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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 10.1986

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Maus, Karl-Heinz: Emotionalität und ästhetisches Verhalten - zum Nutzen psychologischer Emotionstheorien für die ästhetische Forschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.31834#0081
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KARL-HEINZ MAÜS

Emotionalität und ästhetisches Verhalten -

Zum Nutzen psychologischer Emotionstheorien für die ästhe-

tische Forschung

Die zentrale Bedeutung der Emotionen für die ästhetischen Be-
ziehungen des Menschen wird von Ästhetikern und Kunstwissen-
schaftlern, aber auch von Psychologen, die sich mit ästheti-
schen Fragestellungen beschäftigen, immer wieder hervorgehoben.
Besonders für die Erklärung des Wesens und der Wirkung von
Kunstwerken wird der Begriff der Emotionalität genutzt. So
stellt PRACHT fest: "Nur über die Sphäre der Emotionen und
das Erlebnis ist der Zugang zum Ideengehalt der Kunstwerke -
und damit Erkenntnis - möglich" (PRACHT 1974, S. 27). Dem
folgen berechtigte Einschränkungen in der Richtung, daß Emo-
tionalität kein Privileg der Kunst ist und daß Kunst nicht
auf ihre emotionale Komponente reduziert werden darf. "Die
Emotionalität der künstlerischen Aneignung der Welt hervor-
zuheben bedeutet nicht, das Rationale aus der Kunst zu ver-
bannen. In der Kunst werden Gefühl und Verstand gleichermaßen
angesprochen, wenngleich Kunst niemals schlechthin ins Be-
grifflich-Rationale übersetzbar ist" (ebd.). Für KÜHNE ist das
Kunstwerk die Vermittlung eines gesellschaftlichen emotionalen
und geistigen Gehalts. "In der Kunst wird nicht über Gefühl
und Phantasie gesprochen, sie sind hier in Form und Gestalt,
in Begrifflichkeit und Erkenntnis und in den Schein von Wirk-
lichkeit selbst gefaßt" (KÜHNE 1981, S. 94). Ähnlich äußern
sich Psychologen im Zusammenhang mit der Analyse von Kunstwer-
ken. So sieht WYGOTSKI im Kunstwerk "eine Gesamtheit ästheti-
scher Zeichen, welche darauf gerichtet sind, in den Menschen
Emotionen auszulösen" (WYGOTSKI 1976, S. 7). Für ARNHEIM (1977)
werden Kunstwerke geschaffen, um Emotionen zu erzeugen, ihr be-
sonderer Gegenstand ist nur über die Emotionen zugänglich und
nicht über Wahrnehmung und Intellekt.
 
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