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VII Ware Kunst

prima fere uota et cunctis notissima templis diuitiae,
crescant ut opes, ut maxima toto nostra sit arca foro. 1
D. Iunius Iuvenalis

Eine Preisfrage

Peter Paul Rubens zählte unzweifelhaft zu den Spitzenverdienern unter den
Antwerpener Malern seiner Zeit. Man hat errechnet, dass Rubens in der Zeit
von Februar 1622 bis Mai 1625 täglich im Durchschnitt 70 Gulden verdiente. 2 Es
wurde sogar gemutmaßt, dass er bis zu 100 Gulden am Tag eingenommen habe. 3
Realistischer ist vermutlich die Einschätzung jenes reisenden Zeitgenossen, der
Rubens 1614 in seinem Atelier besuchte. Er notierte den Betrag von 100 GuT
den voll staunender Bewunderung als durchschnittliches Wocheneinkommen,
doch nicht ohne auch darauf hinzuweisen, dass Rubens wohl manches Bild
für bis zu 500 Gulden verkaufen könne. 4 Bei nicht einmal einem Gulden, den
zur gleichen Zeit ein gewöhnlicher Handwerker täglich verdiente, waren das
geradezu sagenhafte Summen. 5 Obwohl bei Schätzungen dieser Art Vorsicht
geboten ist, lässt sich doch in jedem Fall mit Sicherheit sagen, dass kaum ein
anderer Maler des 17. Jahrhunderts ein vergleichbar hohes Einkommen hatte. 6
Interessanter aber als die bloße Feststellung, dass Rubens ausgesprochen gut
verdiente, ist die Frage, wie er dies hohe Einkommen realisierte und was seine
Werke im Einzelnen kosteten.

Offensichtlich hatte Rubens feste Preise und ließ nicht mit sich feilschen.
So musste der Agent, den Sir Dudley Carleton beauftragt hatte, bei Rubens
einen Preisnachlass herauszuhandeln, seinem Auftraggeber resigniert mitteilen,
dass die Preise dieses Malers so unverrückbar seien wie die Gesetze der Meder
und der Perser. 7 Mit Blick auf sein hohes Jahreseinkommen könnte man zu
dem Schluss kommen, dass Rubens eine rigorose Preispolitik betrieb. Doch
davon kann in Kenntnis der überlieferten Quellen und Dokumente keinesfalls
die Rede sein. Das erweist schon einer der ersten Aufträge, den Rubens nach
seiner Rüclckehr aus Italien in Antwerpen übernahm. 8 Es war die Anbetung der
Könige (Abb. 22), die zu Beginn des Jahres 1609 für die Statenkamer des Rat-
laauses entstand, zu deren Ausgestaltung damals auch Rubens’ Kollege Abraham
Janssens (um 1575-1632) ein Gemälde anfertigen sollte. 9 Dabei \vurden beide
 
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