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III Wahrer Adel

nil ergo optabunt homines? si consilium uis,
permittes ipsis expendere numinibus quid
conueniat nobis rebusque sit utile nostris;
nam pro iucundis aptissima quaeque dabunt di. 1
D. Iunius Iuvenalis

»peintre de nostre hotel«

In den letzten Tagen des Jahres 1608 war Peter Paul Rubens aus Italien in seine
Heimatstadt zurückgekehrt. 2 Antwerpens Erscheinungsbild hatte sich in den
Jahren seiner Abwesenheit gewandelt und die Einwohnerzahl war dramatisch
gesunken, doch waren die Machtstrukturen völlig unverändert geblieben. 3 Noch
immer wurde das politische Leben durch die gleichen, zumeist adeligen Fami-
lien bestimmt, mit denen Peter Paul, der Sohn des angesehenen Altschöffen
Jan Rubens, von klein auf verkehrt hatte, und er konnte sicher sein, dass auch
sie ihn gut kannten, »wel kennen ende van joncx aff gekent hebben«. 4 Zur Zeit
seiner Heimkehr lagen die Geschicke der Stadt in den Händen des Außenbür-
germeisters und Ritters Nicolaas Rockox, dem als Innenbürgermeister der Ritter
Hendrik van Halmale zur Seite stand. Dem Schöffenkollegium gehörten die
Ritter Blasius de Bejar, Nikolaas van Mechelen, Jacob de Santa Cruz, Anthonis
van Berchem, Hendrick van Etten, Lanceloot tSeraerts und Jacob Dassa an,
außerdem noch Michiel Cnobbaert, Meister Pauwel van Liere, Andries van Bru-
eseghem, Frans de Schot, Junker Nikolaas de Herde, Balthasar de Smidt, Michiel
Boote und Junker Christoffel van Etten. 5 Die Macht innerhalb der städtischen
Administration war von den Großvätern auf die Söhne und Enkel übergangen,
sonst hatte sich seit den Tagen des Jan Rubens nichts geändert. Die Mitglieder
der Administration bestimmten dabei nicht nur die politischen Geschicke, son-
dern prägten auch das geistige Leben ihrer Stadt. Ein typisches Beispiel dafür
ist Jan Boghe, alias Joannes Bochius (1555-1609), der 1586 zum Stadtsekretär
ernannt worden war. 6 Er verfasste nicht nur lateinische Fest- und Lobreden aus
Anlass fürstlicher Einzüge, er dichtete auch lateinische Variationen auf die Psal-
men. 7 Zu den intellektuell herausragenden Mitgliedern des Magistrats zählten
später auch der Lipsius-Schüler Jan Van de Wouwer, den die Brüder Rubens
schon seit Kindertagen kannten, und Jan Caspar Gevaerts (1593-1666), der
unter anderem das elaborierte Programm zum 1634 in Antwerpen zelebrierten
festlichen Einzug des Kardinal-Infanten Ferdinand von Österreich (1609-1641)
 
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