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I Einleitung

O curas hominum! o quantum est in rebus inane!

»quis leget haec?« min tu istud ais? nemo hercule.

»nemo?« uel duo uel nemo. »turpe et miserabile.« 1
Aulus Persius Flaccus

Biographik zwischen Geschichte und Geschichten

Rubens kennt fast jeder. Sein Name ist gleichsam ein Synonym des Epochenbe-
griffs Barock und auch weit jenseits der kunstbeflissenen Bildungseliten ein Be-
griff, unter dem man sich etwas vorstellen kann. Bedeutendste Grundlage seines
Nachruhmes sind bis heute die knapp tausendvierhundert mit seinem Namen
verbundenen Gemälde. 2 Seinen kunsthistorischen Ruhm begründet aber auch
eine nicht enden wollende Flut von Publikationen, die seinem Leben und Werk
gewidmet sind. Gemessen daran nimmt sich die literarische Würdigung durch
seine Zeitgenossen beinahe spärlich aus, doch steht außer Frage, dass der schon
1618 »als Apelles unseres Zeitalters« gefeierte Maler bereits zu Lebzeiten eine
Berühmtheit war. 3 Aber wie gelangte Rubens zu diesem unsterblichen Ruhm?

Am Anfang dieser Untersuchung stand, neben einem über Jahre gewach-
senen Interesse an Leben und Werk des flämischen Malers Peter Paul Rubens,
der Titel eines Buches von Svetlana Alpers. 4 »The Making of Rubens« wurde von
der Göttinger Universitätsbibliothek zwar bald nach seinem Erscheinen 1995
angeschafft, war jedoch sogleich über Monate hin verliehen. Es blieb deshalb,
neben einiger Neugier, nur jenes freie Assoziieren, dem sich schon Jean Pauls
armes Schulmeisterlein Wutz hingab, das alle Werke, von denen die Titel in den
Messkatalogen es interessierten, weil es sie ja nicht kaufen konnte, sich selber
schrieb. Ausgehend von dem bildhaften Titel lag es nahe, in »The Making of
Rubens« jene längst ausstehende Antwort auf die Frage finden zu können, wie
Rubens, Sohn eines gutbürgerlichen Notars, zum gerühmten, geehrten und gea-
delten Malerfürsten werden konnte. 5 Doch diese Antwort blieb auch Svetlana
Alpers schuldig.

Der Fülle bekannter biographischer Details zum Trotz ist bis heute nur in
Ansätzen erklärt, wie Rubens berühmt und sein Name zu einem Begriff wur-
de. Vor allem ist es der biographischen Forschung bislang nicht gelungen, die
individuellen von den sozialen und politischen Faktoren der Konstitution sei-
nes künstlerischen Ruhmes zu trennen. Man hat seine Berühmtheit bislang
 
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