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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 10.1986

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Mehlhorn, Hans-Georg: Künstlerische Begabungen entwickeln, erkennen und fördern
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https://doi.org/10.11588/diglit.31834#0104
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102“

HANS-GEORG MEHLHORN

Künstlerische Benabungen entwickeln, erkennen und fördern

Ich möchte meinen Beitrag mit einem Zi-tat von ARNO SCHMIOT be-
ginnen. Ganz in Anlehnung an den EOISON zugeschriebenen Satz,
daß Genie aus 95 % Transpiration und 5 % Inspiration bestehe,
dachte dieser engagierte BRD-Schriftsteller im Jahre 1963 eben-
faj.ls über solche Relationen nach und schrieb: "Das 'Genie' ist
selten bei uns. Nicht weil die Fähigkeit dazu so rar wäre - die
wird vermutlich häufiger sein, als man meint ... aber sie macht
im Endeffekt nicht mehr als fünfundzwanzig Prozent aus. Die
nächsten fünfundzwanzig bestehen aus Mut; das heißt erworbene
Unanfälligkeit für populäre Tabuvorstellungen und von der Außen-
welt auferlegte Denkhemmungen sowie Rücksichtslosigkeit gegen
den eigenen Körper und dessen Wohlergehen. Die nächsten fünfund-
zwanzig ergibt proletarisch-robotenden Fleiß ... Die letzten
fünfundzwanzig Prozent endlich müssen aus Glück bestehen ..."/l/
Worte eines begabten Schriftstellers, über den GÜNTER HERBURGER
schrieb: "Böll und Grass wirken gegen ihn gemütlich, Lenz und
Walser steif unri oberflächlich" /2/, und den HELMUT HEISSENBÜTTEL
im "obersten Rang der deutscnen Literatur" sah /3/, Expertenur-
teile, von mir nur zitiert zur Bestätigung, daß hier einer ur-
teilt, der etwas davon verstehen muß, obwohl er bestimmt der Ver
führung erliegt, das eigene Verhalten und die eigene Persönlich-
keit zum Maßstab zu nehmen.

Was kann uns dieser Ausspruch über mein heutiges Thema sagen?

Was heißt das für die Diagnostik potentiell Begabter, zumindest
für die Bestimmung der fürderhin zu diagnostizierenden Felder:
Fragen also, die noch weit ins Vorfeld einer künftigen Diagno-
stik führen, die aber aufzuspüren und exakt zu formulieren
sind, wenn wir uns diesen Fragen mit wissenschaftlicher Akribie
nähern wollen. Lassen Sie mich anhand dieses Zitats, mit Ihnen
gemeinsam darüber nachdenken.
 
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