ist nicht erhalten, doch weisen die Rechnungsbücher der
Stadt eine Zahlung von sechs Gulden aus, »dafür daß er diese Stadt portraitiert
hat als Geschenk für seine Kaiserliche Majestät«.113
Genaue chorographische Ansichten waren kriegswichtig, und Pläne von Fe-
stungen waren sehr gesucht. So ist zum Beispiel von König Joäo III. von Portu-
gal (1502-1557) überliefert, daß er im Jahre 1536 - um seine Kenntnisse der
Kriegsbaukunst zu verbessern - den Maler Francisco de Holanda (1517-1584)
nach Italien sandte, damit er die berühmtesten Festungen aufsuche, genaue
Zeichnungen anfertige und überhaupt alles aufzeichne, was ihm in diesem Land
auffalle. Holanda kehrte 1541 mit einem ganzen Buch voller Stadtansichten
zurück, wobei er besondere Mühe auf die Wiedergabe der Befestigungsanlagen
verwendet hatte.114 Chorographische Karten und Ansichten waren kriegswich-
tiges Material, weshalb sie als Staatsgeheimnisse gehütet wurden.
Zur Geheimhaltung militärischer Karten
Noch im 18. Jahrhundert, als Zedlers »Grosses vollständiges universal Lexikon
Aller Wissenschaften und Künste« erschien, herrschte Mangel an chorographi-
schen Darstellungen und Regionalkarten. Den Grund für das Fehlen derartiger
Darstellungen sah der Verfasser des Lexikonartikels zum Begriff »Chorographie«
in der Angst vieler Fürsten, daß genaue Karten ihren Feinden zum Vorteil ge-
reichen könnten.115 Schon Philipp der Gute hatte die von Jan van Eyck gemal-
te Landkarte - wie beschrieben - in einem höchst privaten Raum untergebracht,
der eigens mit eisernen Schlössern gesichert worden war.11(l Mögen für die gute
der Berberei. Denn der Kaiser brauchte ihn viel als Zeichner seiner Feldzüge,
historischer Momente und Eroberungen. Nach diesen Zeichnungen wurden
später schöne Wandteppiche gewebt. Auf diese Weise zeichnete er überall vie-
lerlei nach der Natur, unter anderem auch die Belagerung und Lage der Stadt
Tunis.«1 »7
Auf die von van Mander erwähnten Teppiche, wird an anderer Stelle noch ge-
nauer einzugehen sein (Abb. 26 u. 27).108 Die vor Ort entstandenen Zeichnun-
gen und Skizzen Jan Vermeyens sind nicht erhalten.109 Auch die Arbeiten des
Gornelis Anthonisz., der vor Tunis als Landmesser diente, sind verloren.110 Das
einzige erhaltene Zeugnis für seinen Aufenthalt in Nordafrika ist ein 1542 von
zwei Stöcken gedruckter Holzschnitt, der die Belagerung von Algier zeigt.111
Zahlreicher sind die erhaltenen Belege für seine besondere Begabung auf dem
Gebiet der Kartographie. So malte er 1536 im Auftrag des Rates der Stadt eine
große Tafel mit der Darstellung von Amsterdam aus der Vogelschau.112 Zwei
Jahre später schuf er einen zweiten derartigen Prospekt, der auf Pergament ge-
malt war. Dieser Plan ist nicht erhalten, doch weisen die Rechnungsbücher der
Stadt eine Zahlung von sechs Gulden aus, »dafür daß er diese Stadt portraitiert
hat als Geschenk für seine Kaiserliche Majestät«.113
Genaue chorographische Ansichten waren kriegswichtig, und Pläne von Fe-
stungen waren sehr gesucht. So ist zum Beispiel von König Joäo III. von Portu-
gal (1502-1557) überliefert, daß er im Jahre 1536 - um seine Kenntnisse der
Kriegsbaukunst zu verbessern - den Maler Francisco de Holanda (1517-1584)
nach Italien sandte, damit er die berühmtesten Festungen aufsuche, genaue
Zeichnungen anfertige und überhaupt alles aufzeichne, was ihm in diesem Land
auffalle. Holanda kehrte 1541 mit einem ganzen Buch voller Stadtansichten
zurück, wobei er besondere Mühe auf die Wiedergabe der Befestigungsanlagen
verwendet hatte.114 Chorographische Karten und Ansichten waren kriegswich-
tiges Material, weshalb sie als Staatsgeheimnisse gehütet wurden.
Zur Geheimhaltung militärischer Karten
Noch im 18. Jahrhundert, als Zedlers »Grosses vollständiges universal Lexikon
Aller Wissenschaften und Künste« erschien, herrschte Mangel an chorographi-
schen Darstellungen und Regionalkarten. Den Grund für das Fehlen derartiger
Darstellungen sah der Verfasser des Lexikonartikels zum Begriff »Chorographie«
in der Angst vieler Fürsten, daß genaue Karten ihren Feinden zum Vorteil ge-
reichen könnten.115 Schon Philipp der Gute hatte die von Jan van Eyck gemal-
te Landkarte - wie beschrieben - in einem höchst privaten Raum untergebracht,
der eigens mit eisernen Schlössern gesichert worden war.11(l Mögen für die gute